FEAR FACTORY - Demanufacture
Mehr über Fear Factory
- Genre:
- Industrial Metal
- Label:
- Roadrunner Records
- Release:
- 16.06.1995
- Demanufacture
- Self Bias Resistor
- Zero Signal
- Replica
- New Breed
- Dog Day Sunrise
- Bodyhammer
- Flashpoint
- H-K (Hunter-Killer)
- Pisschrist
- Therapy For Pain
Man kann FEAR FACTORY schlecht als Pioniere bezeichnen, schließlich gab es so was wie Industrial Metal mit MINISTRY, FRONT LINE ASSEMBLY, DIE KRUPPS und KMFDM schon vorher. Und doch brachten es die vier Jungs aus den Staaten binnen kürzester Zeit zu einem Bekanntheitsgrad, von dem die anderen Bands nur träumen konnten. Das Geheimnis dieses Erfolgs ist relativ einfach; anstatt im Sound rumzufuchteln und verzweifelt zu versuchen, Technik und klassischen Gitarrenkrach in Einklang zu bringen, ließ man die beiden Elemente schlichtweg nebeneinander herlaufen.
Das Ergebnis konnte sich hören lassen, und so entwickelte sich aus der technisch verspielten Death-Metal-Band (die ersten Ergüsse waren krasse Rave-Metal-Verschnitte, die der ATARI TEENAGE RIOT ziemlich nahe standen) eine technisch versierte Thrash-Metal-Band, die mit sterilen Soundeffekten, kraftvollem Drumgebolze und dem dazu passenden Riffgewitter echte Kracher auf CD brannte und sich damit einen Ruf in der Szene erarbeitete, zu dem quasi jede nachwachsende Band auf dem Sektor aufschaut.
Mit der "Demanufacture" wurde 1995 der erste Höhepunkt der Band veröffentlicht. Mit der Abkehr der Mastervoice Burton C. Bell vom simplen Gegrunze zu eisklarem Gesang in Kontrast zu tiefem Gebrüll und der klareren Soundstrukturen wurde eine Scheibe präsentiert, die klarer und zugleich härter nicht sein könnte. Auf der Basis von Muskelpaketen an Gitarrensound und einem Rhythmus, der als oberstes Dogma über alles zu wachen scheint, brüllte sich C. Bell die Seele aus dem Leib und stilisierte seine Stimme (auch bei BLACK SABBATH's Geezer Buttler und seinem Projekt G'Z'R am Mikro zu hören) zum unverkennbaren Markenzeichen der Band.
Der technische Aspekt des Albums zeichnet sich durch raffinierte Anpassung an den instrumentalen Part aus, in den Intros der Songs hat der Elektrosound oft eine tragende Rolle, während er sich in den Mainparts in den Hintergrund verzieht und durch spärliches und minimales Auftreten eine eher kühle Atmosphäre aufkommen lässt. Das Album geriert sowieso als ziemlich kühl kalkulierte Abwechslung von Gitarrenbrechern, Burtons Gebrüll und verspielten Breaks, die immer wieder dafür sorgen, dass die Songs nicht zu stumpf durchgeknüppelt werden.
Bestes Beispiel: der Titelsong. 'Demanufacture' kracht am Anfang gewaltig, nur um sich danach verspielt wieder selbst zurückzunehmen und in einem neuen Anlauf umso mehr Schaden anzurichten, ohne dabei auch nur einen Deut an Kraft zu verlieren. Dass es auch anders geht, beweist 'New Breed'; der Song erweist sich als Hammerstück an knapp durchgezockter Gitarrengewalt. Während Burton den Song mit seiner Stimme fast alleine voranzutreiben scheint stellt die Technikfraktion hier unmissverständlich klar: Das Gitarrenmonopol des Nackenbrechens ist mit dieser Band mehr als nur passé.
'Replica' hingegen ist wiederum ein typischer Frickel-FEAR-FACTORY-Song. Quasi nach einer halben Sekunde weiß so ziemlich jeder, was gerade gespielt wird; und auch ohne durchgehende Gitarrenriffs und die vertrackte Songstruktur stellt der Track einen Teil des Pflichtprogramms eines jeden Rock-DJs dar. 'Dog Day Sunrise' beweist, dass man es auch ruhiger angehen lassen kann, ohne das Album in ein kraftloses Tief zu reißen, und 'A Therapy For Pain' stellt klar, dass man das Verhältnis Elektronik:Metal auch zu drehen vermag, ohne Qualitätseinbußen hinzunehmen.
Im Endeffekt stellt die "Demanufacture" quasi DAS Referenzalbum der FEAR FACTORY dar, weil in etwa alles vorhanden ist, was die Band in den nachfolgenden Alben ausmachte: kühler Elektrosound, kraftvoller Thrash und ein signifikanter Gesang, der alles zu einem perfekten Ganzen vereint.
Anspieltipps: Demanufacture, A Therapy For Pain, New Breed
- Redakteur:
- Michael Kulueke