FELSKINN - Listen!
Mehr über Felskinn
- Genre:
- Modern Hybrid Metal
- Label:
- Motor Digital
- Release:
- 02.11.2007
- Listen
- Waking The Nation
- Morning Light
- Stay
- Call Me Anytime
- War
- Later
- No Electricity
- Foreign Style
- Lost My Head
- Crawling
Ein heißer Anwärter auf den Titel "Newcomer mit dem coolsten Bandnamen" sind für mich die Schweizer Hybrid-Metaller FELSKINN, die dieser Tage den internationalen Release ihres bereits im April daheim veröffentlichten Albums "Listen!" feiern. FELSKINN sind Geistes Kind eines gewissen Andy Portmann, der sich in der Schweiz als Solo-Künstler in sanfteren musikalischen Gefilden einen Namen gemacht hat und auch schon mal bei KROKUS im Hintergrund mitsingen durfte. Auf "Listen!" zeigt er eindrucksvoll, dass er auch eine tolle Metalstimme im Repertoire hat – angenehm rau, enorm kraftvoll, durchdringend und doch melodisch. Andys Gesang ist es im Grunde, der diese doch recht heterogene Platte zusammenhält. Er balanciert sehr geschickt über den schmalen Grat zwischen harter klassischer Metalröhre und trendgerechterem Flüstern und Brüllen, was seine Performance überaus lebendig und packend macht.
Aber was hat der Typ da im ersten Satz von Hybrid-Metal gequatscht? Nun ja, FELSKINN selbst bezeichnen ihren Sound als erdigen, modernen Metal. Das könnte man auch so stehenlassen, und doch kann diese Beschreibung sehr viel Verschiedenes bedeuten. Ich will es mal so versuchen: Auf "Listen!" trifft wuchtiger europäischer Edelstahl auf den Groove Metal der Neunziger und die Core-lastigen Sounds dieses Jahrzehnts. Zum einen hört man da Riffs, die auch von der letzten, zugegebenermaßen recht düsteren SYMPHORCE-Platte kommen könnten. Andrerseits wird man auch Klänge finden, die an PANTERA zu "Cowboys From Hell"-Zeiten erinnern. Außerdem scheinen FELSKINN zu denen zu gehören, die die "Load"/"Reload"-Scheiben von METALLICA durchaus zu schätzen wussten. Hippe Emo-Sounds haben ihre Spuren hinterlassen und sogar Henry-Rollins-mäßige Thinking-Man's-Hardcore-Ausflüge gibt es; man lausche nur dem faszinierenden Power-Ohrwurm 'Call Me Anytime' (Highlight der Platte!). Das integrative Element sind oft die melodischen, eingängigen Refrains, mit denen Andy diese Nummern veredelt. Somit dürften wir das mit dem Hybrid-Metal ja jetzt geklärt haben.
Die kompositorische Qualität der einzelnen Songs ist durchweg hoch, auch wenn es da schon noch einige Schwankungen gibt. Manchmal verlieren sich FELSKINN etwas im Groove-Metal-Einerlei wie in 'Waking The Nation', das auch der schöne Chorus nicht mehr wirklich retten kann. Oder sie lassen die Dynamik-Zügel zu sehr schleifen wie im extrem trockenen 'No Electricity'. Dem gegenüber stehen großartige Momente wie das mitreißende 'Morning Light', das auf wundersame Weise Zerbrechlichkeit und Aggressivität miteinander verschmelzen lässt, oder das knackig frische, punkrockige 'Lost My Head'. Es drängt sich mir der Gedanke auf, dass etwas mehr Zielstrebigkeit und Kompaktheit dieser Band vielleicht gut zu Gesicht stehen würde. Auch wenn auf "Listen!" also noch nicht alles Gold ist, was glänzt, kann man FELSKINN grundsätzlich eine starke Leistung bescheinigen. Das Energielevel der Platte ist sehr hoch, die Musik kommt ehrlich und leidenschaftlich rüber und die Hooklines sitzen wie angegossen. Kann man als scheuklappenfreier Zeitgenosse durchaus mal antesten!
Anspieltipps: Listen, Morning Light, Call Me Anytime, Lost My Head
- Redakteur:
- Martin van der Laan