FIANNA - The Beginning
Mehr über Fianna
- Genre:
- Thrash Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Shoulder To Shoulder
- The Beginning
- Too Late
- Retrieve
Beachtliche Debüt-EP aus Italien ohne Monster und Helden, dafür mit gehörig Feuer unter’m Popo
Es gibt einen großen Spannungsmoment im Leben eines Rezensenten, nämlich dann wenn eine Scheibe ins Haus kommt, von der man nichts weiß. Man kennt die Band nicht, es gibt keinen Promo-Zettel (oder man beschließt, ihn erstmal nicht zu beachten), man hat also ein Produkt in der Hand, das den ersten Eindruck ausschließlich über Erscheinung und Sound machen darf. Das ist der Teil, der am meisten Spaß macht. Danach kommt entweder freudiges Aufhorchen, wenn es gut ist, oder die lästige Pflicht, eine nicht so tolle CD ausgiebig hören und dann besprechen zu müssen.
Allerdings kann man an ein Album nur dann unvoreingenommen herangehen, wenn man eine unbeschriftete CD erhält. In diesem Fall war es nichts mit der Unvoreingenommenheit, weil nämlich die URL der Bandhomepage Aufschluss gibt, dass die Herren aus Italien kommen und sich den Namen FIANNA gegeben haben. Na klingelt’s? Keltische Krieger, richtig. Und schon ziehe ich die Augenbrauen hoch, seufze, lege die CD ein und erwarte das übliche Fantasy-Gedudel.
Aber dann! Ein fettes Riff mit schwerer Thrash-Schlagseite, und schnelles, fieses Drumming eröffnen den Reigen. Nach 30 Sekunden habe ich die erste Assoziation, die speziell durch den Gesangsstil und die Stimme von Sänger Gianluca Beritognolo induziert wird: XENTRIX. Tatsächlich, dieser Song könnte problemlos auf der "Kin" stehen und würde eine sehr gute Figur machen. Ja, wie cool ist das denn?
Der zweite Song geht dann richtig ab und mischt einen guten Schuss IN FLAMES-Gitarrenharmonien in die Thrash-Masse. So reihen sich vier Songs lang heftige Riffs, schnelle und mittelschnelle Passagen und harter Thrash-Gesang mit gehörig Melodie aneinander, ein wahrhaft unverhofftes Vergnügen, dass fast zwanzig Minuten lang viel Spaß macht. Einzig noch ein wenig verbesserungswürdig ist dabei der Gesang von Gianluca, dem noch etwas Sicherheit fehlt, was aber den Gesamteindruck kaum trüben kann, genauso wenig wie sein Akzent, der für italienische Verhältniss sehr erträglich ist. Und natürlich muss man Abstriche beim Sound hinnehmen, vor allem die Drums klingen doch gehörig nach Muttis Persil-Trommel, aber Soundfetischisten hören eh keine Underground-Demos.
Ansonsten regiert der melodische Thrash, ohne jede Death-Metal-Kante, in alter Manier und nach Reinheitsgebot, wie er heute nur selten praktiziert wird. Stilistisch eher in der Bay Area der Achziger zu Hause, schreddern die vier Italiener so erfrischend neben dem Zeitgeist, dass Erinnerungen wach werden an frühe TESTAMENT, und immer wieder an XENTRIX.
Ich empfehle den Besuch der MySpace-Seite der Mailänder, wo alle vier Songs zu hören sind, damit dem qualitätsbewussten Thrasher kein Kleinod durch die Lappen geht.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Frank Jaeger