FATAL MORGANA - In Quiet Us
Mehr über Fatal Morgana
- Genre:
- Progressive Metal / Power Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Steel Gallery Records
- Release:
- 01.01.2010
- Close At Hand
- In Speechless Words
- ... Seemingly A Child
- The Parting Ways
- Scenes Of Grey
- The Tempest
Edler griechischer Prog Metal.
Von den Griechen FATAL MORGANA hatte ich bis vor kurzem noch nie gehört. Die Athener brachten 1996 das Demo "Access: Quietus" auf den Markt - und Steel Gallery sorgten 2010 dafür, dass das Scheibchen unter dem Namen "In Quiet Us" einer breiten Masse zugänglich gemacht wurde.
Geboten wird - verpackt in ein geschmackvolles Artwork - eine Melange aus Früh-90er-Prog und US Metal. Das größte Prunkstück ist aus meiner Sicht Sänger Louis Hatzimichalis. Der Tausendsassa der griechischen Metalszene, der auch mal bei WHILE HEAVEN WEPT aushelfen durfte, erinnert mich an Charles Dominici vom DREAM THEATER-Debüt und würde jedem QUEENSRYCHE-Klon gut zu Gesicht stehen. Die sechs Songs füllen fast eine Dreiviertelstunde, und QUEENSRYCHE (bis 1990) sowie DREAM THEATER (bis 1992) sind für mich die sinnvollsten Referenzen - auch an FATES WARNING in den Überjahren mit John Arch darf man sich erinnert fühlen.
Faszinierenderweise ist auch das Songwriting auf einem ähnlich hohen Niveau. Einzig der Opener 'Close At Hand' kann nicht sofort mitreißen und braucht ein wenig, um sein Potenzial zu entfalten. Ansonsten hat man sofort das Gefühl, ein überragendes US-Metal-Demo von 1989 zu hören. Aus Griechenland kenne ich jedenfalls kaum Metal auf diesem Niveau, so sehr ich WRATHBLADE, SABOTER, DEXTER WARD oder BATTLEROAR schätze. Nachdem die erste Nummer "nur" stark war, wird es dann jedenfalls fast schon genial. 'In Speechless Words' zeigt mal wieder, wie man Keyboards eigentlich einsetzen sollte. Ein bisschen STRATOVARIUS-Flair ist dabei, aber auch hier im Sinne ihrer Früh-Neunziger-Werke (und ohne den HELLOWEEN-Touch). Ansonsten sollten alle niederknien, die auf SAGE MERIDIEN oder die ganzen Arkeyn-Steel-Rereleases stehen. Grandioser Stoff! Und dass man phasenweise meint, "Images And Words" zu hören, kann hier nur als Kompliment gelten.
Auch '... Seemingly A Child' ist absoluter Edel-Prog, wie er kaum noch aufgenommen wird - und dank der feinen Produktion mit einem edlen Frühneunziger-Flair. Die Scheibe klingt immer fünf bis sieben Jahre älter als sie tatsächlich ist. Ach ja, falls die Frage sich überhaupt gestellt hat: Die drei Griechen sind auch einfach großartige Musiker, die ihre komplizierten Songs auch spielen können. Ich kann mir vorstellen, dass es für manche etwas zu viel Keyboards sind, aber ich finde es stimmig. Das ist alles kein easy Listening, aber wer sich hinein arbeitet, wird auch belohnt werden.
Ähnlich episch mit Petrucci-Gedächtnis-Gitarren geht es in 'The Parting Ways' weiter. Ob diese Band DREAM THEATER verehrt hat, frage ich mich nicht, sondern eher, wie sie manche langweiligere DREAM THEATER-Scheibe so deutlich überbieten konnten mit einem griechischen Neunziger-Jahre-Demo. 'Scenes Of Grey' ist dann etwas kürzer, aber nicht weniger spannend. Die Chöre sind fast der einzige Moment auf der Scheibe, die nicht völlig überzeugen können, nehmen aber nicht zu viel Raum ein. Zum Abschluss hauen die Jungs mit 'The Tempest' noch ein echtes instrumentales Brett raus, das auch auf den Genreklassikern der Zeit zu den Highlights gehört hätte.
Aber was schreibe ich da? Realistisch betrachtet haben wir es mit einem Genreklassiker zu tun - nur leider mit einem verkannten. Ihr wisst vielleicht schon: Ich liebe es, solchen Krempel zu entdecken. Und ihr solltet es auch versuchen. Wer auf Metal mit Klasse steht kann bei FATAL MORGANA jedenfalls nichts falsch machen!
Anspieltipps: In Speechless Words, The Parting Ways, The Tempest.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Jonathan Walzer