FAUST AGAIN - Seizing Our Souls
Mehr über Faust Again
- Genre:
- DeathCore
- Label:
- Circulation Records
- The Truth Is Absolution
- Ghost Of The Past
- Numb
- Stay Of Execution
- In The Land Of Dreams
- Among The Gray Masses
- Outro
Stille. Die Play-Taste wird gedrückt. Ohne ein vorbereitendes Intro bricht die Hölle los. Was ist denn hier los? Eine völlig ausgeflippte Keife speit Hass und Verderben. Ein mörderisches Schlagzeug wütet. Die Rhytmus-Gitarre drückt irrsinnig, gleichzeitig treibt die andere Klampfe eine wunderschöne und aggressive Melodie vor sich her.
Schon der Beginn des Debut-Albums von FAUST AGAIN ist überwältigend. Auf "Seizing Our Souls" zeigen die Polen, wie jung und wild sich die Metal-Szene unseres Nachbarlands gebärdet. Seit drei Jahren turnt die Band dort schon im Underground herum, bisher kam 2001 nur das selbstbetitelte Demotape heraus. Für so wenig Vorlaufzeit klingt das Ergebnis schon wie eine richtig große Band. Das liegt einmal an den abwechslungsreichen Gitarren, die immer wieder gekonnte Ecken und Kanten in die Songs schlagen, ohne die Stücke gänzlich zu zerhacken. Dabei klingen die Jungs wie eine perverse Mischung aus alten Thrasher-Riffs und neuerem Schweden-Death á la AT THE GATES. Fellverdrescher Marek steht dem im nichts nach, gemeinsam mit Bassist Adrian baut er eine überwältigend dunkle Klangkulisse auf. Überhaupt das Bassspiel: Durch die ausgefeilte und herrlich transparente Produktion hören Vierseiter-Fetischisten wirklich jeden Zupfer. Dies gibt der Platte weiteren Schub. Den finalen Überschallkick setzt allerdings Sänger Marcin. Der Kerl tobt, erzählt, bittet, ruft, kreischt und brüllt - fast hat man Mitleid ob der Wut und der Traurigkeit dieses Typen. Und freut sich trotzdem darüber, weil gerade die Stimme dem Silberling diese Einzigartigkeit gibt.
Exemplarisch steht das dritte Überstück 'Numb'. Es wird mit einem drohendes Bassolo eröffnet, im Hintergrund schlägt der Drummer dumpf auf sein Schlagzeug. Gitarren setzen ein, der Song bleibt im Midtempo. Ein geile Metal-Melodie gesellt sich dazu. Der Sound klingt immer bedrohlicher. Abbruch. Kreischen, plötzlich verändert sich der Song völlig. Wütender Death Metal mit leichten Hardcore-Anleihen, getragen von wahnsinnig krassen Moshparts und irrsinnig schnellen Rumspring-Stellen. Das Gekeife ist wie zu seligen OBITUARY-Zeiten mehr Instrument als Geschichtenerzähler. Ein erneuter Wechsel: Eine klare Stimme ruft, wird von dem Gekreische im Hintergrund aber fast abgewürgt. Ein göttlicher Part, der durch ein neues Duell abgelöst wird: Eine tiefe Growl-Stimme versucht gegen einen fast flüsternde Stimme anzukommen - und schafft es erst am Ende. Wieder ein göttlicher Tempowechsel, es wird schneller. Das Gekeife setzt ein. Erst 2 Minuten 30 sind vorbei. Das Wechselbad geht noch drei Minuten...
Songs wie 'Numb' sind eine Offenbarung für jeden anspruchsvollen Extrem-Metal-Fanatiker, der auf Bands wie HEAVEN SHALL BURN oder auch THE HAUNTED steht. Zumal sich FAUST AGAIN auf eine gute alte VADER-Tradition besinnen. Unter den eigentlichen Texten im Booklet erklären sie jeden Song und seine Bedeutung. Die Lyrics gehen dabei über das bloße Abschlachten von Schweinen, Zombies und Jungfrauen hinaus und beschäftigen sich zum Beispiel mit dem kommunistischen Ex-Regime in Polen oder dem unterdrückten Volk in Tibet. Nicht auf politisch eindimensionale Art, sondern differenziert, hinterfragend. Das einzige Minus von "Seizing Our Souls" ist die Spielzeit. Die CD zieht eure Sinne nur 33 Minuten in ihren Bann. Aber wozu gibt es Repeat-Tasten...
Anspieltipps: Alles, besonders aber Numb.
- Redakteur:
- Henri Kramer