FINNTROLL - Ur Jordens Djup
Mehr über Finntroll
- Genre:
- Folk/Humpa/Death/Black Metal
- Label:
- Century Media / EMI
- Release:
- 30.03.2007
- Gryning
- Sång
- Korpens Saga
- Nedgång
- Ur Djupet
- Slagbröder
- En Mäktig Här
- Ormhäxan
- Maktens Spira
- Under Två Runor
- Kvällning
Lang wurde sie erwartet. Nun ist sie endlich fertig: Die neue Langrille der finnischen Waldschrate und Metvernichter FINNTROLL. Sie hört auf den Namen "Ur Jordens Djup", was so viel bedeutet wie "Aus den Tiefen der Erde". Da fragt man sich: "Warum immer so mystische Namen, wenn's doch eh wieder witzig und schunkelig wird?". Doch diesmal passt der Sound wunderbar zum Namen, denn die Scheibe ist deutlich düsterer und mächtiger ausgefallen als der Vorgänger "Nattfödd". Aber keine Sorge, der beliebte Humppaa-Faktor kommt nicht zu kurz.
Schon das Intro ('Gryning') wartet mit einer wahren Komposition auf: Zweige knacken, Bäume biegen sich, Steine rollen und vereinzeltes Grunzen kündigt, untermalt von sanften Xylophon-Klängen, ein größeres Übel an. Dann setzt ein stampfendes Paukenspiel ein, welches sich, in Verbindung mit röhrenden Hörnern und Posaunen, langsam Richtung Höhepunkt arbeitet, um dann zum Hauptteil des Albums überzugehen. Die Hörner und Posaunen etc. sind zwar nicht echt, aber das ist mir ehrlich gesagt bei diesem Hammer-Intro scheißegal. ;-)
Nun entblättert sich endlich das neue Gewand der Trolle. Wie schon erwähnt, fällt sofort auf, dass sich die Jungs nicht ausschließlich in übertriebene Hummpaa-Stürme stürzen, sondern dem Sound eine gewisse düstere Note verpasst haben, die beim ersten Durchhören wohl etwas ungewohnt rüberkommt. Aber schon beim zweiten Durchlauf habe ich die Platte ins Herz geschlossen. Denn gerade diese düstere, bassige Note verleiht "Ur Jordens Djup" einen besonderen Charakter, der nicht einfach von der Hand zu weisen ist.
Allgemein wird der Silberteller von einer sehr stampfenden Rhythmik dominiert, die wie gewohnt in perfekt eingesetzte, keyboardlastige Humppaa-Folk-Parts umschwingt und teils aufs Härteste die anspruchsvolle Nackenmuskulatur fordert. Gemoshe ist also garantiert.
Kunstvoll wird hier zwischen majestätischen Tasten-Stücken, treibenden Blast- und Marsch-Attacken (vor allem bei 'Nedgång'; sehr geiler Song), seichten Choreinlagen und fiesem Saitengeschrubbe gewechselt. Die typische Death/Black-Metal-Mischung wird also nicht vernachlässigt.
Und nicht nur das. Auch wartet das gute Stück mit interessanten Breaks und sogar mit rein folkloristischen Klängen auf (mehrmals bei 'En Mäktik Här'), die das Gesamtwerk gut aufzulockern wissen. Dort kommen Instrumente (wie das Banjo) ins Spiel, die ich seit der "Visor Om Slutet" kläglich vermisst habe. Jeder Song besitzt also einen eigenen Charakter und ist auf seine Art und Weise einzigartig.
Wie wir alle wissen sollten, ist auf FINNTROLLs neuem Scheibchen das erste Mal, seit Wilska rausgeschmissen wurde, der neue Sänger Vreth zu hören. Und ich muss sagen, dass der magere Herr, der sonst sehr schüchtern auf der Bühne herumtorkelte, wirklich was auf dem Kasten hat. Seine Stimme bzw. sein Krächzen und Keifen klingt einfach gekonnter und nicht so extrem verratzt wie die seines Vorgängers. Irgendwie reifer. Er scheint also, mal vom Äußerlichen abgesehen, wie für die Band geschaffen zu sein. Vreth, wir sind alle stolz auf dich. Jetzt noch ein paar Säue mehr futtern, dann wirst du noch ein richtiger Troll. :-)
ABER! Ein großes Manko musste ich doch feststellen: Da haben die Schweinepriester doch tatsächlich meine Lieblingsmönche Aamund und Kettil nicht ins Album eingebaut. Die können mir doch nicht einfach die Trolle-Prügeln-Mönche-Storys nehmen, die auf eigentlich jedem Studio-Album vertreten waren! Die sind doch Kult! :-( Ich bin bestimmt nicht der Einzige, der diesen Teil vermissen wird.
Dafür gibt's aber wenigstens einen kleinen Trost ganz am Ende der Scheibe in Form eines Hidden-Tracks. Man muss nämlich, nach dem Song 'Kvälling', welcher sowieso schon rein instrumental ist, noch ganze neun Minuten warten (oder eben vorlaufen lassen), um ein reines Folk-Stückchen zu hören, welches verdammt stark an die Akustik-Version von 'Forsvinn Du Som Lyser' erinnert. Ein sehr witziger Abschluss.
Letztendlich kann gesagt werden, dass dieses Werk die Macht der ersten beiden Alben "Midnattens Widunder" und "Jaktens Tid" mit der technischen Reife der "Nattfödd" verbindet. FINNTROLL at its best!
Jeder Fan der Trolle, und auch jeder, der auch nur ansatzweise mit dieser Art von Musik zu tun hat, sei zum Pflichtkauf aufgefordert!
Anspieltipps: Besonders Gryning, Nedgång (!!!), Ur Djupet, En Mäktig Här
- Redakteur:
- Sebastian Schneider