FACELESS, THE - Autotheism
Mehr über Faceless, The
- Genre:
- Extreme Progressive Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Sumerian Records
- Release:
- 13.08.2012
- Create
- Emancipate
- Deconsecrate
- Accelerated Evolution
- The Eidolon Reality
- Ten Billion Years
- Hail Science
- Hymn Of Sanity
- In Solitude
Extreme Progressive Metal Deluxe!
THE FACELESS sind keine Unbekannten mehr, zumindest in der Extreme Progressive Metal/Technical Death Metal-Szene. Seit 2004 macht das amerikanische Quintett die Szene unsicher und durchbricht jedes Mal neue Grenzen und setzt die Messlatte für sich selbst und andere Bands um einiges höher. Nach einem Demo (2006) erschien 2006 das erste Album "Akeldama", gefolgt von "Planetary Duality" (2008). Nach einigen Line Up-Änderungen haben THE FACELESS nun ihr drittes Album "Autotheism" am Start.
THE FACELESS sind technisch atemberaubend und auch wenn sie sich abseits typischer Songstrukturen bewegen, schaffen sie es gute Songs zu schreiben, denen man einen roten Faden anlegen kann, es braucht aber entsprechend ein paar Durchläufe, bis man dies erkannt und die elf Tracks verdaut hat.
'Create' ist ein Opener, der den Hörer auf eine falsche Fährte lockt: Ein verspieltes Klavier läutet die ersten Takte ein, gefolgt von düsteren, rhythmischen Geigen und langsamen Cello-Bögen. Tutti setzt die Band nun ein mit den ersten cleanen Gesängen von Michael Keene (Gitarre und Gesang), der den Stab an Growler Geoffrey Ficco weitergibt. Das alles wird sehr getragen und ermüdend vorgetragen, man ist kurz vor einem hypnotischen Zustand, bis 'Emancipate' einen dermaßen wachruckelt, dass man bei den ersten Durchgängen zusammenzuckt. Was für ein abgefahrener Übergang, dafür schon mal viel Applaus!
'Emancipate' tackert die Sechzehntel in bester Death Metal-Manier gnadenlos durch, aber immer wieder gibt es eingeschoben Takte, sodass stets Bewegung ist. Die schönen Vocals von Keene über die krassen Hyperblast wissen sehr zu entzücken, sowieso hat Keene ein einzigartiges Organ, so viel Charakter habe ich selten in einer Stimme gehört. Auch die Soli-Einlagen, die stets sehr gefühlvoll sind, sind gerne gehört. Die Growls Ficcos sind zwar amtlich, aber nichts derartig Einzigartiges, eher Death Metal-Standard.
OPETH haben definitiv ihren Spuren auf "Autotheism" hinterlassen. Das Intro von 'Deconsencrate' kann man nur als Hommage an die Schweden verstehen: Die Orgel, die Gitarre, die gesamte Stimmung ist sehr an OPETH angelehnt. Als dann Keene noch "God is dead" zum Besten gibt, bestehen keine Zweifel. Aber sonst grenzt sich der Song von OPETH ab und ist einer der stärksten Nummern auf "Autotheism". Was hier an Spielwitz präsentiert wird, ist schlicht genial. Die Achterbahnfahrt besteht aus irren Gitarrenläufen, zu denen Lyle Cooper wahnwitzige Patterns aus seinen Fellen holt und die Zwischenteile mit Saxophon und Marimba hauchen dem Song auf einmal ein Jazz-Feeling ein - wenn auch ein sehr Bedrückendes.
Die treibenden 'Accelerated Evolution' und 'The Eidolon Reality' sind auch überzeugende Tracks, die aber nach dem starken Beginn des Albums etwas schwächeln. Zumindest haben sie, vor allem 'The Eidolon Reality', einen hohen Mitsingcharakter, und das will was heißen bei dem kranken Gefrickel. 'Ten Billion Years' kommt mit etwas gemäßigterem Tempo daher und kann mit ordentlich Groove viel Tiefgang erzeugen. Keene kredenzt hier außerdem den stärksten Gesangspart des Albums.
Nach dem kurzen Zwischenspiel 'Hail Silence' folgt 'Hymn Of Sanity'. Der Titel scheint sich vor allem auf die Instrumentation zu beziehen, ansonsten fällt der 90-sekündige "Song" nicht weiter auf. Dafür fällt aber der Rauswerfer 'In Solitude' umso mehr ins Gewicht. Ein schönes Gitarrenintro erklingt, Gesang und Cello kommen dazu und erzeugen wieder einen tollen verträumten OPETH-Moment. Nach knapp zwei Minuten ist aber Schluss mit dem Geplänkel und THE FACELESS ziehen noch mal alle Register. Insbesondere die Überlagerung von Klargesang und Growls zu ehrfürchtigen Blastbeat-Wänden, kommen sehr erhaben. Intelligentes Songwrinting, ein schöner Instrumentalpart mit tollen Soli und Blast-Beat-Inferno zum Ende runden den Song ab.
"Autotheism" ist ein Album, das von vorne bis hinten viel Konzentration verlangt, aber auch viel Spaß macht und mit tollen Songs aufwartet. Wer es also gerne extrem mag - extrem progressiv und verfrickelt - und trotzdem gute Songs hören möchte, dem kann ich nur empfehlen "Autotheism" einzupacken.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Jakob Ehmke