FILKINS, SEAN - War And Peace & Other Short Stories
Mehr über Filkins, Sean
- Genre:
- NeoProgressive Rock
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Festival Music / Just For Kicks
- Release:
- 15.04.2011
- Are You Sitting Comfortably?
- The English Eccentric
- Prisoner Of Conscience. Part 1. The Soldier
- Prisoner Of Conscience. Part 2. The Ordinary Man
- Epitaph For A Mariner
- Learn How To Learn
Ein sehr persönliches Werk vom Ex-Big Big Train-Frontmann.
Mit "War And Peace & Other Short Stories" legt SEAN FILKINS (ex-BIG BIG TRAIN) sein Solodebüt vor. Im Vorfeld der Produktion hieß es, er wolle eine Platte über persönliche Erfahrungen und Dinge, die ihn beschäftigen machen. Kein Konzeptalbum im herkömmlichen Sinne, aber schon ein Album, das eine Geschichte erzählt und daher sehr textabhängig ist. Ich denke sein Vorhaben konnte er realisieren: "War And Peace & Other Short Stories" erzählt dem Zuhörer in der Tat sehr gut ausgearbeitete Geschichten, die den Verlauf der Musik spürbar bestimmen.
Das Ganze beginnt (nach einem kurzen und unwichtigen Intro) mit 'The English Eccentric': In diesem Song steht Sean selbst im Mittelpunkt und er beschreibt sich uns als naiven und harmlosen Betrachter der Welt, der allzuoft von seinem Umfeld eingeengt wird. Was mir besonders am Text gefällt, ist die Nennung verschiedener Nebensächlichkeiten, die allesamt auf dem Cover des Albums wiederzufinden sind: Ein orangenes T-Shirt, gelbe Schuhe und eine rosa gefärbte Sonnenbrille.
Musikalisch kann das Stück ebenfalls überzeugen, da es von Beginn an flott und selbstbewusst klingt. Eine tolle Produktion verbindet sich mit ausgefeilten Arrangements und einigen wirklich schönen Gitarrenläufen. Höhepunkt des Stücks ist dabei der Refrain, der sich schon nach wenigen Durchläufen im Ohr des Hörers festsetzen kann.
Die Musik von SEAN FILKINS konzentriert sich stets auf melodische Aspekte, aber überrascht von Zeit zu Zeit auch mit ungewöhnlichen Klängen: So kommen im ersten Teil von 'Prisoner Of Conscience' auch orientalische Instrumente zum Einsatz, was mir persönlich sehr gut gefällt, da sie für einige Abwechslung im Klangbild sorgen. Auch wenn dieser erste Teil muskalisch deutlich stärker ausfällt, als der darauffolgende, so können doch beide mit toller Lyrik überzeugen: Thema dieses insgesamt etwa halbstündigen Songs ist das Gewissen und wie es dem Menschen zu schaffen machen kann. Dabei werden zwei Geschichten erzählt, um die Intention von Mr. Filkins zu verdeutlichen: Zum einen hadert (im ersten Teil) ein Soldat, der im Krieg viel Leid angerichtet hat, mit sich selbst und bemüht sich ohne Erfolg, seiner selbst vergeben zu können. Zum anderen erzählt der zweite Teil des Songs die Geschichte eines Mannes (eventuell SEAN FILKINS selbst), der seine Freundin oder Frau enttäuscht hat und nun nicht weiß, wie er vorgehen soll: Er will sie unbedingt weiterhin an seiner Seite haben, traut sich aber selbst keine Verhaltensbesserung zu, was ihm schwer zu schaffen macht.
Die Musik des Albums folgt - wie bereits erwähnt - relativ eng der Handlung des Textes, wird dabei aber nie zur Nebensache. SEAN FILKINS hat eine ganze Armada an hochtalentierten Musikern um sich versammelt, die seine Ideen musikalisch umsetzen und dabei auf ganzer Linie überzeugen können. Allerdings muss ich an dieser Stelle anmerken, dass Sean den allergrößten Teil des Materials höchstselbst geschrieben hat und daher ganz klar als Kopf der Truppe zu sehen ist.
Leider fällt das Album nach dem zweiteiligen 'Prisoner Of Conscience' spürbar ab: Zwar bleibt die musikalische Ausführung weiterhin über alle Zweifel erhaben, allerdings können sich kaum noch Melodien im Ohr festsetzen. 'Epitaph For A Mariner' braucht allein etwa zehn Minuten - also die Hälfte der Songlänge - um endlich Fahrt aufzunehmen. Und auch das abschließende 'Learn How To Learn' kann mich nicht mehr richtig fesseln.
Was bleibt also zu diesem Solodebüt zu sagen?
Obwohl es SEAN FILKINS nicht gelungen ist, ein gleichbleibend starkes Soloalbum aufzunehmen, überzeugt das Album als Ganzes letztlich schon: Die Texte sind aussagekräftig und die Musikalität aller Beteiligten beeindruckend. Und das ein 20-minütiges Stück meist einige Längen aufweist, war mir auch schon vorher bewusst und ist daher zu verkraften. Allerdings ist es schade, wie plötzlich die Qualität dieser Liedersammlung abfällt. Es scheint fast so, als hätte Sean seine Songs auf diesem Album nach Güte sortiert, was dem Fluss der CD garnicht gut tut.
Ich glaube, dass dieser Mann sehr viel Potenzial besitzt und durchaus in der Lage ist, ein noch besseres Album abzuliefern, sich manchmal aber selbst im Bombast verliert und seine Songs dadurch künstlich in die Länge zieht. Daher ist diese (schon recht gute) Bewertung letztlich als Motivation zu sehen. Vielleicht gelingt ihm bald ja ein wahres Meisterwerk.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- René Partucci