EPITAPH (IT) - Path To Oblivion
Mehr über Epitaph (IT)
- Genre:
- Doom Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- My Kingdom Music
- Release:
- 20.12.2024
- Path To Oblivion
- Embraced By Worms
- Condemned To Flesh
- Nameless Demon
- She's Reborn In Blasphemy
- Voices Behind The Wall
- Kingdom Of Slumber
- Fall From Grace
Düstere und komplexe Doom-Metal-Feinkost
2024 konnte bislang bereits mit so einigen sehr feinen und leckeren Doom Metal-Releases aufwarten. Stellvertretend seien hier nur einmal die sehr starken Scheiben von AIWAZ, CRYPT SERMON, IN AEVUM AGERE und THE GATES OF SLUMBER erwähnt. Mit den Italienern EPITAPH bewirbt sich Richtung Jahresausklang nun gerade noch rechtzeitig eine weitere Kapelle um einen Platz in der oberen Tabelle in den internen Doom-Jahresbestlisten.
Ausgewiesenen Kennern und Trüffelschweinen des Genres dürfte die Band hingegen wohl nicht gänzlich unbekannt sein. Hervorgegangen ist die Formation aus den Bands SACRILEGE und BLACK HOLE. Letztere haben 1985 mit dem Album "Land Of Mistery" ein kleines Underground-Juwel unters Volk gebracht, welches sich auch heute noch großer Beliebtheit in Szenekreisen erfreut und High Roller Records im vorigen Jahr noch einmal eine Wiederauflage mit vier Bonussongs wert gewesen ist.
EPITAPH hat sich bereits 1988 gegründet. Nach drei Demos war die Band aber bereits 1994 wieder Geschichte, nur um sich 2007 wieder zu reformieren und 2014 nach über fünfundzwanzig Jahren mit dem Debütalbum "Crawling Out Of The Crypt" aus der Versenkung wieder aufzutauchen. Das gute Werk rotierte damals sehr häufig in meinem CD-Player. Umso erfreuter war ich, als die Band zwei Jahre später einen Support-Slot bei der Tour mit ABYSMAL GRIEF ergattern konnte und ich im Nachgang des Hamburger Gastspiels das Vergnügen hatte, einige Worte mit den sympathischen Herren aus Verona zu wechseln.
Doch genug der Vorrede. EPITAPH bietet auch auf dem aktuellen Longplayer wieder episch angehauchten und okkult gefärbten Doom Metal in der Schnittmenge ihrer Landsmänner BLACK OATH und frühen DEATH SS. Das heißt, sowohl Liebhaber des klassischen und puristischen Doom als auch Anhänger der epischeren Spielart sollten hier vollends auf ihre Kosten kommen.
Stilecht düster und atmosphärisch geheimnisvoll geht es im als Intro angelegten Titelsong zur Sache, bevor in 'Embraced By Worms' gleich eindrucksvoll demonstriert wird, wo der Doom-Frosch die Locken hat. Mächtige und tonnenschwere Riffs für jede Doom-Fibel schüttelt Gitarrist Nicola Murari hier gleich reihenweise aus dem Ärmel. Dass er darüber hinaus auch noch ganz vortrefflich solieren kann, beweist er ebenfalls, nachdem der Song einige interessante Wendungen genommen hat und wir gewahr werden: Mid- und Downtempo gehen mitunter ganz vorzüglich Hand in Hand. Wunderbar episch wird es in 'Condemned To Flesh', was hier nicht nur den unterstützenden Keys geschuldet ist, bevor Murari im Mittelteil zwischenzeitlich Gefallen an fuzzyesken Gitarrenklängen findet. Überhaupt, die Italiener gehen, im Doom Metal nun bekanntlich nicht wirklich die Regel, äußerst breaklastig zu Werke. Gelegentlich fühle ich mich gar ein klein wenig an die sehr progressiv agierenden MEMENTO MORI (R.I.P.) erinnert.
Schleppend und bedrohlich, aber auch ein wenig balladesk startet 'Nameless Demon' und gipfelt zum Ende hin in ein von Gitarre und ultratiefem Bass (auch den bedient Murari hier) improvisativ angeführten Songfinale. Ganz großes Ohrenkino. Ein wenig Durchschnaufen ist dann bei 'She's Reborn In Blasphemy' angesagt. Die Nummer fungiert als kleines Intermezzo: Finstere Orgelteppiche und dezente Schauerchöre machen auf einem Doom-Album grundsätzlich immer eine gute Figur. 'Voices Behind The Wall' ist dann der wohl beste Song des Albums. Zeitlupenstrommusik in Reinkultur, Riffs zum Niederknien. Treibendes, vertracktes Schlagzeug, dezente Keyboardteppiche (eingespielt von Rückkehrer Giampi Tomezzoli, der auch bei den drei ersten Demos mit von der Partie gewesen ist), gedämpftes Rabengekrächze im Hintergrund und der starke innere Drang, meine müde Nackenmuskulatur wieder einmal einem verdienten Praxistest in Form von gepflegtem Headbanging zu unterziehen. Die Raben ziehen indes auch zu Beginn des psychedelisch angereicherten 'Kingdom Of Slumber' ihre wachsamen Kreise am dunkelgrauen und wolkenverhangenen Himmel. Der Refrain entpuppt sich als ausgezeichnet hymnenhaft und musikalisch fühle ich mich hier an Songs aus der Feder des älteren Leif Edling erinnert. Das abwechslungsreiche 'Fall From Grace' ist dann ein würdiger Closer eines richtig starken Doom Metal-Albums, werden doch hier noch einmal alle Stärken der Band kongenial gebündelt.
Zwei kleine Kritikpunkte müsste ich dann allerdings doch noch anbringen. Die Produktion klingt leider nicht ganz so, als ob man hier ein üppiges Budget zur Verfügung gehabt hat. Gerade das Schlagzeug klingt phasenweise doch arg plastisch, was sehr schade ist, da Mauro Tollini hier auf Albumlänge nämlich mit ganz famosen Trommelspiel auftrumpfen kann. Und an den neuen Sänger Riccardo Dal Pane muss zumindest ich mich wohl erst noch gewöhnen, intoniert er hier doch durchgehend sehr "kehlig", sprich: Mich beschleicht das Gefühl, dass er seine Stimmkraft überwiegend sehr untechnisch aus dem Rachen bezieht und wenig bis gar nicht mit Brust- und Kopfstimme arbeitet. Da war der charismatische Vorgänger Emiliano Cioffi doch um einiges besser und vor allem facettenreicher aufgestellt.
Nichtsdestotrotz: Wer seine Doom-Sammlung für dieses Jahr noch um ein weiteres superbes Werk upgraden möchte und die üblichen Referenz- und Klassikerwerke des Doom Metal ohnehin im Schrank stehen hat, ist mit dieser Platte unterm Strich aller bestens beraten.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Stephan Lenze