FLESHGRIND - Murder Without Me
Mehr über Fleshgrind
- Genre:
- Death Metal
- Label:
- Century Media
- Release:
- 18.08.2003
- Murder Without End
- Sycophantic
- Duct Taped And Raped
- Enslaved To My Wrath
- Displayed Decay
- Perversion Of Innocence
- In Sickness Intertwined
- Libertine Atonement
- Pistolwhipped
- Holy Pedophile 2003
Die Pressetexter von Century Media scheinen mit Leidenschaft auf dem schmalen Grat zwischen Dichtung und Wahrheit zu tanzen. Bestes Beispiel ist die neue Scheibe "Murder Without End" von FLESHGRIND.
Schauen wir uns den ersten Satz des PR-Textes an: "Es ist sehr schwer, eine Band zu finden, die ohne jegliche Probleme gnadenlose Brutalität und ungebremsten Hass auf ein Album zu bannen vermag, aber diese Quartett aus Chicago hat das schier Undenkbare mit Bravour gemeistert."
Es soll also schwer sein, ähnlich heftige Death/Grindcore-Geschosse zu finden? Mir fallen auf Anhieb etwa 10 vergleichbare Bands ein: SUFFOCATION, HARMONY DIES, FLESHCRAWL, SKINLESS, DEFECATION, DYING FETUS, KATAKLYSM, MALEVOLENT CREATION, MUCUPURULENT, VADER...die Liste könnte endlos fortgesetzt werden. Der zweite Teil des PR-Satzes ist da schon ergiebiger, kommt doch hier die Wortgruppe "mit Bravour gemeistert" ins Spiel. Ok! Das kann man zum Teil gelten lassen. "Murder Without En"“ ist ein typisch technischer Ami-Death Metal-Brocken, wie er aus dem Land der unbegrenzten Death Metal-Kreativität scheinbar einmal im Monat über den Ozean nach Europa donnert. Einem Wunder gleicht es da schon, dass FLESHGRIND nicht aus Florida, sondern aus Chicago stammen - der Sound klingt nach einer dieser good old Morrissound-Produktionen. Aber sehen wir uns erst einmal die weiteren schreiberischen Feinheiten aus dem FLESHGRIND'schen Labelstall Century Media an.
Der zweite Satz: "Mit "Murder Without End" dürsten Fleshgrind nach Blut, sie werden vor nichts und niemandem halt machen und mit ihrem gnadenlosen Sound alles und jeden ausradieren."
Beim "Blutdurst" gehe ich vollkommen mit. Das Ketchup-triefende Cover und Songtitel wie 'Duct Taped And Raped' oder 'Pistolwhipped' lassen vermuten, dass den Jungs auch eine Lehre als Metzger oder Leichenbeschauer Spaß gemacht hätte. Ob sie allerdings alles mit ihrem Sound ausradieren, überall in der Welt? Leichte Zweifel tun sich auf. Bands wie FLESHGRIND gibt es schon zu oft, als dass sie noch wirklich viele Leute erreichen können. Das ist schade, genau zu ihrer Gründung vor etwa zehn Jahren hätten die Amis mit ihrem Sound offene Türen eingerannt. Laut Bandhistorie wurde das erste FLESHGRIND-Demo ordentlich verkauft, doch dann kam Pech dazu: Ein unfähiges Label, welches das 1995 aufgenomme Debüt "Destined For Defilement" erst 1997 veröffentlichte - da war der große Death Metal-Express aber schon längst abgefahren. Kurz nach dem zweiten Album "The Seeds Of Absymal Torment" brach sich Sänger Rich Lipscomb auch noch die Haxen - die Jungs mussten ihre geplante Tour absagen. Als hätte die Band das Pech dauerhaft für sich gepachtet. Um so verständlicher ist die Wut, die auf "Murder Without End" jede Note durchdringt. Ungezügelte Aggression, genau 35 Minuten und 14 Sekunden abzüglich eines 27sekündigen Klavier-Intros. Und auch Century Media scheinen zu ahnen, dass es schwer wird, noch eine amerikanische Death Metal-Truppe dauerhaft auf dem Markt zu etablieren. Deshalb greift der PR-Schreiber noch einmal tief in die Trickkiste.
Es folgt der dritte Satz des Pressetextes: "Dieses Album ist für all diejenigen Fans, die schon immer auf der Suche nach dem gnadenlosesten Death Metal Sound waren, der kranken Gehirnwindungen entspringen kann."
Wenn die "Fans" auf ihrer "Suche" noch nichts gefunden haben, bei FLESHGRIND werden sie sicher fündig. Dieses Album ist zwar weder innovativ noch überraschend, allerdings klingt es ehrlich und verdammt nach "Hammer-in-die-Fresse-und-ab". Besonders das Organ von Rich ist verdammt stark, wer auf CANNIBAL CORPSE seit dem Corpsegrinder-Einstieg steht, wird hier vor Freude im Kreis tanzen und dabei Blut husten. Und auch wer abwechslungsreichen, brutalen und technisch anspruchsvollen Ami-Death ohne Ausfälle mag, sollte FLESHGRIND eine Chance geben. Und wer keinen Death Metal mag, wird in seinen Vorurteilen über rülpsende Sinnlos-Musik bestätigt...
Anspieltipps: Im Prinzip alles (wenn man Death Metal mag) oder nichts (wenn man Death Metal nicht mag)
- Redakteur:
- Henri Kramer