FLOTSAM AND JETSAM - No Place For Disgrace 2014
Mehr über Flotsam And Jetsam
- Genre:
- Heavy Metal
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Metal Blade
- Release:
- 14.02.2014
- No Place For Disgrace
- Dreams Of Death
- N.E. Terror
- Escape From Within
- Saturday Night's Alright
- Hard On You
- I Live You Die
- Misguided Fortune
- P.A.A.B.
- The Jones
Schwere statt Geschwindigkeit
Ja, ihr habt richtig gelesen. FLOTSAM & JETSAM wagt eine Neueinspielung ihres "No Place For Disgrace"-Denkmals. Dass die Aufwärmung von Thrash-Metal-Klassikern stets für kontroverse Diskussionen sorgte und auch zukünftig sorgen wird, beweisen uns Beispiele wie "Let There Be Blood" und "The Final Sign Of Evil". Anders verhält es sich mit dem ursprünglich im Mai 1988 erschienenen Werk der Arizona-Virtuosen nun auch nicht.
Doch blicken wir zunächst zurück: Mit "Doomsday For The Deceiver" ist den Jungs ein fabelhaftes Debüt gelungen und "No Place For Disgrace" sollte ihren Siegeszug in leicht veränderter Besetzung weiter fortsetzen. Dies gelang den insgesamt zehn Stücken auch mit Bravour, sie wurden mit offenen Armen empfangen und gefeiert. FLOTSAM & JETSAM stand der große Coup bevor.
Nun, 26 Jahre später, wissen wir, dass es zu besagtem Coup leider und unverständlicherweise nie gekommen ist. Dennoch lassen Eric A.K. und Co. den damaligen Zauber erneut aufleben und verkünden "No Place For Disgrace 2014". Die Spannung ist groß, der Vergleich ist unausweichlich, die Aufgabe eine große Herausforderung.
Positiv zu vermelden ist zum einen die Produktion, die den Stücken naturgemäß einen modernen, coolen Anstrich verpasst. Zum anderen verdient dieses damalige Götterepos schlicht und ergreifend einen neuen Mantel. Dieses Album zeigt zu 100%, wie FLOTSAM & JETSAM anno 2014 klingt. A.K. singt auch Jahre später noch wie ein junger Gott, kraft- und druckvoll, die Riffs kommen äußerst heavy aus den Boxen und das gesamte Werk hat einen deutlich schwermetallischeren Charme bekommen. Das Titelstück, 'I Live You Die' sowie 'P.A.A.B.' belegen dies von der ersten bis zur letzten Sekunde.
Dies wirkt sich jedoch für Geschwindigkeitsfanatiker, die auf dem damaligen Zweitwerk bekanntermaßen am laufenden Band verwöhnt wurden, auch negativ aus: Dass für jene Schwere die Spritzigkeit an manchen Stellen weichen musste, dürfte vor allem den Alt-Fans ein kleiner Dorn im Auge sein. Man wird das Gefühl nicht los, als agierte die Band mit leicht angezogener Handbremse, was sich sowohl auf den unnachahmlichen Spirit als auch auf den letzten, entscheidenden Kick vergangener Tage auswirkt. Ihr damaliger Geist ist zwar nicht verflogen, hundertprozentig konnte er jedoch nicht übernommen werden. So wirken beispielsweise 'Dreams Of Death', 'Hard On You' und 'Misguided Fortune' behäbig, beinah schüchtern. Am gewissen Reiz des Originals messen sich diese Neueinspielungen vergebens und werden unter anderem von 'Escape From Within' und 'Saturday Night’s Alright' nur ansatzweise erreicht.
Versteht mich nicht falsch, "No Place For Disgrace" gehört zu den meistgehörten Scheiben in meiner Sammlung und auch die 2014er Version entlockt mir an vielen Stellen ein breites, frohlockendes Grinsen. Doch der Vergleich zwischen Alt und Neu ist unausweichlich, FLOTSAM & JETSAM hat die Herkulesaufgabe, die glorreiche Vergangenheit erneut aufleben zu lassen, leider nur bedingt erfüllt. "No Place For Disgrace 2014" sollte dennoch erhört werden: Die Mühen, der Schweiß und die Arbeit haben sich dennoch definitiv gelohnt, da solchen Götterarrangements einfach eine angemessene und zeitgemäße Produktion zusteht. Die Geschwindigkeitsverringerung und die daraus resultierenden Folgen kann und muss man verkraften, sodass man das Album als Alt-Fan und Liebhaber der ersten Stunden mit einem lachenden, aber auch mit einem weinenden Auge betrachten kann.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Marcel Rapp