FERNDAL - Ferndal
Mehr über Ferndal
- Genre:
- Melodic Black Metal / Atmospheric Back Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Einheit Produktionen
- Release:
- 21.04.2017
- Ouverture
- Ferndal
- Ungelebtes Leben
- Arntor, ein Krieger
- In die Freiheit
- Ein später Geist
- Coda
Überraschend spannendes Black-Metal-Debüt aus dem Münsterland.
Schon erstaunlich, wenn eine Band direkt im ersten Satz ihrer Bandbiografie den Sinn und Zweck der eigenen Gründung in Frage stellt. Genau das tun aber die Münsteraner FERNDAL, wenn sie eingangs des Pressetextes die Frage aufwerfen, ob es angesichts der aktuell schier endlosen Flut an Black-Metal-Veröffentlichungen überhaupt noch Sinn macht, einen weiteren Release hinzuzufügen. Das Quintett hat diese Frage im vergangenen Jahr ganz offensichtlich mit "Ja" beantwortet, und so steht dieser Tage mit dem selbstbetitelten Debüt "Ferndal" der erste Langspieler in den Startlöchern. Bleibt also die Frage zu klären, was der Fünfer genau zu bieten hat, was der Hörer nicht schon bei zig anderen Schwarzmetall-Kapellen geboten bekommt.
Bereits der Opener ist in dieser Hinsicht recht aufschlussreich, denn anstatt direkt mit einem Riff-Gewitter über den Hörer hereinzufallen, wird der Silberling von einer geschmackvoll mit klassischen Instrumenten in Szene gesetzten Overtüre eröffnet, die sich wirklich hören lassen kann. Gleichzeitig gibt die Eröffnungsnummer auch direkt das größte Ass im Ärmel der Münsteraner preis, das ganz sicher Lestaya ist, die dem Sound von FERNDAL als professionelle Cellistin eine ganz eigene Note und vor allem jede Menge Einflüsse aus der klassischen Musik beschert. Das zeigt sich auch im folgenden Titeltrack, der in seiner mehr als neunminütigen Spielzeit die typischen Trademarks des atmospährischen Black Metals mit Versatzstücken aus der Musik von großen Komponisten wie Johann Sebastian Bach oder Ludwig van Beethoven vereint. Diese Mischung mag auf den ersten Blick sicher ungewohnt wirken, sollte aber spätestens beim fesselnden 'Ungelebtes Leben' mit seinem tollen Dynamik-Spiel auch für den letzten Anhänger von melodischem Schwarzmetall Sinn ergeben.
Doch nicht nur mit ihren Eigenkompositionen überzeugt das Quintett auf ganzer Linie, denn der heimliche Höhepunkt von "Ferndal" ist eine Cover-Version des WINDIR-Tracks 'Arntor, ein Windir', der ursprünglich vom norwegischen Ein-Mann-Projekt im Jahr 1999 veröffentlicht wurde. Anstatt den Song allerdings einfach in gewohnter Weise zu interpretieren, haben Lestaya und Basser Sorathiel den Track einer radikalen Bearbeitung unterzogen und ihn so zu einer reinen Orchester-Komposition umgewandelt, die für mich persönlich aber fast noch fesselnder daherkommt als das Original. Getoppt wird dieser ungewöhnliche Höhepunkt nur vom famosen 'In die Freiheit', bei dem die Münsteraner noch einmal sämtliche Register ziehen und all ihre Stärken zu einer packenden musikalischen Reise zusammenfügen.
Abschließend kann auch ich somit nur festhalten, dass der Fünfer es wirklich geschafft hat, etwas zu kreieren, das man so nicht an jeder Ecke im hoffnungslos überfluteten Black-Metal-Genre geboten bekommt. Freunde von melancholischen Tönen und feinem Songwriting sollten sich diese Schwarzmetall-Perle dementsprechend auch dringend auf dem Einkaufszettel schreiben, denn hier haben wir es sicher mit einem der spannendsten Genre-Debüts des Jahres zu tun.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Tobias Dahs