EVERGREY - The Inner Circle
Mehr über Evergrey
- Genre:
- Prog/Power Metal
- Label:
- Inside Out Music / SPV
- Release:
- 26.04.2004
- A Touch Of Blessing
- Ambassador
- In The Wake Of The Weary
- Harmless Wishes
- Waking Up Blind
- More Than Ever
- The Essence Of Conviction
- Where All Good Sleep
- Faith Restored
- When The Walls Go Down
Wie lange habe ich auf dieses Album warten müssen? EVERGREY sind endlich zurück! Und im Gepäck haben sie nicht ein Konzeptalbum über Kindesmisshandlung im Christentum (wie es auf dem Infoblatt von Inside Out steht), sondern um ganz allgemein Jemandem, der in den Sog eines religiösen Kultes gerät. Dabei geht es nicht um eine spezielle Religion, sondern um Fanatismus im Allgemeinen. (Danke Opeth für den Hinweis; siehe Forum).
Schon daran merkt man: Die Jungs aus Schweden machen nicht irgendeine Musik, sie machen Musik mit Herz, Seele und Verstand.
Das Geilste an EVERGREY, und das sage ich immer wieder, ist die Eigenständigkeit der Band. Ich kenne keine Band, die auch nur annähernd einen ähnlichen Sound hätte. Einflüsse, wie man so schön sagt, gibt es genügend. Man nehme einen Tick Dark, einen Schuss Melodic, zwei Teelöffel Prog und nen ganzen Eimer voller Power Metal. Über allem steht aber der göttliche Gesang von Bandleader Tom Englund, der mit seiner leicht kratzigen, tiefen, voluminösen aber dennoch gefühlvollen und cleanen Stimme das Aushängeschild schlechthin ist.
Dass EVERGREY mit ihrer Atmosphäre jede Band an die Wand spielen, ist mir noch nicht allzu lange klar. Zu intensiv sind die Hörerlebnisse der letzten beiden Alben “In Search Of Truth“ und “Recreation Day“ gewesen, zu lange musste man sich reinhören. Vielleicht ist das der einzige Grund, wieso EVERGREY noch nicht in den Metalolymp aufgestiegen sind. Und der einzige Wechsel im Line-up ist der neue Schlagzeuger Jonas Ekdahl, früher Roadie der Band. Er schließt die Lücke perfekt, für seine erste professionelle Studioaufnahme spielt er überraschend experimentierfreudig. Außerdem fallen die dieses Mal sehr oft vorkommenden weiblichen Vocals auf, die Carina Kjellberg, Englunds Freundin, eingesungen hat. Ebenfalls neu: Zum ersten Mal arbeitete man mit Streichern im Studio zusammen. Dies verleiht dem Sound eine weitere unvergleichliche Note und ermöglichte der Band, ihre Vorstellungen noch besser umzusetzen.
Kommen wir endlich zum neuen Songmaterial. Stilistisch hat sich glücklicherweise nicht viel getan, dennoch ist die allgemeine Ausrichtung deutlich härter. Beim übergenialen Opener ’A Touch Of Blessing’ kann man noch von einer deutlichen Ähnlichkeit zu den vorherigen Outputs sprechen, aber ein Song wie ’Ambassador’ gehört zu den härtesten und dunkelsten Songs der Bandgeschichte. Ich weiß jetzt auch gar nicht, welchen Song ich herauspicken soll. Mir gefallen alle zu 110 Prozent und ich finde keine Schwachstelle. Einige stilistische Highlights lassen sich trotz allem finden: Dass für EVERGREY-Verhältnisse eingängige ’In The Wake Of The Weary’, das unglaublich atmosphärische, ruhige ’Waking Up Blind’ und das abschließende Fast-Instrumental ’When The Walls Go Down’, bei dem man nur eine männliche, redende Stimme als "Gesang" wahrnimmt. Auf die Highlights in den Songs selbst einzugehen ist ein Ding der Unmöglichkeit, denn jedes Lied ist ein Highlight an sich.
Es ist bezaubernd, was sie durch die Arrangements in ihren Songs beim Hörer auslösen. Man wird mitgerissen, ohne es vielleicht zu wollen. Ich kann EVERGREY immer hören, auch wenn die Stimmung düster ist und eher drückend wirkt. Das alles lässt auf eines schließen: Wir haben es mit einer besonderen Band und einem besonderen Album zu tun. Also auf keinen Fall nebenbei lauschen sondern richtig zuhören!
Fazit: Um es auf einen Punkt zu bringen: Alle, die EVERGREY bereits kennen, werden wieder einmal hundertprozentig zufrieden sein. Sie werden einen perfekten Nachfolger hören, einen weiteren Schritt nach vorne wahrnehmen. Alle, die EVERGREY noch nicht kennen, müssen spätestens jetzt zugreifen und mir im Nachhinein für diesen Tipp danken. Begleitet EVERGREY in diesem unglaublichen Wechselbad der Gefühle! Definitiv eines der besten Alben in diesem noch jungen Jahrtausend!
P.S.: In der Special Limited Edition werden drei akustische Bonustracks enthalten sein, die alle drei auf der Acoustic Tour in Frankreich aufgezeichnet worden sind: 'I'm Sorry', 'Recreation Day' und 'Madness Caught Another Victim'.
Anspieltipp: Die Tracklist
- Redakteur:
- Christian Hubert