FIRTAN - Marter
Mehr über Firtan
- Genre:
- (Atmospheric) Black Metal
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- AOP Records
- Release:
- 30.09.2022
- Faðir
- Amor Fati
- Labsal
- Lethe
- Parhelia
- Odem
- Menetekel
- Peraht
Die Zeichen stehen auf Post.<br />
Es ist ja immer so eine Grundsatzfrage, ob man als in Szenekreisen erfolgreiche Undergroundkapelle nun den nächsten Schritt wagt und ins Licht der breiten Öffentlichkeit tritt. Insbesondere, wenn man wie im Fall von FIRTAN lupenreinen Black-Metal spielt.
Vor genau dieser (schweren) Entscheidung stehen nun die Jungs aus Lörrach in Baden-Württemberg nach zwei ziemlich positiv aufgenommenen Langspielern. Wo das 2014er Debüt "Niedergang" noch mit dem Paganismus anbändelte und sehr verspielt, wirkte, konnte der Nachfolger "Okeanos" von 2018 schon mehr die eigene Identität schärfen und legte neben der Liebe zur Natur den Fokus schon stärker in Richtung philosophischen Fragestellungen und zeigte auch die ersten Anzeichen von Post-Rock-artigen Elementen.
Mit dem neusten Streich "Marter" geht die Band nun diesen Weg konsequent weiter und präsentiert sich insbesondere in den ruhigen Stellen nicht nur merklich gereift und sehr spielsicher, sondern auch qualitativ fast stärker als bei der kontrollierten Raserei. Einfach mal den Neunminüter 'Armor Fati' anchecken, welcher einen guten Überblick über den Status Quo im Jahr 2022 gibt. Persönliche Highlights sind für mich das ebenfalls überlange 'Labsal', bei dem FIRTAN, wie oben erwähnt, im ruhigen Bereich saustark agieren und das wunderbar ausbalancierte 'Parhelia', welches durch die geschmackvollen Spoken-Word-Anteile deutlich an Intensität gewinnt. In beiden Songs ist allerdings die Sahnehaube Klara Bachmair, welche mit leichten Violinenklängen noch eine zusätzliche Klangfarbe hinzufügt und den Songs eine weitere Ebene ermöglicht. Da schmerzt es dann auch kaum, dass die reinen Black-Metal-Elemente doch sehr gewönlich klingen und außer einem stimmigen Kontrast zu den ruhigen Parts kaum Mehrwehrt bieten. Da kann man sicherlich noch dran schrauben.
Auch lyrisch hat man nochmal eine Schippe draufgelegt und schafft den schmalen Grat zwischen kitschiger Pseudointelligenz und notwendiger schwarzromantischer Dramaturgie recht ordentlich, so dass die Texte auch ohne Fremdscharm-Momente ihre Wirkung erzielen. Auch sollte man sich von den Songtiteln nicht irritieren lassen - es wird weiterhin in Deutsch geschrien was das Zeug hält, sodass man sich auch gänzlich ohne lyrischen Zugang von der Musik treiben lassen kann.
Somit ist "Marter" sicherlich eher für Fans von DER WEG EINER FREIHEIT und DEAFHEAVEN als für MARDUK und WATAIN geeignet, aber ich könnte mir durchaus vorstellen, dass dieses Album eine Einstiegsdroge in die Welt des Post Black Metal oder sogar des Blackgaze werden könnte, da es den Hörer sehr behutsam in die Thematik einführt. Schönes Ding!
P.S.: Für Fans lohnt es sich übrigens ein physisches Format, da es dort einen exklusiven Bonustrack in Form von 'Medomai' gibt. Dieser lag mir zwar nicht vor, aber solche Anreize für den Kauf einer Vinyl- oder CD-Version stoßen bei mir immer auf Gegenliebe.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Stefan Rosenthal