FASHION WEEK - Prêt-à-Porter
Mehr über Fashion Week
- Genre:
- Grunge / Noise Rock
- ∅-Note:
- 6.00
- Label:
- Solar Flare Records
- Release:
- 23.02.2015
- Fendi Bender
- Chorusace
- Meek Is Meeznable
- Summer Line
- Fur Free Friday
- Klosstrophobia
- FASHION_=~S_(_$)_COLLAPSE_GSO
- Haute Topic
Kaputt wie diese Welt
Wer nicht gerade das von einem Leichensack gezierte Cover von "Prêt-à-Porter" vor sich hat, wird bei einem Bandnamen wie FASHION WEEK mit Sicherheit keinen bitterbösen, anarchischen Grunge-/Noise-Verschnitt erwarten. Es steht also gleich mal 1:0 in Sachen Ironie für die New Yorker. FASHION WEEK scheint genau das verzerrte Spiegelbild der eitlen und oberflächlichen Selbstdarstellungswelt des eigenen Heimatlandes präsentieren zu wollen. Schmerzhaft verzerrte, dissonante Gitarrenklänge und krächzendes, nölendes Geschrei zerfleddern jede Illusion des Universums der Schönen, Reichen und Gesunden auf sehr effektvolle Weise. Spaß macht diese musikalische Art der gesellschaftlichen Abrechnung dennoch nur mitnichten.
Mit eingängig rockigem Grunge Marke NIRVANA hat FASHION WEEK nichts zu tun. Keine eingängigen Mitsingzeilen, keine lässig-schleppenden Grooves für die Tanzfläche, keine Gitarrenriffs zum Nachzocken für Anfänger. 'Fendi Bender' ist ein bescheuerter Songtitel, aber als benebelter Einstieg in diese verstörende Untergrundwelt erfüllt der Opener vollständig seinen Zweck. Die Produktion scheppernd und klar, wie bei einem Mitschnitt aus dem Proberaum der Band - sehr lässig, dieser Sound – klangen nicht PEARL JAM und Konsorten vor Ewigkeiten einst so? Der Mief eines schäbigen Kellerclubs liegt in der Luft, als 'Chorusace' mit einem RAGE AGAINST THE MACHINE-artigen Riff den Aggressionsgrad anzieht und Sänger Joshua Lozano wie von Sinnen ins Mikro krakelt. Etwas mehr Stoner-Feeling kommt bei 'Meek Is Meznable' auf, der musikalische Mehrwert auf "Prêt-à-Porter" beginnt mit dem dritten Track allerdings bereits zu verflachen. Die Band verfranzt sich mehr und mehr und in scheinbar beliebig und halbherzig eingeschlagenen Richtungen: 'Summer Line' ist mit fünf Minuten doppelt so lang wie die vorangegangenen Nummern, rumpelt aber ohne wirklich Ärsche zu treten gelangweilt vor sich hin. Bei einem Konzert würde man an dieser Stelle ein Getränk holen oder kurz frische Luft schnappen gehen. 'Fur Free Friday' driftet vorübergehend in Alternative Rock Marke FOO FIGHTERS ab, das zwischen ruhigen und aggressiven Phasen pendelnde 'Klosstrophobia' plätschert überlange sieben Minuten mit der immergleichen wiederholten Textzeile vor sich hin, und 'FASHION_=~S_(_$)_COLLAPSE_GSO;' ist nichts weiter als der Zusammenschnitt aus scheinbar willkürlich gesammelten Radio- oder Fernsehnachrichten. Der Abschluss 'Haute Topic' überrascht dann noch mit dem kontrastreichen Wechselspiel aus süßlichen Gesangslinien und fiesem Gebrüll.
Ingesamt ist "Prêt-à-Porter" also eine eher inkonsistente Angelegenheit. Man kann die anarchische Ausrichtung gutheißen, und als scharfer Kontrast zum vermeintlich verharmlosenden Bandnamen passt ja auch die Musik prinzipiell wunderbar. Pluspunkte gibt es außerdem für den authentisch-rauen Sound und den unbestreitbaren Mut zur Kakophonie. Mehr kompositorische Geschlossenheit wäre allerdings in jedem Fall wünschenswert gewesen, um von FASHION WEEK ein Album zu erhalten, welches diese Bezeichnung als solche verdient. "Prêt-à-Porter" ist in erster Linie eine Ansammlung von Lärm, zu Beginn noch ziemlich cool und angenehm unangepasst, in großen Teilen aber schlicht und einfach nicht greifbar. Ich werde das Gefühl nicht los, dass hier eindeutig mehr drin gewesen wäre.
Anspieltipps: Fendi Bender, Chorusace
- Note:
- 6.00
- Redakteur:
- Timon Krause