FALL OF TROY, THE - Manipulator
Mehr über Fall Of Troy, The
- Genre:
- Progressive Alternative Post-Hardcore
- Label:
- Equal Vision / Cargo Records
- Release:
- 18.05.2007
- Cut Down All The Tree And Name The Streets After Them
- Dark Trail
- Quarter Past
- Problem!?
- Semi-Fiction
- Oh! The Casino!
- Sledgehammer
- Seattlantis
- Ex-Creations
- Shhh!! If You're Quiet, I'll Show You A Dinosaur
- Caught Up
- A Man. A Plan. A Canal. Panama
Eines gleich vorweg: Für Metal-Puristen und Leute, die auf eingängige Hymnen stehen, dürfte das hier zur Diskussion stehende Album ungefähr so attraktiv sein wie eine Wurzelbehandlung ohne Narkose. THE FALL OF TROY aus dem US-Bundesstaat Washington gehören zu jener hippen Spezies anstrengend-intellektueller Krachmacher, die gerade im Lande der unbegrenzten Dämlichkeiten wie Pilze aus dem Boden zu schießen scheinen. Progressiver Post-Hardcore nennen das Trend-Heinis, und als Prototypen dieser Kategorie müssen meist THE MARS VOLTA oder AT THE DRIVE-IN herhalten. Doch mit diesen Acts haben THE FALL OF TROY lediglich gemeinsam, dass auch sie ihre Songs ebenso hektisch verschachtelt wie stilistisch offen anlegen. Was zum Teufel hat es nun also auf sich mit "Manipulator" und diesem noch ziemlich jungen Trio, dessen zweites Album "Doppelgänger" vor zwei Jahren für ziemliches Aufsehen in einschlägigen Szene-Kreisen sorgte?
Nun, nähern wir uns dem Ganze doch mal vorurteilsfrei und unbefangen. Der Opener trägt den völlig genialen Titel 'Cut Down All The Trees And Name The Streets After Them'. Sowieso haben THE FALL OF TROY eine Schwäche für schräge Songtitel. 'Shhh! If You Are Quiet, I'll Show You A Dinosaur' oder 'A Man. A Plan. A Canal. Panama' sind weitere, originelle Beispiele. Ich mag so etwas. Für mich, der von Post-Hardcore so gut wie gar nichts versteht, klingt die Gitarrenarbeit stellenweise stark nach VOIVOD zu "Nothingface"- und "Angel Rat"-Zeiten. Die Laut/Leise-Dynamik erinnert den Rezensenten arg an die DEFTONES, und das auch schon lange bevor er recherchiert hat, dass beide Bands sehr bald zusammen auf Tour gehen. Hinzu kommt einiges an abgedrehtem Krach, den man ansonsten meistens von Relapse-Records-Bands wie THE DILLINGER ESCAPE PLAN geboten bekommt. Am interessantesten aber sind die eher leisen, melodischen Momente. Da erwecken die wirklich schönen Gesangslinien öfter mal die "King For A Day..."-Phase von FAITH NO MORE wieder zum Leben und die geschickt gestrickten Gitarrenteppiche, die auf magische Weise Entspannung und Komplexität miteinander verbinden, legen die Vermutung nahe, dass unsere drei Freunde hier gerne mal eine COHEED & CAMBRIA-Platte auflegen.
Seine besten Momente hat "Manipulator" erstaunlicherweise im Mittelteil, gerade dort, wo die meisten Alben ihre Durchhänger aufweisen. Bei Songs wie 'Quarter Past' und 'Oh! The Casino!' funktioniert die extravagante Melange aus Prog, Alternative, Core und Lärm am besten, weil all diese Elemente dosiert und zielgerichtet eingesetzt werden, und nicht wie zum Selbstzweck in den Raum geworfen anmuten. Manche arg chaotischen Passagen wirken tatsächlich reichlich überambitioniert und konstruiert – oder sollte ich lieber sagen, beliebig? Freunde moderner, harter, experimenteller Klänge werden an THE FALL OF TROY bestimmt ihren Spaß haben. Schließlich steckt "Manipulator" voller Energie, voller Zorn und voller Explosivität. Für Normalsterbliche dürften große Teile des Albums nur sehr schwer zu konsumieren sein. Daher ist der Kauf nur besonders mutigen und nervenstarken Zeitgenossen zu empfehlen. Die kriegen als Belohnung für ihre akustische Belastbarkeit noch ein sehr cooles, psychedelisch-debiles Artwork dazu. Toll!
Anspieltipps: Cut Down All The Trees And Name The Streets After Them, Quarter Past, Oh! The Casino, Sledgehammer
- Redakteur:
- Martin van der Laan