ERRORHEAD - ErrorRhythm
Mehr über Errorhead
- Genre:
- Crossover/Rock
- Label:
- Nepomuc-music
- The Way To ...
- Bhakti
- Scratching The Surface
- Visit Your Soul
- Rocket-Boy
- Message Of Love
- Cowgirl
- Colour Of Your Tear
- Dead Or Alive
- '99
Rezensenten haben kein einfaches Leben. Musik, welche ja eigentlich als eigene Kunstgattung schon für sich selbst steht, mit Worten zu beschreiben, gleicht oftmals dem Versuch, bei Windstärke zwölf auf dem Kopf stehend ein Kartenhäuschen zu bauen. Instrumentalmusik zu interpretieren, welche sich ja lustigerweise ganz dem Verbalen entzieht, bleibt wohl bis ans Ende aller Zeiten ein Kraftakt, den nur einige mutige Helden märtyrergleich für das Wohl der gesamten Menschheit vollführen. Und um den ohnehin schon überspannten Bogen zu dem wirklich Wichtigen zu ziehen: täteräää ... "ErrorRhythm" von ERRORHEAD.
Markus Deml, welcher sich hinter dem oben genannten Künstlernamen verbirgt, quietscht und kreischt auf seinem zweiten Soloalbum mit seinem sechssaitigen Tonkolben durch die Lande, dass es zeitweilig eine wahre Freude ist. Und als ob ein sauberes Greifhändchen heutzutage nicht schon genug wären, zaubert besagter Herr auch noch ein paar hervorragende, weil auch mal außereuropäische Ideen aus dem drolligen Hütchen.
'The Way To ...' eröffnet die bunte Trackparade mit indischer Melodik, äußerst gut verpackt und satt sowie sauber produziert, was gleichermaßen auf das ganze Album zu beziehen ist. Angrenzend erlaubt sich 'Bhakti' den großen Sprung zur mit einem schönen Aufbau versehenen Rocksause. Wie man diese Kombination aus fernöstlicher Liedkunst und bretternder Rhythmusgitarre nennen soll, überlassen wir dogmatischeren Musikmagazinen. Lecker, das Ganze und abwechslungsreich außerdem.
Bei 'Scratching The Surface' ist der Name Programm und Herr Deml bietet dem geneigten Ohr die lückenlose Bandbreite der Plektrenkunst, gemixt mit einem feinen Cyberspacefeeling, das einem kaum mehr aus den Gehörgängen entfleuchen möchte. Da man ja heutzutage sehr offen ist, darf auch mal zwischendurch ein dreckiges Blues-Rock-Solo sein.
'Visit Your Soul' hält da eher ein wenig die Luft an, Langeweile kommt jedoch zu keinem Zeitpunkt auf. ERRORHEAD stellt besonders hier sein wirklich tolles Gespür für die Melodie zur Schau. Einfach mal anschalten und genießen, dabei eine Zigarette schmauchen und der Tag ist gerettet. Könnte doch alles so leicht sein. Doch wo Licht ist, gibt es leider natürlich auch immer den obligatorischen Schatten, der fies grinsend hinter der nächsten Ecke wartet. Unserer nennt sich 'Rocket Boy' und ist, leider, ein relativ billiges und auch nervtötendes Stück Elektrorock. Ein unbedingter "Skip-Track", über dessen Gesangseinlagen man aus Höflichkeit keine Worte verlieren sollte.
Sehr groovy geht es mit 'Message Of Love' weiter, wo der werte Herr Gitarrist den vorherigen kleinen Ausreißer erst einmal vergessen machen kann. Jedoch hätte man, der Kurzweil halber, vielleicht einfach ein paar Takte weniger für das ansonsten frech-eingängige Riff verbraten sollen. 'Cowgirl' fällt dann wieder eindeutig qualitativ vom bisher Gehörten ab. Die gleichen hirnzellentötenden Vocals, welche man bereits in 'Rocket Boy' ertragen musste, machen den Song zu einem dicken, roten Minus auf dem Rezensionskonto. Die gebotenen Ansätze wirken zwar denen eines gewissen Herrn Vai sehr ähnlich, aber lassen wir das mal außer Acht.
'The Colour Of Your Tear' bringt dann zum Glück wieder lasziv-bedächtig zur Geltung, was ERRORHEAD auszeichnet. Feeling, Feeling und nochmals Feeling für die richtige Note zum richtigen Zeitpunkt. Und weil man ja aufgrund der beiden genannten Nieten einiges gutzumachen hat, poltert 'Dead Or Alive' auch frisch und fröhlich sägend aus den Boxen. Mit ''99' endet dann auch schon in relativ klassischer Manier "ErrorRhythm" und was soll man abschließend sagen?
FAZIT: ERRORHEAD fährt mit "ErrorRhythm" leider nicht wirklich das erwartete große Geschütz auf. Zwei totale Ausreißer auf zehn Tracks, das passt einfach nicht zu dem, was man von einem professionellen Gitarristen erwartet. Was das Album zu Anfang hin versprochen hat, wurde über die Spieldauer von circa 36 Minuten einfach nicht gehalten und auf jeden Fall sollte Herr Deml, wenn er es denn wirklich gewesen sein sollte, mit dem Singen aufhören, welches merkwürdigerweise eher nach kaputtem Rasierapparat klingt. Der Rest des Albums ist jedoch wirklich hörens- und kaufenswert. Wer sich für gitarristische Abwechslung und/oder die eher melodiösen Momente eines Herrn Satriani oder eines Grandseigneur Vai erwärmen kann, sollte zumindest mal im Plattenladen seines Vertrauens in "ErrorRhythm" reinschnuppern. Das Potenzial für eine Hammerplatte wurde zwar verspielt, aber dennoch wird man ganz sicher von ERRORHEAD in Zukunft noch einiges zu erwarten haben. Bis dahin ... quietschfiedelblöckkreischächz ... in diesem Sinne.
Anspieltipps: Bhakti, Visit Your Soul, Message Of Love, The Colour Of Your Tear
- Redakteur:
- Lasse Rosenberger