EXCELSIS - Bluetmond
Mehr über Excelsis
- Genre:
- Heavy Metal / Folk Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Nonstop Music
- Release:
- 16.10.2020
- Intro
- In Taverna
- Münnebärg
- Drei Brüeder
- Sigbert
- Guntram
- Brueder Tod
- Es letschts Mou
- Rache
- Bluetmond
- Ohni Reui
- Mühlirad
- D Chräije
- S Vermächtnis
Ein besonders mystisches und stimmungsvolles Werk der Ämmitaler Drachetöter.
Ein Vierteljahrhundert ist EXCELSIS bereits am Start, die folk-lastige Power-Metal-Band aus dem schweizerischen Emmental im Kanton Bern, und mit "Bluetmond" erschien vor Kurzem ihr bereits achtes Studioalbum, stattliche fünf Jahre nach dem Vorgänger "Tod u Vergäutig", was für die zum Sextett angewachsene Band durchaus eine lange Zeitspanne ist. Diese Zeit haben die beiden Gründungsmitglieder Münggu und Küsu zusammen mit ihren Mitstreitern jedoch sehr sinnvoll genutzt, um ein in sich stimmiges, atmosphärisch sehr dichtes und erzählerisch packendes Album zu schmieden, das sich erneut - wie könnte es auch anders sein - der heimischen Sagen- und Mythenwelt der Ämmitaler Drachetöter widmet.
Stilistisch betrachtet bleibt die Band bei ihrem Leisten und kombiniert weiterhin auf ihre ureigene Art dunklen, aggressiven, teutonisch beeinflussten Heavy Metal im Stile von GRAVE DIGGER, REBELLION oder Mittneunziger-BLIND GUARDIAN mit ihrem sehr individuellen und von niemandem kopierten folklastigen Ansatz, der durch das umfangreiche archaische Instrumentarium mit Sackpfeifen, Maultrommeln, Flöten und Pfeifen ebenso geprägt ist wie durch die überwiegend bärndütschen, hier und da aber auch für kürzere Passagen englischen Texte, den mehrstimmigen Gesang und die immer wieder übernehmenden mediävistischen Melodien, die durch flankierende Keyboards in eine epische, soundtrackartige Klanglandschaft gebettet werden.
So betrachtet ist "Bluetmond" wie ein Mittelalterfilm für das Metallerohr, und dazu passt auch ganz hervorragend das sehr schön gelungene Coverartwork als Filmplakat für den Aushang des Programmkinos. Der Krieger mit Schwert und Schild im roten Licht des Blutmondes, die Krähe als Totenvogel sein Begleiter, scheint zu uns zu spechen, dass morgen ein guter Tag zum Sterben sei. Genau diese Stimmung fängt die Band perfekt ein, und verstärkt jene mit dem keltischen Intro mit Flöten und Dudelsack, und einem beschwörden Rezitativ zur letzten Schlacht, der sich dann bei 'In Taverna' aggressiv und entschlossen Bahn bricht, bevor der Band mit dem durch und durch erhaben epischen 'Münnebärg' eines der besten Lieder ihrer Karriere gelingt. Die Hingabe an den Ort der Handlung und dessen mystische Aura kommt so authentisch herüber, dass man sich wünscht umgehend ins Emmental zu reisen und den Münnenberg - eine mächtige Erdburg bei Lützelflüh mit spinnenartigem Grundriss - zu besuchen, was auch uns immer dort erwarten mag.
Bereits hier sind wir meines Erachtens an dem Punkt angelangt, wo wir EXCELSIS attestieren können, rundum ganze Arbeit geleistet zu haben, und zwar ohne alle vierzehn Stücke des so ausladenden wie dennoch kurzweiligen Konzeptalbums eines nach dem anderen einzeln unter die Lupe zu nehmen, denn was soll eine Folk Metal Band mit einem historischen, heimatverbundenen Konzept denn bitte mehr erreichen wollen und können, als im Hörer den Wunsch zu wecken, die Orte der Handlung zu besuchen, die Mythen der Heimat der Musiker zu erkunden, und sich auch als Schwabe oder gar als Sprecher noch deutlich weiter entfernt verwandter Mundarten, in deren heimatlichem Dialekt zurecht zu finden. Genau das schaffen die sechs Männer von EXCELSIS mit "Bluetmond" wiederum, und es ist ganz egal, ob es sich um ein Stück mit etwas fröhlicherem musikalischem Grundton handelt, wie etwa 'Sigbert' oder das mit sehr folkiger Melodieführung hinterlegte, am Ende aber richtig aggressiv werdende 'Guntram', mit seinem starken Gitarrensolo; oder ob das finstere Titelstück das dräuend Schicksal greifbar werden lässt: Die Geschichte von Verrat, Rache, Blut und Tod. Die Sechs erwecken sie zum Leben, in einer überzeugenden und mitreißenden Art und Weise, wie sie nicht oft gelingt. Es ist schön zu sehen, dass die Band sich diese Gabe, die sie schon zu Zeiten von "Kurt Of Koppigen" auszeichnete, über mehr als zwanzig Jahre bewahren konnte. Meinen ganz besonderen Respekt hat EXCELSIS hierbei auch dafür, dass es den Jungs perfekt gelingt, ihren hochalemannischen Dialekt so berührend wie ernsthaft einzusetzen. Bei uns im Schwåbáland passiert das für meinen Geschmack viel zu selten.
Bleibt am Ende ein erneut komplett überzeugendes Album von EXCELSIS, das jeden Fan der Band rundum zufrieden stellen wird. Da es allerdings hierzulande immer noch viel zu viele Metalfans gibt, an denen die Truppe aus dem Emmental bisher vorbei gegangen ist, möchte ich euch wirklich dringen ans Herz legen, der Band eine Chance zu geben. Ja, sie ist eigenwillig, und es dauert ein bisschen, bis man sich mit dieser Eigenwilligkeit arrangiert hat. Aber wenn es soweit ist, dann belohnt euch EXCELSIS mit spannenden Geschichten, intensiven musikalischen Stimmungen und ganz beonderer, nicht alltäglicher sprachlicher Finesse.
Anspieltipps:
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle