FAITH - Decades Of Despair
Mehr über Faith
- Genre:
- Doom Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Transubstans Records / Record Heaven
- Release:
- 08.03.2013
- Decades of Despair
- Iscariot
- Hwila
- Boeves Psalm
- Ashes to Ashes (1:23:45)
- Hollow
- Marion Crane
- Stums Polska
- Codex Dei
- What A Wonderful World (Louis Armstrong)
Ein essentielles Werk für Doomköpfe mit Hang zu einer progressiven und verspielten Note.
Die progressiv bis folkloristisch angehauchten schwedischen Doomster mit dem ausgeprägten Hang zu christlichen Themen begleiten mich nun schon sehr lange durch meine Doombangerschaft. Einmal beim "Doom Shall Rise" live gesehen, habe ich mich seither mit allen Scheiben der Band aus Karlshamn befasst und es hat sich eine ausgeprägte Leidenschaft für den eigenwilligen Klang der Truppe entwickelt.
So fühlten sich die fünf Jahre, die mittlerweile seit dem letzten Studioalbum "Blessed?" ins Land gezogen sind, auch elendiglich lange an. Doch wie so oft lohnt sich in doomigen Gefilden die lange Wartezeit, denn mit dem neuen und vierten Studioalbum knüpft das Trio plus Gastmusiker nahtlos an das Vorgängeralbum, ein gutes Stück weit aber auch an frühere Zeiten an. So steht vor allem der elfminütige Opener 'Decades Of Despair' in der feinen, alten schwedischen Doomtradition und kombiniert schwere Riffs mit einer melodischen Verspieltheit und einem gewissen Bombast, sodass sich die Fans von CANDLEMASS und MEMENTO MORI ebenso zu Hause fühlen dürfen wie die Anhänger von SAVIOUR MACHINE und VENI DOMINE.
Das folgende 'Iscariot' hat dagegen einen deutlich rockigeren Anstrich bekommen und geht ein kleines bisschen in Richtung eines metallisierten Bruders von DANZIG, ist dabei aber mit einem eigenwilligen Power-Prog-Refrain ausgestattet, der dem Stück dann doch eine ganz eigene Note verleiht. Direkt im Anschluss gibt es ein echtes Meisterstück namens 'Hwila', in welchem sich klare, schwedisch gesungene weibliche Gastvocals und Christer Nilssons grimmige, äußerst creepy gesungene Stimme die Hand reichen und das dazu ganz wunderbar mit den instrumentalen Gegenpolen verwunschener Tastenklänge und extrem heavy einsetzender Gitarren spielt. Ohne jeden Zweifel eines der besten Stücke der Bandgeschichte, das wunderbar geeignet ist, dem Doomvolk einen kolossalen Nackenbrecher für Konzerte zu liefern.
Nach einem folkigen Zwischenspiel mit der schwedischen Schlüsselharfe setzt die Band dem mit dem mächtigen 'Ashes To Ashes' noch eines drauf, verbindet man doch einmal mehr grandiosen Power Doom mit eine schwelgerischen Siebziger-Schlagseite. Das ist ganz feine Kompositionskunst, die von einem sehr eingängigen, dabei aber nicht flachen Refrain gekrönt wird. Doch völlig egal, ob wir das psychedelisch entrückte und progressive 'Hollow' anspielen, bei welchem der Gesang in Richtung eines fragilen Ozzy Osbourne geht, oder ob wir uns vom intensiven, tonnenschweren 'Marion Crane' die Rübe abmontieren lassen: FAITH trifft auf "Decades Of Despair" immer ins Schwarze, und genau das zelebriert die Band zum guten Schluss auch noch mit einem neuerlichen Folk-Einsprengsel und dem mächtigen fünfzehnminütigen Epos 'Codex Dei', welches den Anteil der Eigenkompositionen eindrucksvoll mit einer intensiven Seelenreise beschließt.
Zum Schluss gibt es dann noch ein Cover zu Louis Armstrongs Klassiker 'What A Wonderful World' (komponiert von Bob Thiele und George David Weiss), das eine überraschende Wahl darstellen mag, von der Band aber erstaunlich würdig, kitschfrei und vor allem komplett unmetallisch interpretiert wurde. So bleibt die Erkenntnis, dass es sehr schön ist, diese tolle Band endlich wieder zurück zu haben, und dass "Decades Of Despair" die Reihe glänzender Alben aus dem Hause FAITH ungetrübt fortsetzt. Für diejenigen unter euch, die Doom nicht nur wahrhaftig und reduziert, sondern auch ein wenig verspielt und progressiv lieben, halte ich dieses Album tatsächlich für essentiell.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle