FAR CRY, THE - Once There Was
Mehr über Far Cry, The
- Genre:
- Progressive Rock
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Eigenproduktion / Just For Kicks
- Release:
- 21.03.2025
- Unholy Waters
- Crossing Pangea
- The Following
- Once There Was
Retro-Prog auf Genius-Level.
Mit ihrem ersten Album stießen die Musiker von THE FAR CRY die Türe des Retro-Progs meilenweit auf, um sich inspirativ wieder ins Gedächtnis zu rufen, welchen immensen Einfluss die Heroen von YES auf die gesamte Historie der Rockmusik hatte und immer noch hat. Allerdings versandete "If Only..." leider ein bisschen in der Flut der Pandemie-bedingten Studio-Mehrarbeit, so dass Robert Hutchinson und seine Crew leider nicht die Lorbeeren haben ernten können, die ihnen sicherlich zugestanden hätten. Vier Jahre später folgt mit "Once There Was" ein weiteres Meisterstück, welches sich zu weiten Teilen an das Debüt anlehnt, auch diesmal wieder Keyboards und Sythies als Prunkstück seiner Arbeit definiert, derweil aber auch das übrige Instrumentarium immer wieder perfekt in Szene setzt, um galante Spannungsbögen zu erschaffen, die auch lange Zeit später immer noch durch die Gehörgänge rauschen.
"Once There Was" startet für THE FAR CRY absolut standesgemäß. Ein Keyboard-lastiger Longtrack mit vielen feinen instrumentalen Improvisationen und wunderbaren Harmonien bricht sich Bahn, pendelt eine Vielzahl von Stimmungen aus und kreiert dennoch einige Hauptthemen, die man fast schon als dezente Hooklines verstehen kann. Die Melodien bleiben im Ohr, der phänomenale Gesang von Multiinstrumentalist Jeff Brewer geht tief unter die Haut, und trotz der klar erkennbaren Referenzen - YES ist und bleibt der wesentlich Faktor bei THE FAR CRY - kann die Nummer locker für sich stehen und auch einige entscheidende Charakteristika herausarbeiten. Etwas kniffliger ist da schon das ebenfalls überlange Instrumental 'Crossing Pangea', in dem aber auch die Gitarrenfront einen verstärkten Einsatz erhält und etwas weiter in den Fokus rückt, sich immer wieder mit den träumerischen Tasten duelliert. Stolze zwölf Minuten vergehen wie im Flug, alleine das sollte als Qualitätsmerkmal schon ausreichen, um die hier gebotenen Besonderheiten zu erklären. Lediglich das balladeske 'The Following' fällt ein wenig ab, trägt vielleicht auch in den Anfangssequenzen etwas dick auf, bekommt diese Eindrücke aber wieder kompensiert, sobald Brewers Stimme eingreift. "Etwas abfallen" bedeutet in diesem Zusammenhang, "nur" gut zu sein!
Prunkstück der neuen Scheiblette ist aber zweifelsohne das zwölfteilige Titelstück, das die gesamte Klaviatur des Retro-Progs zu bedienen weiß. Spannungsgeladene Arrangements, so manche überraschend rockige Sequenz, Keyboard-Variationen noch und nöcher und dazu dieser immer wieder beeindruckende Gesang. Über eine Spieldauer von 31 Minuten schafft sich THE FAR CRY hier den letzten Schliff für die eigene Signatur und erarbeitet sich spätestens hier die volle Überzeugung des YES-Publikums.
Nun mag es für eine noch recht frische Band ein wenig unbefriedigend sein, immer wieder auf die Parallelen angesprochen zu werden, allerdings wirkt sich dies auf "Once There Was" ausschließlich positiv aus. Der Gradmesser ist klar, er kann aber auch bedient werden, zumal THE FAR CRY einen etwas modernren Sound fährt und sich spätestens hier abheben kann. Dieses Album hat nicht nur Klasse, sondern auch sehr beeindruckendes Songmaterial, mit dem man den ausgebliebenen Erfolg hoffentlich bald nachholen kann. Verdient haben die vier Amerikaner dies auf alle Fälle!
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Björn Backes