FIVE THE HIEROPHANT - Over Phlegethon
Mehr über Five The Hierophant
- Genre:
- Doom / Jazz / Psychedelic / Experimental
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Dark Essence Records /Soulfood
- Release:
- 22.09.2017
- Queen Over Phlegethon
- Vampire
- Seafarer
- Der Geist der stets verneint
- Sepulchre
Alles geht, wenn man nur einen Nenner findet!
Musikalische Querdenker, die man nicht alle Tage erlebt, hört man momentan eben doch viel häufiger, als man dies eigentlich erhoffen dürfte. Die experimentelle Schlacht wurde in diesem Jahr noch einmal mit Nachdruck ausgerufen, und die gesamte Metal-Szene hat die Aufforderung scheinbar ernst genug genommen, um die Norm spürbar häufiger in Frage zu stellen, als dies in den vergangenen Kalenderdurchläufen der Fall war.
Ein solche Entwicklung begünstigt auch die relativ eigenartigen Visionen von FIVE THE HIEROPHANT, die sich nicht damit begnügen, finstere Sludge-Klänge in ein entartetes Chaos zu transferieren, sondern gleichzeitig auch noch Elemente aus dem Jazz (!) und dem Psychedelic Rock zusammentragen, um den Hörer vor eine weitere spannende Herausforderung zu stellen. "Over Phlegethon" grenzt phasenweise an absoluten Wahnsinn, spart mit seinen Reizen aber dennoch, um jedwede Form von Überforderung schon präventiv auszumerzen. Und trotzdem: die schrägen Entwicklungen, die die fünf Songs des Debüts dieser beitischen Combo nehmen, kann man nicht im Vorbeigehen verstehen lernen. Dazu bedarf es einer sehr gezielten, geduldigen Auseinandersetzung.
Doch ist die Grundvoraussetzung für den Genuss experimenteller Klänge erst einmal gegeben, wird man erstaunlich flott Zugang erlangen. Das Trio von der Insel variiert zwar sehr stark in seinen meist depressiven Stimmungen und hat auch einige schwierige Übergänge von riffbetontem Doom hin zu freizügigen Jazz-Improvisationen eingebaut, garantiert aber dennoch schlüssiges Songwriting und nachvollziehbare Strukturen jenseits gängiger Songwriting-Schemata. Es sind lediglich die krassen Gegensätze, die sich ihre Akzeptanz erst erarbeiten müssen, dabei aber zunehmend größeren Erfolg haben. Zwischen vermeintlichen Chillout und bösartigem Donnergrollen besteht eine immense Spannbreite, die FIVE THE HIEROPHANT hier intensiv beackert, aber eben nicht entgleiten lässt - und das ist auch der Kunstgriff, den man dem Trio auf "Over Phlegethon" zuschreiben muss.
In der Tat wäre es aber allzu verständlich, wenn sich jemand dieser Herausforderung nicht stellen möchte, denn diese fünf Songs verlangen einiges an Geduld und Beharrlichkeit. Man muss sich allerdings die Belohnung vor Augen führen, die die Briten garantieren. Und die bsteht in einem Album voller gelungener musikalischer Experimente, das einmal mehr zeigt, dass auch die stärksten Kontraste unter einem Dach leben können, sofern man den kleinsten gemeinsamen Nenner ausgemacht hat. Hörenswert, ganz klar!
Anspieltipps: Der Geist der stets verneint, Sepulchre
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Björn Backes