ENGEL - Abandon All Hope
Auch im Soundcheck: Soundcheck 05/2018
Mehr über Engel
- Genre:
- (Melodic) Death Metal
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Gain Music/Sony
- Release:
- 11.05.2018
- The Darkest Void
- The Legacy Of Nothing
- Book Of Lies
- As I Fall
- Buried
- Untouchable
- Death Reversed
- Across The Abyss
- Gallows Tree
- Abandon All Hope
- The Condemned
Zwar nicht himmlisch, aber schon in beachtlichen Sphären!
Da ich die letzte Scheibe der Band ENGEL besprochen habe, wurde mir wohl auch die neue Scheibe zur Rezension zugeteilt, auch wenn ich ja dem Melodic Death Metal nicht immer uneingeschränkt zugetan bin. Doch dann läuft "Abandon All Hope" und mischt gleich mehrere für den Stil eher untypische Zutaten in den Death-Metal-Eintopf. Da ist zum einen viel Klargesang und zum anderen elektronische Elemente.
Die Göteborger beschwören mit der Entwicklung, die dieses fünfte Studioalbum aufzeigt, natürlich unwillkürlich wieder einen Vergleich mit der Band IN FLAMES herauf, die ebenfalls nach einigen Alben den Weg des wahren Death Metal verlassen hat und heute umso großartigere Rockalben produziert. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass auch ENGEL das zu Beginn gewählte Korsett zu eng geworden ist und die kreative Seele nach Abwechslung schreit. Doch im Gegensatz zu den besagten IN FLAMES werden nicht melodische Keyboardbögen und Alternative-Einflüsse eingeflochten, stattdessen setzt ENGEL auf tanzbare Rhythmen und elektronische Elemente. Und was soll ich sagen: das funktioniert!
Gerade zu Beginn von "Abandon All Hope" scheint mit 'The Darkest Void' einen neuen Akzent setzen zu wollen. Das funktioniert gut und kombiniert tatsächlich Growls, Dancerhythmus, säuselnden Emocore-Melodien, die ich am ehesten mit SCAR SYMMETRY vergleichen kann, poppigen Gitarrenthemen und dem Keyboard, das den Elektro-Touch gibt. Im Folgenden gibt es einen ähnlichen Cocktail, die die Elemente in verschiedenen Dosierungen mischt, aber dabei immer originell und hochklassig bleibt. Mit dem flotten 'Book Of Lies' lässt ENGEL dann allerdings die Death-Metal-Elemente weitgehend fahren und in 'As I Fall' treiben die Schweden es auf die Spitze. Ja, hier wäre eine Prise Metal, gerne auch mit Death als Vornamen, eine wünschenswerte Zutat.
Doch an dieser Stelle enden die auffälligen Experimente erst einmal, denn 'Buried' ist wieder typischer Göteborg-Death, 'Untouchable' weist dann tatsächlich einmal Parallelen zu IN FLAMES auf, was ich als Lob verstanden haben möchte, und mit 'Death Reversed' wird dem Metal das Death entzogen, aber heftig gerockt. Gegen Ende der Scheibe wird es wieder experimenteller, gelegentlich klingt man auch mal nach AMORPHIS und auch mit den Melodien schießt ENGEL gelegentlich über das Ziel hinaus. Dafür ist das zwischen Indie, Alternative und Metal geparkte Titellied ein echter Hinhörer, bevor wir mit Göteborg-Dancefloor-Death entlassen werden.
"Abandon All Hope" ist ein äußerst abwechslungsreiches, spannendes Album geworden, dass nach einigen Durchläufen ein paar Hänger entwickelt, aber eine Band zeigt, die reif und ohne Berührungsängste Musik kreiert. An den Gesangsmelodien kann man sicher noch etwas feilen, da so mancher Refrain dann doch etwas arg plakativ klingt, aber ich kann dem fünften Album der Buschen viel abgewinnen. Und ich habe den Verdacht, dass das live bestimmt noch besser ist.
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Frank Jaeger