FAITH - Sorg
Mehr über Faith
- Genre:
- Progressive Doom Metal
- Label:
- Doom Symphony / Hellion
- Release:
- 07.12.2005
- Emotional Retard
- The Day I Died
- Winter
- Star Child
- Bride Of Christ
- SöK
- Star Child Part II
- What Would I Do Without Me?
- Skogsrået / Finngalkn
Nachdem sich die progressiven Doomster aus Schweden für ihr erstes Album satte 20 Jahre Zeit gelassen haben, sind sie gerade mal ein Jahr nach dessen Erstveröffentlichung in CD-Form nun schon mit dem Zweitwerk am Start, das auf mich noch ein gutes Stück progressiver und abwechslungsreicher wirkt als der Vorgänger "Salvation Lies Within".
Der achtminütige Opener 'Emotional Retard' ist sehr ausladend und vielseitig, tangiert progressive Heaviness mit schweren Staccati, pumpendem Bass und angezerrtem Gesang ebenso wie schwingende, doomige Epik. Auch eine Funeral-Doom-Bridge mit Growls, für die Gastsänger Johan Schuster zuständig ist, fügt sich sehr schön ein und wird hervorragend mit dem sich direkt anschließenden, besonders harmonischen Refrain gekontert. Ihr seht, FAITH haben einen sehr anspruchsvollen und vielschichtigen, aber auch etwas schwer verdaulichen Einstieg gewählt. Doch dies entspricht sicher der behandelten Thematik der emotionalen Folgen von Kindesmissbrauch. Das folgende 'The Day I Died' ist dagegen etwas straighter und klassischer ausgerichtet, aber auch deutlich zäher. Tief traurig beklagt das Stück den Verlust eines geliebten Bruders. Die dichte Atmosphäre der Melancholie wird durch die bewegenden Geigen-Arrangements Anders Smedenmarks und einen sehr ausladenden instrumentalen Einschub vor dem Ende noch verstärkt. Bei 'Winter' kommt ein nicht zu unterschätzendes psychedelisches Element hinzu, eine spürbare 70er-Note im Bereich des Bassspiels, der von Gastmusiker Johan Blomström beigesteuerten Keyboards und der Melodieführung im Refrain. 'Star Child' ist dann ein sehr alter Song aus dem FAITH-Repertoire, der den seinerzeit noch aktuellen Kalten Krieg thematisiert und dies in der Art klassischen Doom Rocks tut. Sehr schöner, eingängiger und unkomplizierter Rocker.
Mit 'The Bride Of Christ' ergründen die Schweden eine weitere neue Facette ihres Sounds und bringen mittels afrikanischer Marimba und weiteren speziellen Perkussions-Elementen einen leichten Tribal-Touch ein, der jedoch - mit Ausnahme des Marimba-Solos - nicht im Vordergrund steht. In den beiden sich anschließenden Stücken 'SöK' und 'Star Child Part II' arbeiten die Musiker, allen voran Peter Svensson und Christer Nilsson erneut mit außergewöhnlichen akustischen Instrumenten. Zunächst ist es ein zweieinhalb-minütiges Marimba-Solo von Peter, bevor sich die ganze Band einem kurzen Tribal-meets-Jazz-Intermezzo widmet, das von Christers Posaune dominiert wird und in einer Wiederaufnahme des Refrains von 'Star Child' endet. 'What Would I Do Without Me?' arbeitet dann wieder mehr mit 70er-Sounds. Hammondorgel, atmosphärische Synths, ausuferndes Gitarrensolo... alles Dinge, die FAITH auch auf dem Debüt ausgezeichnet haben. Dafür gibt es zum Abschluss mit 'Skogsrået / Finngalkn' noch ein experimentelleres Stück. Es handelt sich um eine folkloristische Weise, die im Original von SKÅNSKA-LASSE stammt. Geigen, Flöten, verschiedene Perkussionsinstrumente, akustische Gitarren, Akkordeon, Kulning etc... hier wird instrumental einiges aufgeboten. Ein bizarres, aber interessantes Finale, das in einen reinrassigen schwedischen Folksong mündet.
"Sorg" ist ein schönes und vor allem sehr vielseitiges Album geworden, das eine ziemlich große stilistische Bandbreite abdeckt und sicher alles andere als ein reinrassiges Doom-Album ist. Es hat aber nach wie vor eine Grundausrichtung, welche die Doomköpfe unter euch ansprechen sollte. Die Scheibe ist geprägt von Schwermut und tiefgründiger Lyrik, die aber nicht eindimensional, sondern außergewöhnlich abwechslungsreich inszeniert wurde. Die CD könnt ihr bei Hellion Records bestellen.
Anspieltipps: The Day I Died, Star Child, The Bride Of Christ
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle