FINSTERFORST - Mach dich frei
Mehr über Finsterforst
- Genre:
- Atmospheric Pagan Black Metal
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Napalm Records
- Release:
- 23.01.2015
- Abfahrt
- Schicksals End'
- Zeit für Hass
- Im Auge des Sturms
- Mach dich frei!
- Mann gegen Mensch
- Reise zum...
- Finsterforst
Willkommen im Schwarzwald!
Dichte Nebelschwaden umhüllen meine Füße, die 'Abfahrt' beginnt. Ich schaue nach oben, eine graue Wolkenwand lässt nur leichten Mondschein durchschimmern. Und dennoch fühle ich mich geborgen, die eigentlich so bedrohliche Atmosphäre entpuppt sich als spannend und gleicht einer aufregenden Achterbahnfahrt. Hier spielen sich Finsternis und Schönheit gegenseitig die Bälle zu, FINSTERFORST hat ganze Arbeit geleitet.
Erneut hat es knappe drei Jahre gedauert, bis der "Rastlos"-Nachfolger auf die Menschheit losgelassen werden konnte. Doch die lange Wartezeit hat sich allemale gelohnt, denn FINSTERFORST ist das Kunststück gelungen, Wut und Verzweiflung auf der einen und Schönheit und Anmut auf der anderen Seite in einen hochepischen Klangteppisch zu stricken und jegliche Genregrenzen ad acta zu legen. Ein wenig Schwarzmetall hier, Folk- und Pagan-Anleihen sind seit den Anfangstagen bereits willkommene Gäste und selbst Anzeichen des Doom Metals finden ihren Weg in den Schwarzwald. “Black Forest Metal“ zum Eintauchen eben.
"Mach dich frei", so der Name des neuen Achtteilers, ist ein heroisch-düsteres Meisterwerk geworden, das eine einzigartige Atmosphäre aufbaut und gleich von Anfang an seine gierigen Finger nach einem ausstreckt. Hierbei spielen sicherlich 'Schicksal's End' mit 15 Minuten und der 24-minütige Abschluss-Koloss 'Finsterforst' eine zentrale Rolle. Doch auch die anderen Stücke bauen einen fabelhaften Spannungsbogen auf, haben selbst nach fünf, sechs Durchgängen noch keine Abnutzungserscheinungen und bieten allerlei mystische Geheimnisse. Akustikgitarren, Akkordeonklänge, der gutturale, deutschsprachige Gesang Berlins, die weitschweifigen Chöre, auf "Mach dich frei" wurde erneut sehr viel Wert auf die Kleinigkeiten gelegt. Sie verwandeln Album Nummer vier zu einem besonderen Schmuckstück in der FINSTERFORST-Diskographie. Neben den genannten Grundpfeilern stehen überdies das verzweifelte 'Zeit für Hass', das halbwegs straighte Titelstück, das live für viel Wohlwollen sorgen wird, und 'Mann gegen Mensch' wie Felsen in der Brandung.
Das noch nicht genannte Duo, bestehend aus 'Im Auge des Sturms' und 'Reise zum...', schafft es jedoch auch, die mythische Aura aufrecht zu erhalten und mit feinen Natursequenzen einen erdigen Charakter zu verleihen. Sie durchfährt den Hörer von Anfang an, umhüllt ihn behutsam 74 Minuten lang und verabschiedet sich still und leise. "Mach dich frei" hat in seiner Gesamtheit und dank seinen hochspannenden, komplexen Arrangements einen enormen Suchtfaktor und liefert den perfekten Soundtrack für düstere Wintertage in einer einsamen Blockhütte in den Wäldern dieser Welt. "Mach dich frei" stellt seinen Vorgänger locker in den Schatten, was in Anbetracht seiner Klasse schon ein kleines Kunstwerk ist. Doch Ehre dem, dem Ehre gebührt, FINSTERFORST bringt die Folk- und Pagan-Bombe zum Platzen.
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Marcel Rapp