FELLWARDEN - Wreathed In Mourncloud
Mehr über Fellwarden
- Genre:
- Black Metal / Folk Metal
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Eisenwald
- Release:
- 26.06.2020
- Pathmaker
- Scafell's Blight
- A Premonition
- Wreathed in Mourncloud
- An Elder Reckoning
- Upon Stone
Wenn Landschaften Lieder wären...
Englischer Black Metal hat, im Gegenzug zu seinen älteren Brüdern aus Skandinavien, oftmals eine etwas verträumte Note. Während diese den bitterbösen Schaitan anhimmeln oder Gabelböcke opfern, sitzt er in seinem Zimmer, brennt eine Räucherkerze nach der anderen ab und liest Schauergeschichten aus dem 19. Jahrhundert. Im Regal stehen neben einigen Flaschen Absinth auch noch Bücher über folkloristische Kulte und kleine Sepia-Photographien englischer Landschaften. Wer jetzt das Browserfenster noch nicht hektisch weggeklickt hat, dürfte mit dem zweiten Album dieses Duos aus dem UK durchaus etwas anfangen können.
Das Fundament bildet zwar Schwarzmetal, darüber liegen aber gleich mehrere Schichten aus atmosphärischen Keyboardwänden, Folkmelodien und sehr langen Zwischenspielen ('A Premonition') mit künstlichen Flöteleien und synthetischen Klangwelten. Wer's mag. Dann aber wieder Kracher wie das titelgebende 'Wreathed in Mourncloud': Erhaben, majestätisch, garstig. Das erinnert nicht selten an ähnliche Projekte wie zum Beispiel ANTIGONE'S FATE, was ja wahrlich keine Schande ist. Denn auch bei FELLWARDEN dauern die Lieder oft länger als zehn Minuten, sind einerseits abwechslungsreich aufgebaut, leben andererseits aber von einer hypnotischen Repetition. Auch ist man sicht nicht für eingängige, fast schon zugängliche Gitarrenmelodien zu schade. 'An Elder Reckoning' hingegen weckt musikalische Erinnerungen an sehr dunkle, norwegische Fantasien über Philosophen...
Produziert ist das Ganze leicht verwaschen, das Keyboard ist stark in den Vorder-, der Gesang wiederum eher in den Hintergrund gemischt. Auch vor gelegentlichen Doom-Anleihen schreckt Sänger, Tasten- und Saitenzauberer "The Watcher" nicht zurück, nachzuhören bei 'Upon Stone'. Zwar ist und war der gute Mann in diversen anderen Bands aktiv, es handelt sich aber nicht um den Keyboarder der ähnlich gelagerten Landsleute von OLD CORPSE ROAD, der auf das gleiche Pseudonym hört. Wenn wir schon gerade bei den Bandmitgliedern sind: Das Schlagzeug wird gewohnt großartig von FEN-Kollege Pete Aplin, ähh, ich meine natürlich Havenless, beackert.
Mit 'Pathfinder' gibt es dann noch einen kürzeren CD-Bonustrack, der mit akustischen Gitarren aufwartet und ohne Gesang auskommt. Alles in allem kein Meilenstein, kein Album, das über die gesamte Spielzeit zwingend ist, das aber durchaus seine Momente hat. Eines, auf das man sich einlassen muss, das nicht gefallen will, aber kann. Eine vertonte Nebellandschaft. Ein sympathisches Album.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Jakob Schnapp