EXCELSIS - The Legacy Of Sempach
Mehr über Excelsis
- Genre:
- Helvetic Heavy Metal
- Label:
- Eigenpressung / auroramusic.ch
- Release:
- 13.12.2004
- Intro - Hole Of Time
- Travelling To The Past
- The Quest
- I Lost My Soul
- Calla Palustris - The Dragonroot
- The Fool... And The King (Part 1)
- The Fool... And The Skulls (Part 2)
- The Warrior
- We Are Kings
- Return Of The Dragonslayer
- Dr. Frosch
EXCELSIS ist eine Band aus der Schweiz, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, eidgenössische Sagen und Mythen in ein metallisches Gewand zu kleiden. Nachdem man auf dem Erstling "Anduin The River" noch Tolkien huldigte, ging es auf dem zweiten Album schon um den regionalen Helden Kurt von Koppigen. Das dritte Album beschäftigte sich ausführlich mit Wilhelm Tell und nun liegt "The Legacy Of Sempach" vor, das sich logischerweise um die Schlacht von Sempach im Jahre 1386 dreht.
Musikalisch bewegt man sich dabei - wie es bei EXCELSIS Tradition ist - ganz klar im Fahrwasser von BLIND GUARDIAN. Epische Arrangements, mehrstimmiger Gesang (sogar Drummer Küsu darf dieses Mal mitsingen), stark folkloristisch angehauchte Melodien und vielschichtige Keyboards gehören zum Rüstzeug der Eidgenossen. Man ist zwar kompositorisch nicht ganz so progressiv, abwechslungsreich und vielschichtig wie die Krefelder Referenzband, aber dafür sind die Stücke von EXCELSIS ursprünglicher, nicht überproduziert, weniger glattpoliert und ein bisschen rauer. Auch der Gesang von Leadsänger Münggu Beyeler ist dem von Hansi Kürsch nicht unähnlich, was sich aber mehr auf die Gesangslinien als auf den eigentlichen Klang der Stimme bezieht (man höre dazu besonders auf den Anfang zum balladesken 'Calla Palustris - The Dragonroot'). Münggu bewegt sich meist in etwas tieferen Regionen als Hansi und hat ein sehr eigenwilliges Timbre, das sicher nicht jedermanns Sache, aber dafür definitiv unverkennbar ist. Nachdem für mich schon immer die Eigenständigkeit und der Charakter der Stimme viel wichtiger waren als rein technische Aspekte, geht der Daumen für die Gesangsleistung ganz klar nach oben. Die vielen, teils überlappenden Chöre erschweren manchmal die Verständlichkeit ein bisschen, aber wir haben ja ein Textblatt.
Was ich als beinharter Verfechter von Stammessprachen besonders bemerkenswert und sehr erfreulich finde ist, dass sich die Herrschaften aus unserem südlichen Nachbarland nicht scheuen, in vielen Songs neben englischen Vocals auch längere Passagen in Schwytzerdütsch zu integrieren. Daneben gibt's zu jedem Song einen kurzen Leitvers in der Muttersprache der Jungs. Als Schwabe versteh ich das ganz gut, ein Südbadener wahrscheinlich noch besser. Würde mich aber interessieren, was unsere nicht-alemannischen Landsleute dazu sagen. Ich frag mich nur, warum sich noch keine unserer schwäbischen Metalbands daran ein Beispiel genommen hat. Zeit wär's!
Zum Musikalischen sei noch gesagt, dass neben Keyboards und wirklich schön in Szene gesetzten Akustikgitarren auch eine Reihe echter, teils sehr obskurer Folkinstrumente eingesetzt werden. Wir können Hörner, Flöten, Maultrommeln (bei 'I Lost My Soul') und Instrumente wie Talerschwingen (bei 'The Quest'?) und Bäsechlopfe (dürfte wohl das Gerät im Mittelteil von 'We Are Kings' sein) hören. Dabei verstehen es EXCELSIS dennoch zu jeder Zeit, diese fremdartigen Elemente in ihren Sound einzubinden. Hört euch dazu einfach mal den Spitzensong 'The Warrior' oder das sehr epische 'The Fool' mit seinen Flöten- und Hornpassagen sowie den beeindruckenden Heldenchören an.
Auch wenn die neue Scheibe von EXCELSIS bei mir nicht ganz so schnell gezündet hat wie "Kurt Of Koppigen", muss ich inzwischen sagen, dass es im Endeffekt auch an "The Legacy Of Sempach" nichts auszusetzen gibt. Das Album ist durchweg heavy, und trotz aller folkloristischen Elemente klar im Bereich des traditionellen, epischen Metal einzuordnen, der auch bedenkenlos allen Metalfans zu empfehlen ist, die nicht auf hüpf- und tanzkompatiblen Folk Metal stehen. So was gibt's nämlich nur beim coolen Bonustrack "Dr. Frosch", der komplett in Schwytzerdütsch gesungen ist und mit dem eigentlichen Konzept der Scheibe nichts zu tun hat (irgendwo her kenne ich die Melodie ...).
Anspieltipps: The Warrior, I Lost My Soul, Return Of The Dragonslayer
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle