FIRSTBORN UNICORN - Off Outside
Mehr über Firstborn Unicorn
- Genre:
- Groove Rock
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Eigen
- Release:
- 15.02.2020
- Dreamdefenders
- Standin High
- Don't Step Aside
- Huckleberry
- The Unicorns
- Merry-Go-Round
- Wrecked
- 69
- Bloom
- Refulution
- Off Outside
Vertraut und doch anders
Das Debütalbum der mittlerweile zum Duo geschrumpften Hessen von FIRSTBORN UNICORN enthält gleich vier der fünf Stücke der bereits bekannten EP (nur 'Game Day' fehlt). Und das ist auch verdammt gut so, denn erstens handelt es sich dabei ausnahmslos um absolute Juwelen und zweitens unterscheiden sich die Fassungen teils deutlich von den früheren Versionen. Gerade was die Soundqualität angeht, hat die Band bei den in Eigenproduktion aufgenommenen Stücken einen großen Schritt nach vorne gemacht. Druckvoll und transparent, so bleibt viel Raum für Gitarre und Bass. Der Abgang von Drummer Valentin macht sich zumindest in den Schlagzeugarrangements nicht negativ bemerkbar: Immer noch regiert der kompromisslos eingängige Groove.
Leider können nicht alle neuen Kompositionen mit der enormen Klasse der EP mithalten. So ist 'Dreamdefenders' mit seinem funkigen Grundgerüst zwar ein schöner Albeneinstieg, doch 'Don't Step Aside' wirkt nach dem mächtigen 'Standin High' etwas verloren. Der rhythmisch interessante Gesang in der Strophe und der Wechsel ins Synthetische im Refrain, das alles ist deutlich abwechslungsreicher als bisher, zündet bei mir aber nicht so richtig. 'Huckleberry' aber und dessen wundervolle Gitarrenleads sind natürlich zum Niederknien schön.
'The Unicorns' bringt Blues ins Spiel und gefällt mir durch seine Kantigkeit und den vielschichtigen Gesang wirklich gut. Wo wir gerade dabei sind: Gitarrist/Sänger Eric singt wesentlich sauberer und ist öfter in tiefen Regionen unterwegs. Das wird dem Großteil der (potentiellen) Hörer sicher gut reinlaufen, ich persönlich fand aber gerade den harten und oft ins Schreiende abgleitenden Gesang auf der EP besser. Dennoch: Objektiv sicher eine deutliche Steigerung!
Ein Lied wie 'Merry-Go-Round' leidet demnach zwar etwas unter der zurückgenommenen Aggressivität, kann aber auch in dieser Gestalt mit ganz neuen Akzenten überzeugen. 'Wrecked' pendelt zwischen balladesk und verträumt-psychedelisch, bleibt aber etwas unauffällig. Ganz anders das sehr coole Instrumentalstück '69', das es ganz ohne Schlagzeug und Gesang schafft, unheimlich viel zu transportieren. 'Bloom' würde ich als FIRSTBORN UNICORN-Signature-Song bezeichnen, weil er alles hat, was diese Band so toll macht: eingängige Melodien, energiereichen Groove und Dynamik. Dazu einen bemerkenswerten Text, der heute wichtiger scheint denn je. 'Refulution' versöhnt mich dann wieder etwas hinsichtlich der fehlenden Härte. Hier wird nach bester RAGE AGAINST THE MACHINE-Tradition abgeliefert! Gerne mehr davon! Zuletzt kommt das titelgebende Instrumental 'Off Outside', progressiver und experimentell, stellvertretend für die neuere Entwicklung der Band. Ein gelungener Abschluss!
Wir halten fest: Wer einfach nur eine längere EP erwartet, könnte eventuell enttäuscht werden. Dazu hat sich der Stil zu sehr entwickelt. Das wäre den beiden Bandköpfen wohl auch zu langweilig geworden. Man merkt "Off Outside" diesen Willen zum Ausprobieren, zum Verlassen ausgetretener Pfade deutlich an. Hier sind zwei (bzw. drei) wirklich fähige Musiker am Werk, die einfach Spaß am Musikmachen haben. Und den hört man durchgehend heraus. Ein wenig ruhiger und weniger ruppig als früher, dafür deutlich vielschichtiger. Und immer noch, vor allem wegen Bassist Alu, mindestens genauso groovy! Insgesamt könnte das der Band neue Hörerschichten erschließen. Verdient hätten sie es allemal. Ehrlicher kann man Musik kaum zelebrieren.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Jakob Schnapp