01.08.2011 | 18:51
Hair Metal 2.0
Zugegeben, die erste EP und das Debütalbum von ESCAPE THE FATE sind schon ziemlich geil. Emo mit Härte und einer extrem rockigen Kante, das war damals, 2006, noch was Neues. Doch der damalige Sänger Ronny Radke hatte Drogenprobleme und wanderte später für zwei Jahre in den Knast, wegen Beihilfe zu einem Mord. ESCAPE THE FATE machten mit Craig Mabbit von BLESSTHEFALL weiter und kamen nie wieder an ihr Debüt "Dying Is Your Latest Fashion" heran. Doch nun ist ex-Sänger Radke entlassen und mit seiner neuen Band FALLING IN REVERSE zurück.
Schon der Opener 'Raised By Wolves' lässt an die gute alte Zeit zurück erinnern. Radke singt und brüllt besser als je zuvor und der Refrain ist ein einziger rotziger Mittelfinger, der einfach schön nach vorne rockt, dass man sich nicht einmal vor der letzten MÖTLEY CRÜE-Platte zu verstecken. Allerdings ist der darauf folgende Track 'Tragic Magic' absoluter Durchfall vom feinsten. Megaabgelutschte Melodie, dumme Lyrics und einfach nur nervig. Allerdings ist der Rest des Albums mehr als gelungen und vermag über diesen Totalausflug hinwegzuhelfen.
Für viele mag das Schema des Songaufbaus ausgelutscht wirken. Poppige Songs, hier und da dann ein Breakdown oder ein gebrüllter Part und eingängige Refrains sind nicht erst seit gestern im Trend. Doch war Radke damals vor 5 Jahren mit ESCAPE THE FATE einer der ersten Bands, die die Songs derartig arrangierten. Von daher ist es sein gutes Recht heute auch noch solch Lieder zu schreiben. Zudem macht unser Bad Boy Ronnie nicht genau da weiter, wo er mit ESCAPE THE FATE aufhörte, sondern mischt neue Zutaten dazu. Keyboards, die leicht an den 30er Jahre-Flair der ersten PANIC! AT THE DISCO-Platte erinnern, üblere Breakdowns oder fast komplett harte Songs, die mehr an FOR THE FALLEN DREAMS erinnern als an Emo. Zudem ist der Hair Metal-Einfluss noch präsenter als zuvor, siehe nur den absoluten Übersong der Platte 'Good Girls Bad Guys' oder besagtes 'Raised by Wolves'.
Textlich werden natürlich die letzten Jahre verarbeitet. Drogensucht, Knast, ESCAPE THE FATE, Freunde, die einen hängen lassen und natürlich wie man wie ein Phoenix aus der Asche als neuer Mensch ersteigt.
"The Drug In Me Is You" ist ein mehr als gelungenes Lebenszeichen des Sängers, den viele sicherlich nicht mehr auf dem Schirm hatten. FALLING IN REVERSE ist näher an ESCAPE THE FATE dran als ESCAPE THE FATE selber. Aber auch dieses Werk vermag es nicht "Dying Is Your Latest Fashion" das Wasser zu reichen. Dennoch ist es ein mehr als lohnendes Album.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Sebastian Berning