FEARANCY - Daemonium
Mehr über Fearancy
- Genre:
- Melodic Death Metal
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- MDD Records
- Release:
- 13.08.2021
- Last Disease
- Rise And Fall
- Daemonium
- All Is Lost
- Sacrifice
- Voices
- Instincts
- Rise Again
- Coldened
- Agony
Göteborg-Riffs aus der Steiermark
Die Genre-Kategorien, in die sich so manche Band selbst einsortiert, werden für mich immer ein Rätsel bleiben. Neuestes Beispiel hierfür sind die Österreicher FEARANCY, die dieser Tage mit "Daemonium" knappe fünf Jahre nach ihrem Debüt "Paranoia" eine zweite Langrille nachlegen und sich selbst das Schildchen "Modern Melodic Death Metal" angeheftet haben. Angesichts der Bezeichnung würde man nun wahrscheinlich Metalcore mit Keyboards und Synthesizern erwarten, der sich nur noch auf die Vorbilder aus Göteborg beruft, um vielleicht mit etwas Glück auch Anhänger des Frühwerks von Acts wie DARK TRANQUILLITY oder IN FLAMES ins Boot zu holen.
Doch schon der Opener 'Last Disease' macht schnell klar, dass der Hase hier in eine ganz andere Richtung läuft. Nach kurzem akustischen Intro in IN FLAMES-Manier übernehmen nämlich schnell mächtige AT THE GATES-Riffs das Zepter, die im Refrain noch mit dezenten Keyboard-Flächen eine epische Note verpasst bekommen und von einer eingängigen Gitarren-Hookline gekrönt werden. Insgesamt ein gelungener Einstieg, der allerdings alles andere als modern klingt, was ich aber keinesfalls bemängeln will. 'Rise And Fall' geht im Anschluss sogar noch einen Schritt weiter und injiziert dem Göteborger Schwedenstahl eine gehörige Portion Thrash Metal, der sich vor allem in den galoppierenden Riffs und den eher spröden Shouts von Fronter Markus Straub widerspiegelt. Leider fehlen der Nummer die eingängigen Melodie-Wiederhaken des Vorgängers, weswegen das Einnisten im Gehörgang nicht so recht gelingt.
Den vorangeganen Satz könnte ich durchaus häufiger wiederholen, knüppeln doch einige Nummern auf "Daemonium" trotz handwerklich einwandfreier Darbietung sämtlicher Musiker etwas ziellos durch die Gegend, lassen dabei immer wieder kurze Glanzmomente durchblitzen, ohne aber gänzlich zu überzeugen. Dass die Truppe aus der Steiermark es auch deutlich besser kann, stellt der Vierer mit 'All Is Lost' unter Beweis. Angetrieben von stampfenden Gitarren serviert Platz 4 der Trackliste im Refrain dann eine großartige Melodie, die schon nach wenigen Sekunden im Ohr bleibt. 'Coldened' markiert kurz vor dem Ende der Spielzeit einen weiteren Höhepunkt, der mit einem Grenzgang zwischen IN FLAMES-Frühwerk und schwarzmetallischem Riffing punktet und vielleicht sogar der beste Song des gesamten Silberlings ist, dessen Produktion mich trotz namhafter Unterstützung an den Reglern durch J-F Dagenais (KATAKLYSM) nicht wirklich überzeugt. Insbesondere die Becken scheppern gerade in den härteren Passagen ziemlich unschön und generell hätte der Scheibe etwas mehr Luft in Sachen Lautstärke gut getan.
Trotz der Kritik bleibt "Deamonium" dank einiger wirklich guter Songs in der Endabrechnung ein ordentlicher Melodic-Death-Happen, der primär den alten Helden des Genres Tribut zollt und nur sehr geschmackvoll und vereinzelt ein paar moderne Elemente einbaut. Um sich gegen die zahlreiche Konkurrenz durchzusetzen, muss sich FEARANCY aber wohl vorerst einmal auf die Qualitäten als Liveband verlassen, denn ein großer Standout-Track, der den Vierer sofort auf den Merzettel der Anhänger des Gothenburg Sounds befördert, fehlt dem Zweitling noch.
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Tobias Dahs