EUROPE - Start From The Dark
Mehr über Europe
- Genre:
- Hard Rock
- Label:
- Sanctuary / T&T
- Release:
- 27.09.2004
- Got To Have Faith
- Start From The Dark
- Flames
- Hero
- Wake Up Call
- Reason
- Song No. 12
- Roll With you
- Sucker
- Spirit Of The Underdog
- America
- Settle For Love
Ja, sie sind tatsächlich zurück! Mit dem dritten Album "The Final Countdown" gelang den Schweden im Jahre 1985 der große Durchbruch und fast ein jeder kann die Melodie des Titeltracks im Schlaf mitpfeifen. Während man auf dem selbst betitelten Debüt (1983) und dem Zweitwerk "Wings Of Tomorrow" härtetechnisch noch etwas rockiger agierte, öffnete das sehr am Mainstream orientierte Album "The Final Countdown" mit den Singleauskopplungen 'The Final Countdown', der Schmusenummer 'Carrie' oder dem Rocker 'Cherokee' weltweit viele Türen. Das Album verkaufte sich allein über acht Millionen Mal und man war urplötzlich in aller Munde. Doch anstatt "Metal Hammer" oder "Rock Hard", rissen sich plötzlich Teenie-Magazine wie "Bravo" oder "Pop Rocky" um die schwedischen Hardrocker.
Mitten auf dem Höhepunkt steigt Gitarrist John Norum aus und wird durch den farblosen Kee Marcello ersetzt. Mit "Out Of This World" aus dem Jahre 1988 konnte man nicht ganz an den vorangegangen Erfolgen anknüpfen, lieferte dennoch ein mehr als ordentliches Album mit den Klassikern 'Superstitious' oder 'Let The Good Times Rock' ab. Die Euphorie flaut dennoch immer mehr ab und mit dem Album "Prisoners In Paradise" (1991) war auch keine Besserung in Sicht. Die Grungewelle setzt gerade zum großen Siegeszug an und traditionelle Hardrocker sind fortan nicht mehr gefragt. Plötzlich stimmte es auch innerhalb der Band nicht mehr und man rückte musikalisch immer weiter auseinander, was letztendlich zum Split im Jahre 1992 führte. Fortan widmeten sich die einzelnen Musiker Soloprojekten oder suchten ihr Glück in anderen Formationen.
Erst eine Einladung des schwedischen Fernsehens, anlässlich der Feierlichkeiten zur Jahrtausendwende das Stück 'The Final Countdown' live zu spielen, brachte die Urmitglieder Joey Tempest (v), John Norum (g), Mic Micaeli (key), John Leven (b) und Ian Haugland (dr) wieder zusammen und entfachte von neuem das Feuer in den Herzen der Musiker. Man entschloss sich daraufhin, wieder gemeinsame Sache zu machen und begann neue Stücke zu komponieren. Im Sommer 2004 spielte man zum Aufwärmen einige große Festivals wie z. B. das Sweden Rock und erntete vielerorts großes Lob.
Siebzehn Jahre nach dem größten Erfolg der Bandgeschichte und dem Aus der Urbesetzung liegt hier nun das Comeback-Album "Start Fromm The Dank" vor mir. Eigentlich erwartet wohl jetzt jeder, dass EUROPE da weitermachen, womit sie ihre größten Erfolge gefeiert haben. Radiotauglicher Hardrock, bei dem die Keyboardklänge im Vordergrund stehen, und Herz zerschmelzende Balladen eben. Doch schon der erste Durchlauf belehrt mich eines Besseren. Man geht keinesfalls auf Nummer sicher. Das Material ist erstaunlich hart ausgefallen und in kompositorischer Hinsicht scheint man auch gereift zu sein. Im Vordergrund steht eindeutig John Norums Gitarrenarbeit, die äußerst fett daherkommt. Die Keyboardklänge wurden erfreulicherweise etwas zurückgenommen und dienen hier und da nur noch der stimmungsvollen Untermalung.
Bereits der Opener 'Got To Have Faith' rockt amtlich. Ein mächtiges Gitarrenbrett durchzieht das Stück, oder besser gesagt das ganze Album, wie ein roter Faden. Man merkt der Band wieder die Freude am Musizieren an. Stücke wie der Titeltrack, 'Wake Up Call' oder 'Song No. 12' reihen sich da nahtlos ein. Man kann förmlich den Einfluss des zurückgekehrten Sohnes John Norum an der Axt spüren, der wieder mehr rockige Attitüde eingebracht hat. Aber auch die Weichspülerfraktion kommt hier nicht zu kurz. Zwar fallen die ruhigeren Stücke 'Roll With You' oder 'Settle For Love' nicht ganz so schmalzig aus, wie z. B. die Mutter aller Balladen, 'Carrie', schlagen jedoch in die gleiche Kerbe. Man lässt aber auch mal Themen in das Songwriting einfließen, die den Hörer zum Nachdenken anregen sollen, wie z. B. in dem Stück 'Flames'. Die Produktion kann sich erwartungsgemäß sehen lassen und es wurde nicht krampfhaft versucht, den Retrosound der Achtziger wiederherzustellen.
Es bleibt abzuwarten, ob es EUROPE gelingt, an alten Glanztaten anzuknüpfen. "Start From The Dark" kommt sehr erfrischend daher und wird mit Sicherheit die Fangemeinde erfreuen. Was man livetechnisch noch so auf der Pfanne hat, wird sich bei der kommenden Tour im Oktober zeigen. Auf alle Fälle ein gelungenes Comeback-Album!
Anspieltipps: Got To Have Faith, Wake Up Call, Settle For Love, Flames
- Redakteur:
- Frank Hameister