ENSOPH - Opus Dementiae
Mehr über Ensoph
- Genre:
- Gothic Black Metal
- Label:
- Cruz Del Sur Music
- Jaldabaoth at the Spring of Time
- In the Flesh (Visione della Passione)
- Sophia's Fall
- Faith Defeat
- Salmo a Nessuno
- White Lamb Seducer (40 Days & Forty Nights)
- Lies of the Mirror Which Lies Not
- Sun of the Liar
- Proudly Divine (Ink & Mirrors & Empty Tombs)
- Sophia's Fall (Sophies Welt RX)
Auf “Opus Dementiae Per Speculum Et In Aenigmate” spielen die Italiener ENSOPH einen stark schwarzmetallisch geprägten Gothicsound mit einigen Industrialelementen sowie charakteristischem, filigran-romantischem Flötenspiel. Die teilweise stark vorhandenen Anleihen und Prägungen aus dem elektronischen Bereich in Form von Keyboards und Samples haben ENSOPH sehr gut eingearbeitet; die Einsätze fallen in manchen Stücken kaum auf, tragen aber enorm zur atmosphärischen Dichte der Stücke bei.
Die stilistische Bandbreite gerade auch innerhalb eines Stücks ist enorm, die Mischung ausgewogen: Klassischer Gothicgesang trifft auf heiseres Krächzen, Mörderriffstakkatos beharken melancholische Melodieflächen, und akustische Instrumente wie Klavier und Flöte schieben sich immer wieder veredelnd zwischen die omnipräsenten Stromgitarren. Rhythmen wechseln ENSOPH ebenso gekonnt wie die Stimmungslagen ihrer Stücke. Was auch immer dabei entsteht: Es passt zusammen.
Das Album beginnt mit einem indisch-folkloristisch geprägten Intro ausgewogen, abwechslungsreich und rund, lässt dann das Schlagzeug prasseln und donnern, ausgeprägten Fauchgesang Säure spucken und die quecksilbernen Keyboards eiskalt in den düsteren Groove schneiden. Die Marschrichtung ist damit klar: Im Wesentlichen dominieren meist Gothic und Black Metal, bisweilen mischt sich noch ein wenig Industrial und/oder Medieval darunter. Die Prioritäten zwischen Düsterrock und Black Metal verschieben sich mehrmals im Dickicht der komplexen Songstrukturen. Wie zum Spott trällert hier und da eine flinke Flöte munter dazwischen, oder ein Klavier sorgt für romantische Stimmungen. Flüchtige, düsterromantische Melodien polyinstrumentaler Art werfen bedächtig flackernde Schattenspiele in zuckende Rhythmen. Oder aber es pulsieren unruhige Bassakkorde durch elektroeffektverkleidete, enge Gitarrentunnel. Dazu wird gewimmert, fies gekrächzt und gefaucht, dass sich die Nackenhaare sträuben, ja sogar auszufallen drohen. Industrial Melodic Black könnte man das wohl nennen, und es ist stets gut ausbalanciert. Von der prä-apokalyptischen Beklemmung einer mit zusammengedrückter Kehle wahnwitzig durch klirrend kalte Keyboard- und-Thrash-Passagen jagenden, klassisch anmutenden Black-Metal-Fuge bis hin zu Liebäugeleien mit moderner Nu-Metal-Rhythmik ist auf "Opus Dementiae" alles drin, solange es nur den typischen ENSOPH-Gothicsound hat.
Es ist ihr außerordentliches Talent am Klangwebstuhl, das den besonderen Charme der Band ausmacht. Manchmal allerdings leidet die Klarheit der Stücke unter den zumeist sehr dichten Verschachtelungen. So lässt mich das mit hydraulisch klingenden Samples, Tribalrhythmen und windschiefen Klavierharmonien stimmungsvoll experimentierende ‘Salmo A Nessuno’ eine etwas klarere Struktur vermissen und ist keineswegs einfach zu entschlüsseln. Auch das silbrige Klavierklänge wirklich gekonnt mit gezerrten Düsterriffs, wüstem Getacker, fauchendem Gesang und unheimlichen Keyboardstimmungen verwebende 'Lies Of The Mirror Which Lies Not' kommt insgesamt dann doch etwas struppig und zerfahren rüber.
Doch sobald sich so etwas wie Langeweile am Horizont des Albums aufgrund der irgendwann gut eingefahrenen Stimmlagen auch nur abzuzeichnen droht, zaubern ENSOPH einen weiteren Kracher aus dem Hut, lassen es knallen und grooven, schicken zurrend ausgreifende Gitarren ins feierliche Gemoshe, unterlegen das Ganze mit einer schönen Flötenmelodie und lassen im Idealfall noch eine herrlich schlammig-düstere Klangsuppe hinterher schwappen. Als Dreingabe vermag Bruno Kramms (DAS ICH) 'Sophies Welt Remix' von 'Sophia’s Fall' im schillernden, mit EBM und Trance behafteten, durchscheinenden Gewand voll und ganz zu überzeugen. Der nackter wirkende Remix weist keinerlei Längen auf und lässt das Stück noch klarer und beinahe hypnotisch wirken.
Fazit: Wer auf atmosphärischen, tiefenwirksamen Gothic mit romantischen Melodien und auf leicht verschrobenen Black Metal mit interessanter Instrumentierung und schneidenden Industrialeinflüssen steht, sollte sich dieses Prunkstück keinesfalls entgehen lassen.
Anspieltipps: In The Flesh, White Lamb Seducer, Proudly Divine
- Redakteur:
- Eike Schmitz