FERVENCE - Ghost
Mehr über Fervence
- Genre:
- Modern Prog Metal / Djent
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Eigenprodukion
- Release:
- 27.03.2020
- Beneath The Sleeping Earth
- Corrosion
- The Silent Wall
- Surrogate
- Paxism
- Ghost
- The Endless Black I Find
Überraschend starkes Prog-Metal-Debüt!
Schon kurz nach dem Einlegen des Debütalbums "Ghost" des Vierers FERVENCE reibt man sich als Hörer verwundert die Augen: Diese Band soll von der Westküste der USA kommen? Musikalisch hätte das wohl niemand vermutet, denn dank des extrem modern angehauchten Prog Metals würde ein Fan des Genres wohl deutlich eher auf einen weiteren Newcomer aus Großbritannien tippen. Doch weit gefehlt, Austin Bentley (Gesang), Trent Odneal (Gitarre), Josh Mathis (Schlagzeug) und Jon Daniels (Bass) sind in Salt Lake City heimisch und haben dort diesen sieben Songs umfassenden Langspieler eingespielt, mit dem die Jungs einen bleibenden Eindruck im aktuell fast überlaufenen Prog-Sektor hinterlassen wollen.
Die Chancen dafür stehen aber trotz der zahlreichen Konkurrenz durchaus gut, denn schon mit dem Opener 'Beneath The Sleeping Earth' demonstriert das Quartett, dass es sich vor wirklich keiner Konkurrenz verstecken muss. Odneals Gitarren bewegen sich zwischen atmosphärischen Melodien und massiven Riffs im Stile von Metalcore-Vertretern wie PARKWAY DRIVE, die Rhythmus-Fraktion liefert ein solide groovendes Fundament, das mit den Genre-typischen Synkopen auwartet, und Austin Bentleys hervorragender Klargesang thront mit seinen fast schon poppigen Melodien über allem. In der Summe ließe sich damit stilistisch am treffendsten ein Vergleich zu ARCHITECTS oder TESSERACT ziehen, was auch meine eingangs erwähnte geografische Verortung in Großbritannien erklärt. Doch bei aller Ähnlichkeit zu den genannten Genregrößen bringen die Amerikaner genug Eigenständigkeit mit, um sich von der breiten Masse abzuheben. Insbesondere gelingt das dann, wenn Fronter Bentley die melodischen Gefilde verlässt und mit seinen druckvollen Growls und Screams überzeugt. Am besten ist das in der zweiten Hälfte des bereits erwähnten 'Beneath The Sleeping Earth' oder dem grandiosen 'Paxism' nachzuhören. Leider überraschen solche Ausbrüche den Hörer auf dem Debüt aber noch viel zu selten, während ansonsten zumeist eine sehr melancholische und melodische Grundstimmung dominiert. Ebenso überdecken für meinen Geschmack die melodischen Gesangslinien und oftmals recht präsenten Keyboards die übrigen Instrumente etwas zu sehr, was den eigentlich beeindruckenden Gitarren oftmals den Druck raubt. Hier muss aber der Fairness halber gesagt werden, dass dies kein Problem von "Ghost" im speziellen ist, sondern eher den Standard im modernen Prog-Metal wiederspiegelt, der leider zu oft auf Härte zu Gunsten von melancholischen Melodien verzichtet.
Doch all das bleibt Meckern auf höchstem Niveau, denn innerhalb der Konventionen des Genres liefert FEVERANCE ein mehr als beachtliches Debüt ab, das für Fans der oben erwähnten britischen Acts zum Pflichprogramm gehört. In meinen Ohren haben die Amerikaner damit dank einer etwas härteren Metalcore-Kante sogar stellenweise die Nase vor den eigenen Vorbildern, auch wenn diese Stärke beim nächsten Silberling noch etwas mehr in den Vordergrund gerückt werden dürfte. Macht unter dem Strich starke 8,5 Punkte und eine gehörige Portion Hörvergnügen.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Tobias Dahs