FATAL FIRE - Arson
Mehr über Fatal Fire
- Genre:
- Heavy Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- MDD / Alive
- Release:
- 23.03.2024
- Destruction
- Ashes Remain
- Dawn Of Fate
- Crossroads
- Sea Of Damnation
- Meteorites
- Kingslayer
- Ardent Wave
Das junge Quintett aus Frankfurt zeigt, dass man auch als Newcomer in traditionellen Genres noch Akzente setzen kann.
Letztes Jahr im Herbst eröffnete ein junges Quintett aus Frankfurt das GAS GÄBA-Festival in Steinberg mit einem wirklich vielversprechenden Auftritt. Man merkte der Band zwar zu Beginn eine gewisse Unerfahrenheit auf der Bühne an, doch die Songs zündeten, und die Energie und Spielfreude waren unbändig, so dass die Halle im Nu auftaute und mitmachte. Mit einem solchen sympathischen Auftritt hätten die fünf jungen Hessen am Merchandise-Stand bestimmt etliche CDs verkaufen können, wenn sie denn schon welche am Start gehabt hätten. Doch es solle bald ein Debütalbum kommen, so hieß es. Daher haben zahlreiche Anwesende gespannt auf weitere Nachrichten von FATAL FIRE gewartet, und im März war es dann endlich soweit, dass das Debütalbum "Arson" in den Startlöchern stand. Auch ein Label hat sich direkt der jungen Truppe angenommen, und zwar mit MDD Records aus Nordheim direkt ein besonders rühriges mit einem starken Vertrieb, so dass eine breite Verfügbarkeit gesichert ist.
So stehen die Zeichen also auf Feuersturm, wenn man so will. Doch natürlich muss auch der musikalische Inhalt liefern und das Zeug dazu haben, in einer mit Newcomern glücklicherweise nicht gerade mager besetzten Szene auf sich aufmerksam zu machen. Das sollte vornehmlich dadurch geschehen, dass man zum Ersten den Hörer mit guten Melodien an den Haken bekommt, zum Zweiten das Ganze instrumental und produktionstechnisch sauber umsetzt, und dass man zum Dritten auch stilistisch zumindest gewisse Akzente setzen kann, die eine Band ein Stück weit aus der Masse herausheben. Gehen wir diese Grundvoraussetzungen der Reihe nach durch, dann lässt sich auch hier sagen, dass die erst seit knapp fünf Jahren aktive Band schon in diesem frühen Karrierestadium an dieser Stelle drei Haken setzen darf: Alle acht Stücke auf "Arson" haben gelungene, markante Hooklines, eingängige Refrains und auch sehr schöne melodische Leadgitarren zu bieten. Die Produktion ist derweil klar, druckvoll und voluminös, Produzent Markus Teske aus dem Bazement Studio umschifft die gefährlichste Klippe des Genres aber mit Bravour und so gerät der Sound gottlob nicht zur sterilen Ballerbrühe.
Die größte Herausforderung für eine junge Band ist es aber im 55. Jahr des Stahls natürlich, die viel beschworenen eigenen Akzente zu setzen. Doch auch diese Aufgabe wird gut gelöst, denn auch wenn die Band unterm Strich natürlich einfach traditionellen Heavy Metal mit markanten Einflüssen aus dem melodischen Speed Metal und dem europäischen Power Metal spielt, ist die Mischung doch so charakterstark und schlüssig, dass FATAL FIRE auch auf dieser Ebene für einen recht hohen Wiedererkennungswert sorgt. Dafür sorgt zum einen schon Sängerin Svenja Rohmann, die über eine kraftvolle Alt-Stimme verfügt, die zwar zumeist klar und voluminös aus den Boxen klingt, aber wenn es der Song erfordert, auch eine angenehme, rockige Rauheit mitbringt. Der speedige Opener 'Destruction' mit seinen maidenesken Leadmelodien bringt da bereits ordentliches Potential mit, doch das folgende 'Ashen Remain' setzt dem in Sachen Härte und Geschwindigkeit nochmal eins drauf und streift bei den Riffs von Tim Kremer und Valentyn Subotovic, und bei Til Feldens intensivem Drumming auch mal die thrashigen Gefilde, gerade in den Beatdown-Parts. Doch auch hier ist es Svenjas klare Stimme, die letztlich dafür sorgt, dass die Zielgruppe in erster Linie im traditionellen Metalsektor zu verorten bleibt.
Das bestätigt sodann die durchaus fröhliche Leadgitarre im Intro zu 'Dawn Of Fate', die von den schönen Basslicks Dennis Nerdings begleitet wird und sich in ein galoppierendes Melodic-Speed-Stück entwickelt, das mich in Sachen Melodieführung und Hooks gleichermaßen an STORMWITCH und an GAMMA RAY erinnert. Just bevor wir Gefahr laufen, zu einförmig in die speedig-melodische Richtung zu tendieren, kriegt die Band die Kurve und setzt mit 'Crossroads' einen starken Kontrapunkt, denn hier wird das Tempo über weite Strecken herausgenommen, Drummer Till Felden bekommt viel Raum für spannende Drumfills, die zu schweren, leicht doomigen Riffs erklingen und trotz der Getragenheit des Stücks keine Soundlöcher aufkommen lassen. Lediglich im Refrain wird das Tempo passend angezogen.
Damit sind wir zur Hälfte durch, und bisher war das Gebotene durchwegs unterhaltsam und kurzweilig. Dieser Trend setzt sich glücklicherweise fort: Bei 'Sea Of Damnation' erinnern mich die abgefahrenen, zweistimmigen Leads streckenweise sogar an "Heartwork" von CARCASS, wobei die Parallelen zu den wilden Briten ansonsten sehr überschaubar sind. Das Hauptriff zu 'Meteorites' hat einen gewissen JUDAS PRIEST-Touch, wobei der Songs durch Svenjas hier etwas dunkler, mystischer und besonders gefühlvoll eingesetzter Stimme zum Highlight avanciert. Sehr stark! Zum Ende hin bedient 'Kingslayer' dann nochmals das ausgeprägte Faible für IRON MAIDEN-Riffs, die hier jedoch eine hübsche Synthese mit teutonischen Melody-Hooks eingehen, die nochmals ein paar nette Gangshouts flankieren. Der Abschluss mit 'Ardent Wave' indes ist getragen und episch gestaltet und stellt so ein weiteres Highlight des Albums dar, das auch von einem starken, ausgedehnten Gitarrensolo lebt.
So bleibt am Ende ein wirklich starkes Debütalbum einer sehr jungen Band, das zeigt, dass es uns um den heimischen Metal-Nachwuchs echt nicht bange sein muss, und dass man auch auf den ausgetretenen Pfaden der traditionellen Spielarten nicht zwangsläufig generisch klingen muss. Die Mischung macht es, und die trifft bei FATAL FIRE ins Schwarze.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle