FAITH NO MORE - Sol Invictus
Mehr über Faith No More
- Genre:
- FAITH NO MORE
- ∅-Note:
- 10.00
- Label:
- Ipecac Recordings/ Reclamation
- Release:
- 15.05.2015
- Sol Invictus
- Superhero
- Sunny Side Up
- Separation Anxiety
- Cone Of Shame
- Rise Of The Fall
- Black Friday
- Motherfucker
- Matador
- From The Dead
Album of the Year?
18 Jahre. In Worten Achtzehn. Das ist der Zeitraum, der aktuell zwischen zwei Alben von FAITH NO MORE liegt. Nun hat sich das Quintett, das durch alle denkbar möglichen Auf und Nieder einer Bandgeschichte gegangen ist, wieder zusammengerauft. Gitarristenkarusell, Anfeindungen, nein, die besten Freunde waren die exzentrischen Herren wohl nie. Ob nun Altersweisheit eingetreten ist, ob die Zeit wirklich Wunden heilt, oder ob einfach wieder mehr Geld in die Musikerkassen musste – wir werden es erfahren. So oder so ist Mike Patton mit seinem Label Ipecac Recordings und seinen vielen Projekten vollends eingebunden, Schlagzeuger Mike Bordin als Tour – und Studioschlagwerker hoch im Kurs, Keyboarder Roddy Bottum – offizieller Gegenpart des Mister Patton – ist nun wieder mit Ideen voll und Basser Billy Gould als Produzent oder Gastbassist ebenfalls sehr umtriebig. Sogar die leider verblichenen deutschen Noiserocker von HARMFUL konnten sich mit Gould als zweitem Gitarristen auf einer ihrer vielen Touren schmücken. Und nun das Album "Sol Invictus" - welches auf Ipecac Recordings erscheint. Ehrensache. Erwartungen hoch, sehr hoch, allerorten.
Die Band kann sich eben ihrem großem Einfluss auf eine ganze Generation von Musikern sicher sein. Das erste Hören fesselt, so viel steht fest. Patton variiert seine Stimme in der gewohnten Manier, die Stücke sind hochklassig, phänomenal gestrickt, keines wie ein anderes. Was sich mit der Vorhut 'Motherfucker' vor einem Monat bereits andeutete, hält FNM auch auf Albumdauer durch. Stimmliche Ausbrüche, die sich auf die druckvollen Basslinien legen und die melodiösen Parts hintergehen. 'Sunny Side Up' – ein fieser, tief bohrender Ohrwurm.
'Cone Of Shame' beginnt als Spaghettiwestern und in bester FANTOMAS-Art hechelt und bespricht Patton eine dunkle trockene filmische Kulisse. Dass das Ganze dann zu einem Wirbler wird, ein riffgetränkter Aufreger wird, Ehrensache. Und weil es die Herren nicht dabei belassen können, wird das Stück zu einer aufgebauschten Hymne in der Mitte des Albums. Da sind wir Hörer schon durch einige Täler und Schluchten getrieben worden. Das Titelstück, welches das große Kino hier einläutet, lauert und schleicht verstohlen umher, Bottum's Piano tropft seine Töne in eine schwitzige Atmosphäre hinein und kann sich auch beim wütend-hektischen 'Superhero' gegen die klassische Rockinstrumentierung behaupten. Das Stück zeigt, das FNM die 'Digging The Grave'-Phase sehr wohl hinübergerettet hat. In 2015. In Worten achtzehn Jahre nach dem "Album Of The Year". 'Seperation Anxiety' lebt vor allem von Patton's Stimmkünsten, ist aber ein durchschnittlicher Rocker.
Was formidable Beiträge wie 'Rise Of The Fall', 'Motherfucker' wieder vergessen machen. Hier packt die Band den Crossover aus, unter dessen Mantel viele viele Beobachter FAITH NO MORE sowieso schon immer sahen. Ein hohler Begriff, der nie das wahre Wesen der damit bezeichneten Musik zu erfassen, einzugrenzen oder gar zu beschreiben vermochte. Gerade dieses 'Rise Of The Fall' deutet die Klasse dieser Truppe an, denn ich meine ungefähr ein Dutzend Querverweise erkannt zu haben. Cinematographie in Tönen. Und gerade als wir uns mit dem groovy Verlauf des 'Black Friday' angefreundet haben, bolzt uns Bordinbottumpattonhudsongould den nächsten verschreckenden Refrain entgegen. Ich werde das Gefühl nicht los, dass da beim Kaffee viel viel Jazz gehört wird.
'Motherfucker', Mundzuhalter, die nächste textlich deftige Abrechnung, wie es sich Patton nicht verkneifen konnte. Das ist eines dieser Stücke, die frühmorgens auf dem Fahrrad gemurmelt und gesummt werden. Der 'Matador' ist die nächste Person, die hier für eine Verarbeitung durch FNM herhalten muss. Und schon krempelt sich die Stimme um, steigt in fast orchestrale Höhen hinauf. Zwischendurch duellieren sich Bass, Schlagzeug und die auf ironische Weise übertrieben vermännlichte Stimme, um dann wieder gemeinsam in wilden Wolken herumzufuchteln. Schick, mit fast gospeligem Pathos zum Ende hin.
Apropos: 'From The Dead' ist was für Hippies, oder was? Ein warmer Kalifornienbass tuscht umher und jetzt können sie alle, alle fünf Musikergenies in FAITH NO MORE herrlich auch mal gemeinsam barmen und die schnullig-schnalzige Akustikgitarre bejammern. Herrlich! Wie das gesamte Album einfach nur herrlich ist. Sie sind zurück. Und wie!
Album of the Year? Bisher ja.
- Note:
- 10.00
- Redakteur:
- Mathias Freiesleben