EXUMER - The Raging Tides
Auch im Soundcheck: Soundcheck 01/2016
Mehr über Exumer
- Genre:
- Thrash Metal
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Metal Blade (Sony)
- Release:
- 29.01.2016
- The Raging Tides
- Brand Of Evil
- Catatonic
- Scared Defense
- Welcome To Hellfire
- Sinister Souls
- Shadow Walker
- There Will Always Be Blood
- Dark Reflections
- Death Factory
Das Thrash-Album des Jahres? Das Thrash-Album des Jahres!
Bevor es an dieses Review geht, muss ich ein Geständnis machen, das einige Die Hard-Thrasher schlucken lassen könnte. Ich gehöre zu denen, die "Rising From The Sea", das Zweitwerk der Teutoneninstitution schon immer mehr mochte als das gefeierte Debüt. Was zum ersten daran liegen mag, dass eben diese Platte ein wichtiger Pfeiler meiner metallischen Sozialisation darstellte, zum anderen aber auch daran, dass es einfach reifer und vom Songwriting her besser war. Was aber selbstverständlich nichts daran ändert, dass "Possessed By Fire" ein verdammt gutes Debüt war, leider aber vielleicht etwas zu spät in der Szene einschlug, um zu den mächtigen Drei aufzuschließen.
Dass nach zwei Alben und einem Demo Schicht im Schacht war, trug wohl auch maßgeblich dazu bei, in die zweite Reihe durchgereicht zu werden. Bis zum Jahre 2012, als man nach dem ein oder anderen Gig dann doch mal wieder einen Longplayer raushaute. Und der ließ für die Zukunft hoffen. Nun folgt aber das nächste Geständnis: ich finde "Fire & Damnation", so der Titel des Reunionalbums, zwar recht gelungen, aber konnte nie so wirklich den richtigen Zugang zu der Scheibe finden, um mich in den Chor der ganz euphorischen Stimmen einzureihen.
Ganz anders sieht das aber mit "The Raging Tide" aus. Man erwartet etwas ordentliches, aber nichts bahnbrechendes und wird gleich mal mit dem eröffnenden Titeltrack quer durch den Wohnraum geschleudert, um an der gegenüber liegenden Wand eine Vollbremsung hinzulegen. Dieses Meisterwerk aus den Zutaten alter Thrashacts wie SLAYER, DESTRUCTION und ähnlich gelagerten Kameraden zieht gleich die Daumenschraube an und lässt diese bis zum letzten Akkord nicht mehr locker. Ich kann es gleich vorweg sagen: "The Raging Tides" besteht von vorne bis hinten ausschließlich aus Hits, die Weltklasse-Produktion von Altmeister Waldemar Sorychta prügelt dem Hörer die Kacke aus dem Arsch, und Sänger Mem von Steins (der wohl der uneheliche Sohn von Schmier und Mille ist) herrlich angepisster Gesang setzt dem Ganzen die Krone auf.
Ich würde sogar so weit gehen und behaupten, dass die nicht mehr so ganz jungen Jungs die perfekte Songwriting-Formel im Thrash gefunden haben. Ein Song braucht kein aufgeblähtes Arrangement, das Riff steht über der Technik, und im Solobereich wird genug Raum zur Verfügung gestellt, um zu zeigen, was man drauf hat. Fertig sind Brecher der Marke 'Brand Of Evil', der DESTRUCTION-mäßige Rausschmeißer (quasi das bandeigene 'Mad Butcher') 'Death Factory' oder der auf einem SLAYER-Fundament ruhende Speedster 'Sacred Defense'. Gerade die erst- und letztgenannten Tracks zählen für mich zum absoluten Highlight des heute im Thrash Metal möglichen. Über weite Strecken gibts derbe auf die Fresse, die Stakkato-Riffs reißen dich komplett von den Füßen, immer wieder von groovigen Atempausen unterbrochen, um dich auf den nächsten Faustschlag vorzubereiten.
Genau genommen hätte ich aber auch jeden anderen Song rauspicken können, da - wie bereits erwähnt - kein Platz für irgendwelche Filler verschwendet wurde. EXUMER haben mit "The Raging Tide" zu Beginn des Jahres eine Messlatte gelegt, die jede andere Thrash-Band in diesem Jahr vor eine fast schon unlösbare Herausforderung stellen dürfte. Nur schade, dass ich nicht in den Genuss der beiden Bonustracks kommen durfte. Ein Cover von 'Hostage To Heaven' (GRIP INC., feat. Rob Dukes und - natürlich - Waldemar Sorychta) und 'Forever My Queen' (PENTAGRAM) hätte mich dann schon auch interessiert. Aber selbstverständlich wird das mit dem Erwerb der Scheibe nachgeholt, denn dieses Album MUSS einfach in das Regal eines jeden Thrash-Maniacs!
PS: Schön auch, dass mit dem Cover der Bogen zu alten Zeiten geschlagen wird!
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Michael Meyer