FLESHGOD APOCALYPSE - Labyrinth
Mehr über Fleshgod Apocalypse
- Genre:
- Symphonic Death Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Nuclear Blast
- Release:
- 16.08.2013
- Kingborn
- Minotaur (The Wrath Of Poseidon)
- Elegy
- Towards The Sun
- Warpledge
- Pathfinder
- The Fall Of Asterion
- Prologue (Instrumental)
- Epilogue
- Under Black Sails
- Labyrinth (Instrumental)
Italiens finest Klassik-Brutal im alten Griechenland
Es ist schon ein Kunststück für sich, als Symphonic Metal Band etwas Eigenständiges auf die Beine zu stellen. Zu schnell liegen in der Regel – berechtigterweise – die Vergleiche mit den Größen NIGHTWISH, DIMMU BORGIR oder RHAPSODY (OF FIRE) auf der Hand, mal ganz abgesehen von der Frage, was symphonischer Metal im eigentlichen Sinne ist und was Metal mit etwas Keyboard-Streicher-Zusatz. Nun, FLESHGOD APOCALYPSE gelingt dies mit ihrer bislang einzigartigen Mischung aus brachialem Brutal Death Metal und Anleihen aus Klassik bzw. Filmmusik. Zunächst gegründet als reine Brutal/Tech-Death-Band, ergänzte man den Sound auf dem zweiten Album "Agony" (2011) um einen massiven symphonischen Anteil und beweist mit dem neuen Langspieler "Labyrinth" aufs Neue, dass diese Mischung hervorragend harmonieren kann.
Wie zuvor auch schon hat man ein Konzeptalbum geschrieben, wobei diesmal der Mythos vom Minotauren auf Kreta (welcher in einem Labyrinth haust, daher auch der Titel) Pate stand. Musikalisch bleibt man, wie schon erwähnt, in schon erfolgreich durchmessenen Fahrwassern, stagniert dabei aber nicht, sondern schafft es, weiter in die Tiefe zu gehen. Ein Makel des ansonsten sehr starken Vorgängers war seine extreme Fixierung auf Nonstop-Blastbeats, selbstverständlich alles in einem mörderischen Tempo dargeboten. Sowas limitiert bekanntermaßen nicht nur die Ausdrucksmöglichkeiten einer Metal-Band als Metal-Band, sondern in noch höherem Maße jene einer Band, die sich gleich eines ganzen Orchesters bedient, wie eben unsere Italiener hier. Glücklicherweise schien man im Lager des Fleischgottes derselben Ansicht zu sein und integrierte wesentlich mehr "groovige" Parts, und damit Abwechslung, als zuvor. Natürlich beginnt das Album trotz allem nach etwas Meeresrauschen immer noch mit einem saftigen Blaststurm, der zum Föhnen taugen würde, aber schon das zweite Stück 'Minotur (The Wrath Of Poseidon)' bricht sämtliche Nacken mit seinem stoischen Marschrhythmus. Insgesamt scheint auch – egal in welcher Geschwindigkeitsklasse – der Gebrauch von Doublebass-Figuren und Stakkatorhythmen zugenommen zu haben ('Pathfinder').
Ein zweites Problem, dem sich jede Symphonic Metal Band stellen muss, ist der Sound, der genau die Balance zwischen harter Band und vielschichtigem Orchester treffen sollte. Durch das extreme Geknüppel, das den Metal-Anteil ausmacht, verschärft sich die Problematik bei FLESHGOD APOCALYPSE noch. Aufgenommen in den 16th Cellar Studios unter den Wachsamen Augen von Stefan "Saul" Morabito, der sich fürs Mixing und Mastering verantwortlich zeigt, ist der Band auch dieses Unterfangen ganz gut gelungen, besser vielleicht sogar, als auf dem Vorgänger. Nichtsdestotrotz bleibt das Verlangen, die Orchester-Arrangements mal "unplugged" zu hören, da immer wieder recht viel im Sturm dieser Musik unterzugehen scheint. Im Übrigen entspricht der Sound natürlich allen heutigen Standards: Die Band drückt ordentlich und die verwendeten Soundsamples kommen logischerweise zwar nicht an original Orchester-Qualitäten heran, wirken aber auch nicht wie aus den Standard-Einstellungen des Keyboarders zusammengeklaubt.
Summa summarum regiert hier also wieder Prügelkost auf höchstem (technischen) Niveau, erweitert und abwechslungsreicher als zuvor. Dabei darf man sich gerne mal – im positiven Sinne – an den Titel des Albums erinnert fühlen, da man nicht stets auf die gleichen 08/15-Strukturen zurückgreift, und, wie oben schon ausgeführt, die Ausdruckspallette (inklusive zweier ruhiger Instrumentale) sichtlich erweitert hat. Mit dabei ist auch wieder Sopranistin Veronica Bordacchini, welche besonders dem elegischen 'Epilogue' sehr zuträglich ist, auch wenn ihre Darbietung bisweilen etwas over-the-top wirkt. Dass mir bislang ein Hit der Marke 'The Violation' fehlt, fällt ob dieser Vielfalt kaum ins Gewicht.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Christian Schwarzer