ENSIFERUM - Thalassic
Auch im Soundcheck: Soundcheck 07/2020
Mehr über Ensiferum
- Genre:
- Folk Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Metal Blade Records
- Release:
- 10.07.2020
- Seafarer’s Dream
- Rum, Women, Victory
- Andromeda
- The Defence Of The Sampo
- Run For The Crushing Tide
- For Sirens
- One With The Sea
- Midsummer Magic
- Cold Northland (Väinämöinen Part III)
- Merille Lähtevä (Bonustrack)
- I’ll Stay By Your Side (Bonustrack)
Finnische Ausrufezeichen
Die Schwertträger sind zurück. Knappe drei Jahre, nachdem die Finnen zur "Two Paths"-Schlacht aufschlugen, kehren sie nun mit Rundling Nummer acht zurück. Und Freunde des gepflegten Pagan/Folk Metal dürfen sich freuen, denn in Sachen Abwechslung und Schlagfertigkeit hat ENSIFERUM noch einiges obendrauf gelegt. Geschuldet ist das unter anderem dem neuen Gesicht hinter dem Keyboard, Pekka Montin, der sich heuer auch in Sachen Klargesang beweisen darf. Und dieser gelungene Wechsel zwischen gutturalem, typischem ENSIFERUM-Gesang und eben den Clean-Passagen macht auf "Thalassic" einiges her. Doch auch über diesen Aspekt hinaus ist die achte Scheibe eine Veröffentlichung mit sehr viel Mehrwert.
ENSIFERUM nimmt uns auf "Thalassic" mit auf große Schifffahrt, die standesgemäß mit Meeresrauschen und viel Atmosphäre eingeläutet wird. 'Rum, Women, Victory' war bereits im Vorfeld bekannt und ist eine schnelle, kraftvolle und sehr zielstrebige Hymne, die typischer für Petri und Co. nicht hätte ausfallen können. Wer glaubt, dass sich der Spielmannszug aus Helsinki in altbekanntem Terrain ausruht, der irrt jedoch. 'Andromeda' ist der erste epische Hinhörer der Platte, bei dem ENSIFERUM das Dramatische und Bombastische aber wohldosiert einsetzt und mit viel Fingerspitzengefühl agiert. Und mit dem Kalevala-Querverweis 'The Defence Of The Sampo' wird die Folk-Vergangenheit gekonnt aufgerollt, ohne dass die Epik darunter leiden muss.
Dieser doch hochklassige Beginn lässt aufhorchen und auch die weiteren "Thalassic"-Stücke können durch die Bank weg überzeugen. Das schnellere 'Run From The Crushing Tide' ist dank flinker Rhythmik und genügend Inbrunst wieder etwas charakteristischer, während 'For Sirens' speziell aufgrund der tollen Melodie und des Wechselspielchens der verschiedenen Gesänge von Mal zu Mal an Größe gewinnt. Und dass ENSIFERUM auch balladesk überzeugt, demonstriert uns voller Dramatik 'One With The Sea', ehe mit der Party-Humppa-Nummer 'Midsummer Magic' eine doch verzichtbare Nummer folgt, die andererseits aber den hohen Abwechslungsreichtum auf "Thalassic" unterstreicht. Zu guter Letzt springt mein Nostalgieherz höher, denn mit dem Longtrack 'Cold Northland' folgt der dritte 'Väinämöinen'-Teil, dessen Saga auf dem gleichbetitelten Debüt von 2001 bereits Erwähnung fand. Auch hier wird episch die Fahne in Richtung Wintersturm gehisst, ein toller Abschluss für ein äußerst geglücktes Album.
Dazu kommt ein wie immer fetter Sound, zwei gelungene Bonusstücke und ein Fantasy-Artwork zum Niederknien. Geschmack hat ENSIFERUM also nicht nur musikalisch sondern, wie eigentlich immer, auch optisch bewiesen und dem achten Rundling ein superbes Cover beigefügt. Mutig und freundlich, so tapfer und gläubig – so agiert nicht nur die Gummibärenbande, sondern auch die Truppe aus der finnischen Hauptstadt. Gut, den freundlichen Aspekt würde ich wohl gegen etwas Aggressiveres, Lauteres und ENSIFERUMeres eintauschen. Doch im Grunde genommen profitiert die Band nicht nur vom neuen Klargesang und dem gelungenen Songwriting-Händchen, sondern abermals vom Mut, auch neue Dinge gekonnt auszutesten und diese authentisch an den Mann zu bringen. "Thalassic" ist ein über viele Strecken sogar sehr gutes Pagan-/Folk-Metal-Album mit einigen Überraschungen und vielen Ausrufezeichen geworden. Klasse.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Marcel Rapp