FARGO - Strangers D'Amour
Mehr über Fargo
- Genre:
- Rock / AOR
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- SPV
- Release:
- 25.06.2021
- Rain Of Champagne
- Gimme That Bone
- Closer To The Sun
- Time
- Mary Says
- Law Of The Jungle
- Homesick
- Dear Miss Donna Vetter
- No Reason To Cry
- Car Expert
- Why Don't You
Ein Schritt in die richtige Richtung für die Kultrocker
Kommt die Kultband der frühen Achtziger mit dem zweiten Album nach der Reunion im neuen Jahrtausend an? So könnte die zentrale Frage vor dem Release des neuesten FARGO-Silberlings "Strangers D'Amour" lauten, denn "Constellation", die erste Scheibe der Band rund um Basser Peter Knorn nach über 35 Jahren, wurde nicht überall mit Begeisterung aufgenommen, sondern wurde nicht selten als ziemlich lahmes Comeback abgetan, das nur vom Ausstieg des Tieftöners bei den kultigen Hard-Rockern VICTORY angeschoben wurde. Nun, zumindest scheinen die beteiligten die Reunion ernst zu nehmen, denn nach nur drei Jahren stehen insgesamt dreizehn neue Kompositionen bereit, um den lauen Eindruck des Vorgängers auszumerzen.
Und der Opener 'Rain Of Champagne' klingt auch direkt alles andere als angestaubt. Irgendwo zwischen AC/DC und dem coolen Blues Rock von ZZ TOP angesiedelt, geht der Track direkt gut nach vorne und setzt sich dank cooler Hookline auch schnell im Gehörgang fest. 'Gimme That Bone' bläst im Anschluss ins gleiche Horn, zitiert mit bluesigeren Tönen teilweise sogar die ROLLING STONES, ist aber ähnlich stark ausgefallen wie der Opener. Dass 'Closer To The Sun' danach aber direkt mit dem gleichen Mid-Tempo-Rock weitermacht, offenbart aber schon zu einem frühen Zeitpunkt den größten Schwachpunkt des sechsten FARGO-Albums. So ordentlich die einzelnen Songs an sich klingen, so sehr wird der Gesamteindruck der Scheibe davon getrübt, dass das Trio offenbar versucht hat, die Nummern nach Tempo und genereller Stimmung zu sortieren. So fogt auf das rockig/bluesige Trio zu Beginn ein Dreigestirn von überraschend hart rockenden Songs, bevor ab 'Homesick' balladeske AOR-Töne das Zepter übernehmen und zum Schluss mit 'Car Expert' und 'Why Don't You' wieder von zwei Bluesrockern abgelöst werden. Was vielleicht bei einem Ordnungsfanatiker Sinn ergibt, sorgt leider für einen sehr flachen Spannungsbogen bei "Strangers D'Amour", der teilweise sogar zu einer gewissen Übersättigung und dem Wunsch nach einem Sprung zum nächsten Track führt. Erschwert wird dieser Umstand davon, dass gerade in der zweiten Hälfte der Scheibe nicht mehr wirklich viele Hooklines und Riffs zustande kommen, die sich auch im Langzeitgedächtnis einnisten. So bleiben neben den bereits erwähnten Eröffnungsnummern eigentlich nur 'Mary Says' und 'Time' wirklich hängen, wobei gerade der letztgenannte Song ganz klar aufzeigt, wozu Peter Knorn uns seine Mitstreiter eigentlich fähig sind. Mit dezentem Prog-Einschlag überzeugt die Ode and die Zeit nicht nur mit coolem Beat und feinen Gitarren-Arrangements, sondern punktet vor allem mit einem wunderbaren Talkbox-Solo, das auch die größten Hard-Rocker der Achtziger nicht besser hinbekommen hätten. Gerade Richie Sambora zu BON JOVI-Hochzeiten hätte hier seine wahre Freude.
Insgesamt reicht dieser eine echte Hit aber nicht aus, um "Strangers D'Amour" komplett vor der Belanglosigkeit zu retten. Ja, der Schritt nach vorne im Vergleich zu "Constellation" ist überdeutlich, und gerade die erste Halbzeit dürfte Fans von Rock und AOR viel Freude bereiten, dennoch würde ich bezweifeln, dass die Hannoveraner ohne den legendären Bandnamen mit der schwachen zweiten Halbzeit gegen die starke Genre-Konkurrenz bestehen könnten. Schade, da wäre mehr drin gewesen.
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Tobias Dahs