EXODUS - Shovel Headed Kill Machine
Mehr über Exodus
- Genre:
- Thrash Metal
- Label:
- Nuclear Blast / Warner
- Release:
- 30.09.2005
- Raze
- Deathamphetamine
- Karma's Messenger
- Shudder To Think
- I Am Abomination
- Altered Boy
- Going Going Gone
- Now Thy Death Day Come
- 44 Magnum Opus
- Shovel Headed Kill Machine
Es gibt sie, diese Scheiben, die man mit Angst erwartet, weil man die Kapelle abgöttisch liebt, sich im Vorfeld des aktuellen Albums aber derart viel innerhalb der Band verändert hat, dass man befürchtet, es gäbe nun auch musikalische Variationen, die einem eventuell nicht zusagen könnten. Und im Vorfeld des neuen Rundlings aus dem Hause EXODUS hat sich sehr viel getan. Vom Line-up des grandiosen Reunion-Werkes "Tempo Of The Damned" sind uns mit Jack Gibson (bs.) und Gary Holt (gt.) lediglich zwei Musikanten erhalten geblieben. Sänger 'Zetro' ließ die Band auf Tour im Regen stehen und die Ur-EXOdudes Tom Hunting (dr.) und Rick Hunolt (gt.) sind aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr am Start. Während man relativ schnell den Namen des neuen Frontmannes genannt bekam – Rob Dukes –, dauerte die Ersatzlösung hinterm Schlagzeug etwas länger und hört nun zur Freude aller auf den klangvollen Namen Paul Bostaph (ehem. SLAYER, FORBIDDEN). Während man mit dieser Besatzung bereits das Studio geentert hatte, war plötzlich auch Rick nicht mehr dabei und die Gerüchteküche um seine Nachfolge brodelte. Erst bei Veröffentlichung der Scheibe wird offiziell bekundet, dass "Bonded By Blood"-Anbeter Lee Altus, der ja so ganz nebenbei auch an einer neuen HEATHEN-Scheiblette schraubt, der neue Mann neben Gary Holt sein wird. Zwei erfahrene Recken also und ein Newbie, um es mal so salopp zu formulieren. Etwas panisch lege ich also "Shovel Headed Kill Machine" in meinen Player und lausche …
… und bereits der Opener 'Raze' lässt mich selig grinsen. Fettestes Riffgebrate, wie man es sich anders nicht gewünscht hätte, ein Monstergeballer im Hintergrund – wobei das leicht untertrieben ist – und eine Stimme, die mich sofort versöhnlich stimmt. Rob Dukes klingt mächtig angepisst, verliert dabei aber nicht die EXO-typischen Melodielinien aus dem Auge und geht als aggressive Schnittmenge seiner beiden Vorgänger durch die Ziellinie. Mit dieser Nummer lege ich mich entspannt zurück und erwarte ähnlich Grandioses im Nachfolgenden.
Im direkten Vergleich zu weiteren Angriffen auf meine Trommelfelle entpuppt sich 'Raze' beinahe zur Hitsingle. Hier reiht sich ein Killer-Riff ans nächste an und Paul Bostaph trommelt sich ins Doublebass-Nirvana. Gerade seine Leistung lässt mich mehrfach ungläubig die Frage aufwerfen, ob er nicht in irgendeiner Weise geklont sein könnte. Hört euch nur mal die Attacken in der zweiten Hälfte vom überdimensionalen 'Deatamphetamine' an. Da wird einem schon beim bloßen Zuhören schwindelig. Und über die Klasse von Gary Holt muss man wohl keine Worte verlieren. Der Mann schüttelt mal eben ein paar Tonnen Songideen aus dem linken Handgelenk, tackert diese dann mit der ihm ureigenen Präzision aufs Band und lässt alle (!) Mitbewerber steinalt aussehen. Ganz egal, wo der Laser hintastet, er wird von gnadelosen Schredder-Orgien erdrückt. Onkel Lee hat auf "Shovel Headed Kill Machine" bislang lediglich einige Soli hingelegt, da er erst viel zu spät zur Band gestoßen ist. Diese lassen aber auf mehr hoffen und wer HEATHEN in diesem Jahr live erlebt hat, weiß, zu welchen Untaten er an der Klampfe imstande ist.
Im direkten Vergleich zum Vorgängerwerk, auf dem auch die eine oder andere schwächere Nummer vertreten war, gibt es anno 2005 keinen Aus- oder auch nur Abfall zu verzeichnen. Alles klingt typisch EXODUS, aber irgendwie noch einen Zacken wütender und fesselnder als zuvor. Und die Jungs waren ja vorher auch nicht gerade zahnlos. Wer jetzt aber an sinnloses Geprügel denkt, sollte zuerst den Midtempo-Banger 'Shudder To Think' antesten und gleich danach das beinahe schon progressive Massaker '44 Magnum Opus'. Schnell wird man feststellen, dass die aktuelle Besetzung extrem viel Wert auf Abwechslung legt. Gerade die letztgenannte Nummer wird jeden Musiker in den Wahnsinn treiben. Alleine der Stakkato-Überfall am Anfang sorgt für ausgerenkte Halswirbel, und was vor allem Monsieur Holt hier am Griffbrett abschrammelt, ist schier unglaublich. Und Sänger Rob Dukes überzeugt auf ganzer Linie, da er es einfach draufhat, die typische Phrasierung zu intonieren – man achte nur auf den 'Fabolus Desaster'-artigen Chorus bei 'Karma`s Messenger' -, aber auch neue Schattierungen in den Sound der Bay-Area-Legende zu bringen. Nachzuhören im tiefer gelegten 'Altered Boy'.
Ich muss wohl nicht noch einmal darauf hinweisen, dass wir es hier mit DEM Thrashalbum des Jahres zu tun haben. Andy Sneap hat den Jungs einen saftigen Mix verpasst, so dass hier absolut nichts schief gehen kann. Die neuen Mucker fügen sich perfekt ins Gesamtbild, wobei vor allem Paul Bostaph hier sein Meisterstück abliefert. Wie gut sich Lee Altus in die Band einfügen wird, werden die Gigs und das nächste Album erst richtig unter Beweis stellen. Aber da habe ich überhaupt keine Bedenken. Hoffen wir nur, dass er auch noch das lang ersehnte HEATHEN-Werk in diesem Jahrzehnt zu Ende bringt.
Anspieltipps: Deathamphetamine; 44 Magnum Opus; Shovel Headed Kill Machine; Altered Boy
- Redakteur:
- Holger Andrae