FJøRT - Couleur
Mehr über Fjørt
- Genre:
- Post Hardcore
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Grand Hotel Van Cleef (Indigo) Hotel Van Cleef (Indigo)
- Release:
- 17.11.2017
- Südwärts
- Couleur
- Eden
- Mitnichten
- Raison
- Windschief
- Fingerbreit
- Magnifique
- Bastion
- Zutage
- Karat
Nicht perfekt, aber in Teilen wegweisend!
Der erste Eindruck ist – "wow!" FJØRT, das ist Post Hardcore einer irgendwie anderen Sorte. Die Songs auf "Couleur", dem dritten Langspieler der Aachener, sind knapp gehalten und verhältnismäßig nachvollziehbar komponiert, atmen jedoch einen entrückten, post-metallisch hallenden Orbital-Sound. So, als träfe CULT OF LUNA auf BOYSETSFIRE, ØLTEN auf LASTING TRACES. Eine wahnsinnig spannende Mischung, an und für sich nicht wirklich neu, aber in dieser Form selten so überzeugend gehört. Das klingt tatsächlich wegweisend, nach einer jener seltenen musikalischen Vermählungen, die irgendwann rückblickend als Meilensteine der Musikgeschichte betrachtet werden können.
Und dabei liefern die drei Südwestdeutschen im Prinzip ganz einfache, eingängige, hochauthentische Post-Rock-/Hardcore-Nummern ab, die ebenso amtlich drücken wie zum seligen Träumen anregen oder auch immer wieder baffes Erstaunen erzeugen. Wunderschöne musikalische Liebeserklärungen wie 'Magnifique' und 'Windschief' stehen ganz kitschfrei neben der nachdenklichen Gesellschaftskritik 'Raison' und entrückten Weltraumflügen wie 'Bastion' oder 'Fingerbreit'. Selten habe ich Musik in all ihrer Schlichtheit so ergreifend und tiefschürfend erlebt, selten hat mich ein Erstkontakt mit einer Band dermaßen von den Socken gehauen wie dieser hier! Post geht also auch noch ohne Prog, und Hardcore doch nicht gänzlich ohne Punk.
Und obwohl sich auch die Texte sprachlich und inhaltlich ganz wunderbar in zeitgenössische deutschsprachige Musiklyrik wie jene von SAPHENA oder THE HIRSCH EFFEKT einreihen, folgt an dieser Stelle eine (wenn auch sehr subjektiv gefärbte) Einschränkung: Gerade die Vocals schmälern in ihrem gesprochen-schreienden Gleichklang den Gesamteindruck in meinen Ohren. Vielleicht ist es schlicht und ergreifend die Stimmfärbung Chris Hells, wahrscheinlich aber auch der etwas eintönige Gleichklang seiner Vokalarbeit. Etwas mehr Varianz, vielleicht mehr Härte, vielleicht aber auch hier und da mal eine gesungene Zeile würden Form und Übermittlung des Inhalts von "Couleur" nachhaltig befördern. Irgendetwas ist jedenfalls da, was die Harmonie zwischen Vocals und Instrumenten stört.
Die Texte an sich, der Mut, sich unserer Heimatsprache zu bedienen, und vor allem die bahnbrechende post-metallische Instrumentalarbeit von FJØRT machen "Couleur" aber nichtsdestotrotz in Teilen zu einem wegweisenden Album und zu einem Herbsthighlight dieses Jahres!
Anspieltipps: Südwärts, Magnifique, Windschief
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Timon Krause