FEEDFORWARD - Barefoot & Naked
Mehr über FeedForward
- Genre:
- Progressive Rock
- Label:
- Eigenproduktion
- Fade Away
- Run The Race
- Crossing The Line
- Innocence
- 143
- Our Sky (For One Time)
- Before I Leave
- Silent
- Moving
- Stop To Think
Wer auf der MySpace-Seite von FEEDFORWARD vorbeischaut, findet unter "Einflüsse" eine ungemein bunte musikalische Mischung. Und auch wenn ich mindestens die Hälfte der dort genannten Bands nicht wirklich in ihrem Sound ausmachen kann, so haben die Holländer auf dem selbstproduzierten Debüt "Barefoot & Naked" bereits einen erfrischend schubladenfreien Stil gefunden: Dezent progressiv, dabei stets eingängig und trotz Sängerin so gar nicht "Holland-typisch". Lediglich das (zum Glück sehr spärlich eingesetzte) symphonische Keyboard haben sie mit den üblichen Bombast-Bands unserer Nachbarn gemeinsam.
Der Haupt-Unterschied zu WITHIN TEMPTATION & Co. liegt jedoch in der Person von Sängerin Biejanka, deren eher tiefe Stimme ich irgendwo zwischen dem natürlichen Charme der Ex-FLOWING TEARS-Frontdame Stefanie Duchêne und der Sirenenhaftigkeit von THE GATHERINGs Anneke van Giersbergen ansiedeln würde. Sie versteht es, in (fast) jedem der zehn Stücke zu überzeugen, und macht damit die eine oder andere Unebenheit in den Kompositionen mehr als wett.
Aber auch auf der instrumentalen Seite gibt es wenig zu bemängeln. Die Musiker verstehen ihr Handwerk bestens und lassen durch mal symphonische, mal klavierähnliche Keyboardeffekte, pumpende Basslinien, treibende Riffs und dramatische Gitarrensoli sowie eine druckvolle Schlagzeugarbeit kaum Langeweile aufkommen. Nur gelegentlich erscheint ein In- oder Outro etwas zu lang, kommt ein Instrumentalpart nicht so recht auf den Punkt - Kleinigkeiten, die unter den Fittichen eines erfahrenen Produzenten leicht auszumerzen wären.
Der Opener 'Fade Away' demonstriert bereits eindrucksvoll das Spektrum dieser im holländischen Live-Sektor sehr rührigen Formation. Das rockig-treibende Grundgerüst gewinnt durch den balladesken Zwischenteil und die detailverliebten Gitarrensoli ungemein an Spannung. Das mit männlichen Backing-Vocals von Schlagzeuger Pi und einigen elektronischen Spielereien versehene 'Run The Race' tönt über weite Strecken angenehm optimistisch. Doch es sind die Balladen wie 'Crossing The Line' und das direkt anschließende 'Innocence', in denen Biejanka mit unter die Haut gehenden emotionalen Gesangslinien zu glänzen vermag. In '143' kehren FEEDFORWARD ihre progressive Seite zu Tage - jedoch ist dies eines der Stücke, wo sich in den Instrumentalparts gewisse Längen eingeschlichen haben, und die höhere Tonlage (wieder untermalt von Pis Backing Vocals) liegt Biejanka nur mäßig. Auch in dem kurzen Piano-Stück 'Our Sky (For One Time)' agiert sie im Refrain etwas zu hektisch. 'Before I Leave' variiert temporeiche Passagen mit relaxten Einschüben, und auch das leicht dramatische 'Silent' gehört zu den schnelleren, gleichzeitig verspielteren Stücken. Der schwächste Track ist das reichlich anstrengende Instrumental 'Moving', das allzu sehr einer Selbstbeweihrungsorgie der Instrumentalisten gleicht. Das abschließende 'Stop To Think' kann vor allem in den ruhigeren, weniger frickligen Teilen dank nochmals toller Gesangsleistung überzeugen.
Grundsätzlich sehe ich in FEEDFORWARD eine Band mit enormem Potential, der beim Songwriting aber noch ein wenig die Pferde durchgehen. Etwas mehr auf den Punkt kommende Zurückhaltung in den Instrumentalpassagen zugunsten von mehr Freiraum für ihre talentierte Frontdame und ich kann ihr nächstes Werk ohne Abstriche empfehlen. Dennoch lohnt es sich, "Barefood & Naked" über die oben erwähnte MySpace-Seite anzuchecken und bei Gefallen für 12 Euro käuflich zu erwerben.
Anspieltipps: Fade Away, Innocence, Silent, Stop To Think
- Redakteur:
- Elke Huber