FIVE POINTE O - Untitled
Mehr über Five Pointe O
- Genre:
- Emo/MetalCore
- Label:
- Roadrunner Records
- Release:
- 08.04.2002
- Double X Minus
- King Of The Hill
- Art Of Cope
- Purity 01
- Freedom?
- Sympathetic Climate Control
- Untitled
- Syndrome Down
- Breathe Machine
- The Infinity
- Aspire, Inspire
Es ist wahrlich schwer, eine neue Platte, welche von Roadrunner Records kräftig umworben wird und für deren Produktion Colin Richardson (MACHINE HEAD, FEAR FACTORY) verantwortlich zeichnet, nicht zumindest annährungsweise in die momentan schier überquellende Schublade "Nu Metal" stopfen zu wollen.
Ich weiss zwar nicht, welche Band der werte Kollege Michael auf dem "Resident Evil"-Soundtrack zu Ohren bekommen hat, aber FIVE POINTE O haben mit PAPA ROACH im Besonderen und Nu Metal im Allgemeinen nicht die Bohne gemeinsam.
An Stellen, wo Bands wie die o.g. Kakerlaken massentauglich agieren und dies auch bleiben wollen, bewegt sich die chicagoer Combo schon recht fern ab von trendigen Fahrwassern. Sicher, eine Menge musikalischer Duftmarken, die FIVE POINTE O auf "Untitled" hinterlassen, kommen dem aufmerksamen Hörer recht bekannt vor. So verwurstet das Sextett gekonnt Soundmalereien im Stile von RAGE AGAINST THE MACHINE, an FEAR FACTORY erinnerndes Riffing, Klangteppiche und emotionale Momente ganz im Stile von FAITH NO MORE oder auch durchaus deutlich aggressive Momente, welche auch New School-Hardcore-Truppen wie BOY SETS FIRE oder IGNITE gut zu Gesicht ständen.
Besonders positiv fällt bei der Mixtur ins Gewicht, dass es sich hier tatsächlich um markige Growls handelt, denen auch fast jeder Death Metal-Grunzer nicht ablehnend gegenüber stehen dürfte. In Verbindung mit den nicht allzu selten auftauchenden Drum-Gewittern in Form von massivem Doublebass-Einsatz drängt sich dem Rezensenten viel eher der Vergleich mit Bands wie SHADOWS FALL (wenn auch nicht so thrashig) oder gar den genialen INTO ETERNITY (ohne deren technische Klasse zu erreichen) auf, als hier etliche gesichtslose Nu Metal-Jammerlappen rezitieren zu wollen. Selbst einen Hauch von EmoCore kann man FIVE POINTE Os neuestem Werk nicht absprechen - an meiner Unentschlossenheit dürfte der Leser schon merken, wie schwer es ist, die noch junge Band zu stilistisch einzuordnen.
Auch die einzelnen Songs hätten unterschiedlicher nicht ausfallen können, dem Opener-Doppelpack "Double X Minus" und "King Of The Hill", recht ruhig in Sachen Chorus und ziemlich wild im Bereich der Instrumentation und Growls gehalten, steht das schleppende, teils ein wenig psychedelisch anmutende "Art Of Cope" gegenüber. "Purity 01" sowie "Freedom" hätten auch von der lyrischen Seite her aus Zack de la Rochas (ex-RAGE AGAINST THE MACHINE) Feder stammen können, während "Sympathetic Climate Control" gar ein bisschen an RADIOHEAD oder ältere LIVE erinnert und "The Infinity" sogar mit sanfter Piano-Untermalung daherkommt. Der überlange Rausschmeisser "Aspire, Inspire" ist hingegen dermassen psychedelisch-abgehoben und spacig veranlagt, dass man diesen am besten in aller Ruhe mit Headphones konsumieren sollte. En contraire zu solch ruhigen Momenten gibt es dann Hassbolzen wie den Titeltrack (man stelle sich PANTERA auf Acid vor), was die Scheibe alles andere als langweilig geraten lässt - vorausgesetzt, der Hörer kommt mit einem solchen Stil-Cocktail klar.
FIVE POINTE O leugnen die Vielzahl an Einflüssen nicht und sind erst recht nicht versucht, ihre Musik als etwas vollkommen Neues darzustellen. Viel mehr werden die unzähligen diversen musikalischen Elemente gekonnt in das Bandkonzept eingeflochten und bilden so eine wirklich interessante und vor allem recht professionell gestaltete Mixtur. In Verbindung mit der hervorragenden Produktion machen diese Tatsachen aus "Untitled" eine starke Scheibe, welche allerdings auch ein wenig Einarbeitungszeit vom Hörer abverlangt.
Sehr schön und nachdenklich geraten sind auch die Lyrics, welche zusammen mit der musikalischen Untermalung eine homogene Einheit bilden. Keine pseudo-harten Texte oder Jugendprobleme werden hier aufgerollt, vielmehr verarbeitet Sänger Daniel Einflüsse aus Buddhismus und Schamanismus, setzt sich mit diesen spirituellen Einflüssen auseinander und zeigt dabei positive als auch negative Seiten diverser Glaubensrichtungen auf. Da braucht´s dann keine christlichen Hüpftruppen wie P.O.D. mehr, wenn man auf "Untitled" gleich eine professionelle und vor allem intelligente Auseinandersetzung mit diversen geistigen Welten geboten bekommt.
Zwar könnte ich mir FIVE POINTE O nicht wirklich im MTViva-Programm vorstellen, aber sobald die Truppe ein Mal zum "next big thing" auserkoren ist, werden sich die Damen und Herren Trendsetter sicherlich auch mit Death Metal-Vocals und Doublebass-Drumming anfreunden können. Schade eigentlich.
Aber bis es so weit ist, sollte man sich "Untitled" ruhig noch öfters ohne nervige Hintergedanken an Trends und die Masse zu Gemüte führen können. Mahlzeit!
Anspieltipps: Freedom?, Sympathetic Climate Control, Untitled, The Infinity
- Redakteur:
- Rouven Dorn