FLYING EYES, THE - Leave It All Behind Sessions
Mehr über Flying Eyes, The
- Genre:
- Folk/ Americana/ Psychedelic
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Noisolution
- Release:
- 19.09.2014
- One
- On My Mind
- Lead My Blindly
- All Day Long
- No Change
- Two
- I've Seen The Rain
- Fireflies
- Stay Away
- Hold On
Überraschender aber durchaus gelungener Stilwechsel.
Tja. Es ist soweit. Es ist wissenschaftlich erforscht und wahrscheinlich auch bewiesen, dass sich unser Musikgeschmack mit zunehmendem Alter ändert. Das wussten wir. Doch: Dies folgt einem gleichen Muster hier in der westlichen Welt, wie britische Forscher nun gezeigt haben. Und bitteschön, wo landen wir letztendlich? Beim Country, neuerlich Folk genannt. Nach der Formel M.U.S.I.C. beginnen wir in jungem Alter, uns selbst zu suchen. Und zwar in der I-Phase, was für "Intense" steht. Metal, Punk, Hardcore, das brauchen wir laut der Forscher, um unsere Identität einzufangen. Die musikalischen Phasen bedeuten im Überblick "Mellow", "Unpretentious", "Sophisticated", "Intense" und "Contemporary" , woraus sich eben dann M.U.S.I.C. formen läßt. Tja, und dann "Unpretentious" ganz zum Schluss: Im reiferen Alter neigt man laut Studie zu "unprätentiöser" Musik wie Country und Folk. Prüf' das mal, lieber Leser.
Warum dieser Ausflug sein musste? Es geht dabei um das neue Album der Band THE FLYING EYES aus Baltimore. Ganz aufgeregt Freund B., der das Teil auf Vinyl bekam: "Haste dett gehört... Ich glaubs ja nicht!" Freund B. hat Recht. Auch ich muss mir erst einmal die Ohren wischen. Aus der Psychedelic-Band, die bereits drei tolle Alben abgeliefert hat – ist ein Country-Kollektiv geworden!? Mit Herumsitzen, in einer Reihe und Synchronschrammeln über Kehlgesang? Das gibt es ja nicht. Gut, verwandt sind diese Stile schon irgendwie und irgendwo. Vor allem 'Fireflies' kann auch mit einem recht ergiebigen Drehgitarrensolo aufwarten. Aber ein ganzes Album? Ohne Krach und Rock?
Ja, THE FLYING EYES hat das getan. Zehn Mal schleichen sich die fragilen und zarten Nummern heran. Ganz klar auch dabei: 'On My Mind', 'Hold On' und 'Stay Away', die besten Nummern dieser Überraschungssammlung, da auch sie vermögen, das Vermögen und Repertoire der vier Musiker abzubilden. Gut abgehangen und flüssig arrangiert, zurückgehaltene Seelchenwehwehchen, aber fesselnd immerzu. Nach den ersten Problemstunden- und -durchläufen kann man(n) und frau seinen und ihren Frieden mit diesen überwiegend schönen Stücken machen. Wenn man sich nicht sowieso schon in der nicht-prätentiösen Phase befindet. Dann kann das ja gar ein Album des Jahres werden. Es ist dabei ja auch eine "Sessions"-Platte, also hat das wohl Experimentalcharakter. Wie eine Art Zwischenabrechnung dieses wohl recht intensiven Lebensstils.
Die Band, die in den letzten Jahren sehr viel auf Reisen war, hat hier vermutlich die stärksten und zuverlässigsten Eindrücke ihrer Welten musikalisch verpackt. Das so zurückgezogen zu tun, ist konsequent. Und authentisch. Trotzt der Forschung, geneigte Leser! Intensiv und doch reifend, das ist das Leben.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Mathias Freiesleben