FIRES IN THE DISTANCE - Air Not Meant For Us
Auch im Soundcheck: Soundcheck 04/2023
Mehr über Fires In The Distance
- Genre:
- Doom / Melodic Death
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Prosthetic Records
- Release:
- 28.04.2023
- Harbingers
- Wisdom Of The Falling Leaves
- Crumbling Pillars Of A Tranquil Mind
- Adrift, Beneath The Listless Waves
- Psalm Of The Merciless
- Idiopathic Despair
Feinste Genre-Kost für wehmütige Minuten.
Kleine Frage vorab: Stammt das großartige Artwork eigentlich erneut von Caelan Stokkerman? Es wirkt zumindest so und transportiert das Gefühl, welches FIRES IN THE DISTANCE auf seinem zweiten Album "Air Not Meant For Us" vermitteln möchte, kongenial auf die visuelle Ebene. Dementsprechend groß war auch die Vorfreude auf dieses Album, da ich mich ansonsten mit der Soundcheckauswahl im April 2023 sehr schwer getan habe.
Aber nun US-amerikanischer Melodic-Death-Doom-Metal mit dem Hang zu ausschweifenden Songs, und gleich der über 10 Minuten lange Opener 'Harbingers' wirkt wie ein Leuchtturm im mit Powermetal-Bands und Thrashgewittern vollgestopften Monat. Endlich wieder diese latent schwarzeingefärbte Atmosphäre und Schwermut, welche einen durch diesen vertrackten Song treiben, und erst sukzessive Gestalt annehmen, um dann gegen Ende in einem wunderbaren melodischen Peak zu kulminieren.
Ja, bei sechs Songs und 51 Minuten Laufzeit weiß man, was einen erwartet. Und so nehmen sich auch die fünf anderen Tracks ein Beispiel am Eröffnungsstück und variieren immer mehr das schleppende Tempo mit diversen melodischen Ansätzen. Das können einmal geschmackvolle Synths sein ('Wisdom Of Falling Leaves'), oder aber stimmige Orchestrierungen in Form von Bratschen, Geigen, Celli sowie Klavierarbeit.
Da tut es auch nicht wirklich weh, dass der Gesang von Kristian Grimaldis, wie auch schon beim Debüt "Echoes From Deep November" etwas zu eindimensional tönt und keine weiteren Ebenen hinzufügt. Er growlt tief und das in erster Linie songdienlich. Aber mal Hand aus Herz – für diese Art Musik reicht auch das Gelieferte vollkommen aus.
Für den Hörer geht es eh um die tristen, schleppend-tragenden Riffs und die großflächig angelegten Melodie- oder Harmonieeruptionen, welche immer wieder wie vereinzelte Sonnenstrahlen an einem grau-tristen Novembermorgen die Tristesse aufbrechen und Wärme transportieren. Somit mag wahrscheinlich der größte Kritikpunkt tatsächlich der Veröffentlichungstermin sein. Ernsthaft im Frühling? Hier hätten herbstliche Rahmenbedingungen nochmal das Tüpfelchen auf dem I sein können.
Aber auch so macht mir das gehörte durchgehend Spaß. Absolutes Glanzstück des Albums ist das Instrumental 'Adrift, Beneath the Listless Waves', welches alle Stärken der Band auf den Punkt bringt und durch den Gastauftritt von BURIAL IN THE SKY-Gitarrist James Tomedi nochmal an Qualität gewinnt.
Fans von SWALLOW THE SUN, PARADISE LOST, INSOMNIUM und IN MOURNING sollten mal ein Ohr riskieren. Diese Band liefert feinste Genre-Ware mit der leicht individuellen Note, damit es auch für Vielhörer nicht obsolet wird.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Stefan Rosenthal