FIRSTBORN, THE - The Unclenching Of Fists
Mehr über Firstborn, The
- Genre:
- Death Metal Avantgarde
- Label:
- ProCon
- Release:
- 18.04.2005
- Torn From Within (Awakening)
- To Roam The Endless Plains
- Perception
- Path Of The Mindwalker
- Voyage
- Fire Channels
- Movement For Practising The Way
- The Roaring Voice Of The God Of Death
- Of Time And Its Absence
- Ten Offerings To Mahâkâla
- Golden Libation
- Absolute
- The Unclenching Of Fists
Wenn jemand meint, dass Death Metal spätestens seit der zweiten schwedischen Welle ein stagnierendes Genre ist, das entweder zur Selbstwiederholung oder aber zum Stilbruch neigt, dann sollte er sich unbedingt mal das mittlerweile dritte vollständige Studioalbum von THE FIRSTBORN zulegen, das hervorragend dazu geeignet ist, den Gegenbeweis anzutreten. Zunächst solltet ihr hierbei wissen, dass es sich bei ihrer Version des "Bardo Thödol" um ein Konzeptalbum handelt, welches sich mit dem tibetischen "Buch der Toten" aus dem tantrischen Buddhismus befasst. Die Portugiesen beschränken sich aber nicht wie etwa NILE weitgehend darauf, das Konzept lyrisch auszuarbeiten, sondern erstrecken die Einflüsse der Geschichte auch auf die Musik.
So finden sich auf "Unclenching Of Fists" an allen Ecken und Enden sehr schön eingearbeitete Elemente aus indischer sowie zentral- und ostasiatischer Folklore, die ungemein gut mit dem klassischen Death Metal harmonieren. Dadurch entsteht eine ganz spezielle und völlig einzigartige Synthese, bei der ungewohnte Klänge wie der Kehlkopfobertongesang tibetischer Mönche, das Spiel der Sítar oder diverse weitere asiatische Gesangs- und Perkussionsvarianten eben nicht wie bloße Effekte eingesetzt werden. Im fast fünfjährigen Entstehungsprozess dieses Albums ist es den Musikern gelungen, das Exotische voll und ganz mit dem westlichen Element verschmelzen, das hauptsächlich aus erwähntem Death Metal der alten Schule, daneben aber auch aus Versatzstücken aus Doom, Black und Gothic Metal besteht, was besonders der sehr vielseitige Gesang von Bruno Fernandes aufzeigt, der neben klassischen Growls und Screams verschiedener Art auch Klar- und Sprechgesang umfasst. Natürlich sind viele der asiatischen Instumental- und Gesangspassagen nur gesampelt, da es für eine Undergroundband sicher kaum möglich ist, einen kompletten buddhistischen Mönchschor und das Instrumentenlager eines tibetischen Klosters ins Studio zu verfrachten, doch haben die Jungs beispielsweise für das Sítarspiel extra Luis Simões von SATURNIA und BLASTED MECHANISM engagiert.
Den Weg, den NILE oder MELECHESH in ihrem Bereich ein Stück weit gehen, indem sie musikalische und lyrische Elemente alter Kulturen mit ihrer Musik verbinden, gehen THE FIRSTBORN eben ganz konsequent noch deutlich weiter, so dass ihnen meiner Meinung nach das seltene Kunststück gelingt, absolut eigenständig und innovativ zu sein, ohne dabei auch nur ansatzweise an Relevanz für die Death-Metal-Szene zu verlieren. Sie vermeiden es sehr geschickt, die Masse der Fans durch ihre Experimente vor den Kopf zu stoßen. Ähnlich überzeugend und konsequent ist dies für mich bisher nur ORPHANED LAND mit "Mabool" gelungen, wobei natürlich erwähnt werden muss, dass die Portugiesen schon noch ein gutes Stück extremer zu Werke gehen, als es die Israelis heute tun, und dass sie ihre genrefremden Einflüsse natürlich nicht aus der hebräischen, arabischen oder ägyptischen Folklore ziehen, sondern wie bereits erwähnt aus den Bereichen Indien und Zentralasien.
Hardliner, die Innovationen und genrefremde Einflüsse schon aus Prinzip ablehnen, werden hier natürlich nicht glücklich werden, Leute die sich über Originalität freuen, dafür umso mehr. Dabei sind THE FIRSTBORN nicht nur originell, sondern auch qualitativ auf höchster Ebene anzusiedeln, was die Intrumentalfraktion besonders im Bereich des Drummings und der Leadgitarren sehr eindrucksvoll beweist. Nach alledem kann ich nicht umhin, "The Clenching Of Fists" als essenzielles Album für die Weiterentwicklung der Death-Metal-Szene zu bezeichnen, und ich möchte jedem von euch, der sich für einen Freund der stilvollen Innovation im Bereich des extremen Metals hält, ganz dringend empfehlen, sich mal richtig intensiv mit diesem Meisterwerk zu beschäftigen. Stellt euch einfach vor, eine Metalband der härteren Gangart wäre beauftragt worden, einen alternativen Soundtrack zum Film "Kundun" zu schreiben ...
Anspieltipps: Torn From Within, Voyage, The Roaring Voice ...
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle