ESTUARINE - Nyarlathotep
Nyarlathotep
Mehr über Estuarine
- Genre:
- Progressive Grindcore
- ∅-Note:
- 1.50
- Label:
- Eigenvertrieb
- Release:
- 19.03.2021
- Crawling Chaos
- Carriers Of Shadows
- Prophecy Denial
- Hooves Of Oblivion
- Bloody-Nubbed Exile
- Broken Subordinates
- The Audient Void
- Planes Of Rotting Creation
17.03.2021 | 20:20
Dabei hat sich ein wichtiger Punkt herauskristallisiert. Je länger ein Song geht (vorausgesetzt er ist gut gemacht), desto mehr Spaß habe ich mit diesem Track. Mehr von etwas Gutem ist halt einfach besser. Es ist unbestritten, dass man zum Geschichtenerzählen, Spannung erzeugen oder Atmosphäre schaffen eine gewisse Zeit braucht. Dem gegenüber steht das Verlangen der heutigen Hörerschaft direkt in 30 Sekunden alles zu Bekommen, was das Lied ausmacht. In dieser geringen Zeitspanne wird entschieden ob ein Song "Hot or Not" ist. Das heißt die Melodie, der Beat, der Rhythmus muss sofort zünden und auch der Chorus sollte direkt im Ohr hängen bleiben. Klar, diese ominöse Drei-Minuten-Formel gab es auch früher schon im Pop-Bereich, jedoch sind wir mittlerweile nicht nur bei zwei Minuten angelangt, sondern müssen uns fragen, ob die Tendenz nicht weiter nach unten geht.
Diese Platte macht Sprachlos.
Im Kern soll es hier um das Ein-Mann Projekt ESTUARINE gehen, welches mit der EP "Nyarlathotep" und einer Laufzeit von 9:28 Minuten seine aktuelle Version von progressiven Grindcore vorlegt. Um das qualitativ zu bewerten, muss ich allerdings etwas weiter ausholen. Es steht ja außer Frage, dass sich die Art & Weise, wie man heutzutage Musik konsumiert, sich deutlich von der Herangehensweise unterscheidet, welche ich mir über Jahrzente angewöhnt habe. CD in die Anlage, Kopfhörer auf und Booklet in die Hand und dann in der Musik versinken. Historische Fakten und lyrische Bezüge werden im Internet oder Büchern nachvollzogen und wenn das Englisch nicht ausreicht, dann werden die Texte erstmal übersetzt.
Dabei hat sich ein wichtiger Punkt herauskristallisiert. Je länger ein Song geht (vorausgesetzt er ist gut gemacht), desto mehr Spaß habe ich mit diesem Track. Mehr von etwas Gutem ist halt einfach besser. Es ist unbestritten, dass man zum Geschichtenerzählen, Spannung erzeugen oder Atmosphäre schaffen eine gewisse Zeit braucht. Dem gegenüber steht das Verlangen der heutigen Hörerschaft direkt in 30 Sekunden alles zu Bekommen, was das Lied ausmacht. In dieser geringen Zeitspanne wird entschieden ob ein Song "Hot or Not" ist. Das heißt die Melodie, der Beat, der Rhythmus muss sofort zünden und auch der Chorus sollte direkt im Ohr hängen bleiben. Klar, diese ominöse Drei-Minuten-Formel gab es auch früher schon im Pop-Bereich, jedoch sind wir mittlerweile nicht nur bei zwei Minuten angelangt, sondern müssen uns fragen, ob die Tendenz nicht weiter nach unten geht.
Ist es notwendig, wenn ich alle kreativen Highlights in 30 Sekunden packe, einen Song auf zwei bis drei Minuten zu strecken? Macht es nicht viel mehr Sinn, diese 30 Sekunden, wenn Sie mir gefallen, immer wieder im Loop zu hören? Der Künstler braucht sich über Einleitung und Outro keine Gedanken mehr zu machen. Im Zeitalter von Streaming und Verdienst pro Klick wäre es sogar das lukrativere Geschäftsmodell. In einem theoretischen Modell würde ESTUARINE mit Klangerzeugnissen wie 'Prophecy Denial' und 'Bloody-Nubbed Exile' 46x soviel verdienen wie GENESIS mit 'Supper's Ready'.
Steht nun also kommerzielles Kalkül hinter seiner Entscheidung, acht Songs in 9:28 Minuten zu veröffentlichen. Insbesondere wenn man im Eigenvertrieb doch verstärkt auf Streaming setzt. Ich hoffe nicht, denn man sollte die oben beschriebene Vorgehensweise nicht auf progressiven Grindcore anwenden. Bei diesem Musikstil-Hybriden sind nämlich beide Seiten der Medaille viel zu weit weg vom Mainstream, so das solchen Anbiederungen an den Zeitgeist nicht zeilführend wären.
Somit müsste ESTUARINE etwas anderes angetrieben haben. Klar, der Grindcore setzt auch historisch durchaus auch mal auf kürzere Formate - aber gut ist das selten und in diesem Projekt-Kosmos hat es bisher kaum eine Rolle gespielt. Es ärgert mich somit wirklich, das Hydrus (so das weitere Pseudonym des Multiinstrumentalisten) nach wirklich großartigen Werken, wie "Sic Erat Scriptum" und zuletzt "Wisdom Of Silenus" solche Grütze veröffentlicht. Für mich sind das vom Opener bis 'The Audient Void' ausnahmslos unfertige Songfragmente und eine Ideensammlung welche manche Songwriter in diesem Zustand nicht mal ihren Bandkollegen zuschicken würden um zu fragen ob man daraus vielleicht nen Song machen könnte.
Da rettet 'Planes Of Rotting Creation' am Ende auch nicht wirklich mehr viel, zumal der in meinen Ohren einzige Song ebenfalls nicht im Ansatz die progressive Verspieltheit des bisherigen Werke wiederspiegelt. Ich höre jetzt 'Voice Of Current' vom selbstbetitelten Debüt. Der eine Song ist ebenfalls knapp zehn Minuten lang und zeigt ESTUARINE nur um Welten besser als alles, was hier stattfindet,
- Note:
- 1.50
- Redakteur:
- Stefan Rosenthal