FLAMING ROW - Mirage - A Portrayal Of Figures
Mehr über Flaming Row
- Genre:
- (Progressive) Metal
- ∅-Note:
- 10.00
- Label:
- Progressive Promotion
- Release:
- 14.03.2014
- Mirage - A Portrayal Of Figures - Part 1
- Aim L45
- Burning Sky
- Journey To The Afterlife
- Alcatraz
- Momento Mori
- Pictures
- In Appearance - A Portrayal Of Figures - Part 2
German Wunderkind mit Konzeptalbum der Superlative!
Da hat man mental schon seine Bestenliste für das Jahr 2014 fertig gestellt, da kommt quasi aus heiterem Himmel eine deutsche Nachwuchsband mit einem Album daher, das selbst die aktuellen Göttergaben von OPETH und KENN NARDI in den Schatten zu stellen droht. Bei den Herren Akerfeldt und Nardi musste man ja mit solcherlei Großtaten rechnen. Als ich allerdings vor Kurzem beim Generation-Prog-Festival Martin Schnella begegnete, war mir noch nicht klar, dass ich in diesem Moment ein musikalisches Genie kennenlernen durfte. Als am gleichen Abend Danilo Batdorf (DREAMSCAPE, Ex-SUBSIGNAL) "Mirage - A Portrayal Of Figures" als bestes Prog-Album 2014 bezeichnete, beschlich mich jedoch eine gewisse Vorahnung.
Dutzende Durchläufe später ist diese Ahnung zur freudigen Gewissheit geworden. Mittlerweile weiß ich auch, dass dies schon der zweite Streich von FLAMING ROW ist. Der Erstling "Elinoire" wurde 2012 bereits von Kollege Jäger massiv abgefeiert. Demnach scheint Martin Schnella, der größtenteils für Songwriting, Produktion und Instrumentierung bei FLAMING ROW verantwortlich ist, einen Faible für Konzeptalben zu haben. Im Falle von "Mirage" geht es um eine dystopische Zukunftsvision, in der die Erde von einem intergalaktischen Magistrat zerstört zu werden droht. Verschiedene Charaktere, stimmlich verkörpert durch eine Reihe von (Gast-)Sängerinnen und Sängern, duellieren sich vor dem Hintergrund dieses Endzeitszenarios.
Konzeptalbum? Gastsänger? Klar, dass man da fast zwangsläufig an ähnliche, bereits existierende Bands bzw. Projekte wie AVANTASIA und AYREON denkt. Was ist also so toll und neu an FLAMING ROW?! Zunächst einmal der Anfangsbuchstabe....aber Spaß beseite! Man könnte es sich einfach machen und sagen, dass die Musik von FLAMING ROW härter und progressiver als die der oben Genannten ist. Wer die letzte AYREON-Scheibe "A Theory Of Everything" gehört hat, weiß, dass selbst Arjen Lucassen, der hier ein Gastsolo beisteuert, sich zuletzt ein wenig verzettelt hat. "Mirage" ist präziser auf den Punkt gebracht und hat durch wiederkehrende Leitthemen, trotz seiner hohen Komplexität, einen gewissen Hookfaktor.
Ein weiterer Unterschied ist der Umstand, dass man es hier mit einer richtigen Band zu tun hat. Neben dem bereits erwähnten "deutschen Wunderkind" Martin Schnella, ist Kiri Geile nicht nur für das Gros der weiblichen Gesangsparts, sondern auch für große Teile des lyrischen Konzepts zuständig. Komplettiert wird die Band durch Niklas Kahl am Schlagzeug, Kai Kleinewig am Bass und Marek Arnold an den Keyboards. Alle Gastmusiker auf diesem Album aufzuzählen, würde den Rahmen dieser Rezension sprengen. Die bekanntesten Namen sind Jimmy Keegan (u.a. Drummer von SPOCK`S BEARD), Kristoffer Gildenlöw (u.a. Bassist von FOR ALL WE KNOW), Ted Leonard (u.a. Sänger von ENCHANT), sowie Brian Ashland, Brendt Allman und Gary Wehrkamp von SHADOW GALLERY.
Insbesondere Letztere hatten einen enorm positiven Einfluss auf einige Arrangements, insbesondere auf die mehrstimmigen, SHADOW GALLERY-typischen Chöre, wie z.B. beim Track 'Memento Mori'. Überhaupt könnte man über jede einzelne der acht Kompositionen einen Roman schreiben. Exemplarisch sei an dieser Stelle das Titelstück herausgestellt. Es beginnt mit einem wunderschönen Intro durch Akustikgitarre, Cello und Violine. Der männlich-weibliche Wechselgesang und die Chöre werden von einem Breakfeuerwerk aus Gitarren und Keyboards unterbrochen - DREAM THEATER lässt grüßen (Dieser Name ist einfach unvermeidlich!). Eine HAKEN-typische "Kirmesorgel", der ein launig-swingendes Piano- /Saxophonsolo in Jazzclubatmosphäre folgt, leitet den Mittelteil ein. Das Gesangsthema vom Beginn wird im weiteren Verlauf aufgegriffen, genauso wie das Leitthema des Albums, das ein wenig nach "Herr der Ringe" klingt, durch Flöte und Dudelsack bereits hier etabliert wird. All dies halten harte Metalriffs, Killerdrums, tonnenschwere Bassläufe und rasante Gitarrensoli, u.a von Gary Wehrkamp, zusammen.
Die restlichen Songs bewegen sich auf dem gleichen, Schwindel erregend hohen Niveau. Selbst das zunächst etwas übermütig wirkende 'Journey To The Afterlife' hat mich mittlerweile gepackt. Ich hoffe, es ist mir gelungen, meiner Begeisterung halbwegs Ausdruck zu verleihen. Wer nun auf den berühmten Haken (Nein, diesmal nicht die Band!) wartet, der kann sich gerne selbst auf die Suche danach begeben. Ich jedenfalls habe keinen gefunden. Klanglich ist dieses Meisterwerk (Ja, jetzt ist es raus!) ebenso über jeden Zweifel erhaben wie kompositorisch und musikalisch. Selbst das Cover ist, im wahrsten Sinne des Wortes, ein Kracher. Der Tonträger wurde mit fast 80 Minuten vollständig bespielt und wem das noch nicht genügt, der besorge sich die limitierte Doppel-CD, welche zusätzlich die Instrumentalversion des Albums enthält. Wie man das noch steigern soll? Keine Ahnung! Das klingt perfekt? Ist es auch! Allemagne - 10 Points!
- Note:
- 10.00
- Redakteur:
- Alexander Fähnrich