FESTUNG NEBELBURG - Zwischen den Jahren
Mehr über Festung Nebelburg
- Genre:
- Pagan Metal / Melodic Death Metal / Power Metal
- ∅-Note:
- 6.00
- Label:
- Eigenproduktion
- Release:
- 28.12.2015
- Prolog
- Vorboten
- Drudendrücken
- Perchtenlauf
- Irrlicht
- Altes Wissen
- Die Thomasnacht
- I Hob Drammt
- Zwischen den Jahren
Zwischen den Jahren und zwischen den Stühlen?
Nirgends liegen Hybris und Realsatire so nah beieinander wie im Pagan und Black Metal mit deutschen Texten und leicht intellektuellem Anspruch. Da fällt es dem böswilligen Rezensenten leicht, allein aus Statements von Band und Promoagentur ein paar Textfetzen und Songtiteln einen mehr oder weniger humorvollen Verriss zu basteln und anschließend eine mittelschlechte Note darunterzusetzen. Nun gut, auch hier steht keine gute Note unter dem Review, aber ich will mich bemühen, den Versuchungen billiger Witze zu widerstehen und "Zwischen den Jahren" den Ernst und Respekt entgegenzubringen, den das Album verdient hat.Warum hat es den verdient? Weil Nattulv, Alleinherrscher auf der FESTUNG NEBELBURG, diesen Ernst offensichtlich in sein zweites Album gesteckt hat.
Seit dem Debüt "Gabreta Hyle" sind locker acht Jahre vergangen, ausreichend Zeit, um neue musikalische Inspiration zu sammeln, und diese wuchs schließlich zu einem interessanten Konzept heran. Die Rauhnächte, also die Zeit zwischen den Jahren, werden hier musikalisch beackert, von verschiedenen Sagengestalten und Bräuchen aus dem bayrischen Wald ist die Rede, und - jetzt wird es schwerer, sich nicht über den Inhalt lustig zu machen - natürlich von 'Altem Wissen'. Dieser besonderen Zeit ein musikalisches Denkmal zu setzen ist ein hehres Ziel, und die Frage ist nun, ob Nattulv dies gelungen ist - und falls nicht, woran es liegt, dass er scheitert.
Um die Spannung schnell zu töten, sei verraten, dass ich im Falle von "Zwischen den Jahren" nicht von einem Erfolg sprechen würde, was an verschiedenen Dingen liegt. Da wäre zunächst einmal die Atmosphäre der Rauhnächte, die auch in den Begleittexten mit Begriffen wie Einkehr, Melancholie und Düsternis umschrieben wird. Dazu passt der teils übertrieben maskuline Sound des Albums aber nicht. Denn neben Elementen aus Melodic Death Metal, Black Metal und natürlich den Akustikparts des Pagan Metals gibt es auch eine starke Schlagseite in Richtung Deutschrock, maßgeblich aufgrund Nattulvs Klargesang, der eben mehr nach Bikertreffen oder Machogehabe zwischen Frankfurt und Südtirol klingt, als nach tief verschneitem Wald im Winter. Das wird besonders fatal, wenn er sich lediglich mit einer akustischen Gitarre begleitet und über 'Altes Wissen' singt. BÖHSE ONKELZ meets Pfadfinderromantik, eine Mischung, auf die ich gern verzichten könnte. Dass der Gute auch nicht immer treffsicher ist, wenn es um Töne geht, passt da ins Bild, macht die Sache aber natürlich nicht besser.
Gefälliger sind hingegen Stücke wie 'Perchtenlauf' bei denen deutlicher der Melodeath der ENSIFERUM-Schule Pate stand, melodische Gitarrenleads und Riffs, ordentlich Druck und eine Mischung aus harschem Gesang und klaren Passagen, die irgendwie besser zusammenpassen. Zwischen diesen beiden Polen pendelt "Zwischen den Jahren" mit Texten, die ausnahmslos in Deutsch geschrieben sind und es dementsprechend leicht machen, wacklige Reime und eher ungeschickte Wortwahlen ausfindig zu machen. So bleiben auf der Habenseite der gelungene Opener 'Prolog', das bereits erwähnte 'Perchtenlauf' und das besonders fröhliche 'Die Thomasnacht', bei dem elediglich der Text etwas einfältig gereimt scheint. Auf der anderen Seite gibt es eben auch jenes 'Altes Wissen', 'Vorboten' und das etwas fade 'Drudendrücken'; der Rest liegt irgendwo in der Mitte. Positiv fällt noch 'I Hob Drammt' auf, da Nattulv hier im bayrischen Dialekt singt, was die Musik der angestrebten Atmosphäre gleich ein gutes Stück näher bringt. Ein weiteres Lob möchte ich noch für die Produktion aussprechen, die für eine Eigenproduktion im Pagan-Sektor extrem druckvoll und transparent ausgefallen ist.
Somit sitzt FESTUNG NEBELBURG mit "Zwischen den Jahren" etwas zwischen den Stühlen von Pagan, Power und Black Metal einerseits und Deutschrock andererseits und ich bin mir nicht so sicher, wer das Ergebnis gut finden könnte.
- Note:
- 6.00
- Redakteur:
- Raphael Päbst