FINGERSPITZENGEFüHL - Fingerspitzengefühl
Mehr über Fingerspitzengefühl
- Genre:
- Heavy Rock
- Label:
- Kooljunk / Soulfood
- Release:
- 20.06.2005
- The Smell Of Stress And Death
- Libra
- My Gracious Carreer
- Friction
- Pick It Up
- Paralyzed And Mean
- You're Right
- Work Kills
- A Brother's Pork
- The Final Scene
- Joy Rahman
Wenn euch beim Lesen des Bandnamens schlimme Visionen plagen sollten, kann ich euch beruhigen. Wir haben es hier nicht mit deutschem HipHop zu tun, sondern mit schwerem, zeitgemäßen Rock bzw. Metal aus Schweden, der seine Einflüsse aus verschiedenen Bereichen bezieht, wobei ich meine, vor allem klassischen Heavy Rock, ein wenig Stoner Doom, etwas Grunge und dazu auch noch ein bisschen Hardcore rauszuhören. Die Band selbst sieht sich laut Info als Mischung aus MOTÖRHEAD, AC/DC, SOUNDGARDEN, HELMET und FUGAZI, mit Einflüssen von VAN HALEN, CAPTAIN BEEFHEART, THE POLICE und Frank Zappa. Das hört sich zwar in gewisser Weise mächtig nach Kraut und Rüben an, aber dennoch bleibt ein roter Faden erhalten, die Band verzettelt sich nicht.
Auffällig ist, dass sowohl der Schlagzeuger Anders Bartonek als auch der Bassist J. Skarin des Öfteren recht komplex agieren und deutlich vom Jazz beeinflusst sind, während die Gitarristen Mikael Van Tuominen und Tomas Bergstrand sich eher im klassischen Hardrock und Metal der Siebziger zu Hause fühlen. Das verleiht den Liedern ein sehr eigenes Flair und eine besondere Note, die alle Kompositionen auf diesem Debüt auszeichnet. Der Opener ist getragen und heavy, angetrieben von Anders Bartoneks schwerem, treibendem aber dennoch vertracktem, jazzigem Schlagzeugspiel und mit der einen oder anderen Death-Metal- oder Sludgecore-Referenz im Gesang und im Riffing sowie diversen Stimmsamples versehen. Danach lassen es die Jungs mal deutlich rockiger angehen und vor allem den MOTÖRHEAD-Einfluss durchschimmern. Dazu sind einige Stoner-Rock-Anklänge rauszuhören, so dass vielleicht auch Fans der QUEENS OF THE STONE AGE mal reinhören sollten. Das durchweg starke Bassspiel von Frontmann Jesper Skarin lässt sich besonders schön im leicht punkigen 'My Gracious Carreer' nachvollziehen und beim extrem kurzen 'Friction' wird seine raue Stimme durch einen angezerrten Effekt verfremdet, so dass ich an die hysterischen Vocals von ATARI TEENAGE RIOT denken muss. Im Weiteren bieten uns die Schweden ein schönes Wechselspiel zwischen Hysterie und entspannterem Groove ('Pick It Up') oder auch lange funkige Instrumentalpassagen ('Paralyzed And Mean'), die aber durchaus heavy sind. Dazwischen finden sich nur wenige, dafür aber extreme Gesangseinlagen. Andere Stücke sind im klassischen Heavy Rock zu Hause, wie etwa 'You're Right' das aber auch mit sehr gelungenen Sprechgesang-Elementen (nein, kein Rap!), einem starken Refrain und einem blitzsauberen Solo glänzt. So geht es weiter auf "Fingerspitzengefühl": Rockig-bluesiger Groove und klassische Leadarbeit gehen Hand in Hand mit derben Vocals und dreckigen Riffs, deren Heaviness auch Fans der rockigeren Phase von ENTOMBED oder eben von diversen Sludge- und Hardcore-Truppen ansprechen dürfte.
Wenn ihr auf klischeefreien Crossover mit gleichermaßen modernen wie traditionellen Einflüssen steht, der heavy ist und groovt, dabei aber stets auch mit anspruchsvollen und vertrackten Songstrukturen glänzt und das Ganze mit einer sehr ausdrucksstarken Gesangsdarbietung krönt, solltet ihr mal auf der Homepage der Schweden vorbeischauen.
Anspieltipps: The Smell Of Stress And Death, You're Right, Friction
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle