FLYING SKULL - Obscurita
Mehr über Flying Skull
- Genre:
- Heavy Metal
- ∅-Note:
- 6.00
- Label:
- Eigenvertrieb
- Release:
- 01.10.2023
- Evil Cold
- Lonesome Child
- Battalion Of Steel
- Eight-Nine
- Race To Hell
- Red Death
- Faceless
- We Are Metal
- The Star
- Grave Of The Brave
Obskur ist dieses Album auf jeden Fall.
Ich muss gestehen, ich habe meine Schwierigkeiten, ein Review zu "Obscurita" zu verfassen. Der Grund ist schnell erklärt. Wenn ich lese, dass die Kölner Band um Urgestein Roland Saager bereits seit 1980 mehr oder weniger aktiv ist, ziehe ich alle verfügbaren Kopfbedeckungen vor so viel Standhaftigkeit. Dann lese ich von den musikalischen Vorlieben und möchte hier gern ausschließlich positive Eindrücke vermitteln. Lege ich aber dann "Obscurita" in meinen Player, so frage ich mich, ob dies der Minimalismus im Heavy Metal ist, den sich Roland auf der Homepage der Band so sehr wünscht.
Mein Problem ist sofort der drucklose Drumsound, und wer meine komischen Ohren kennt, weiß, dass ich kein Freund von moderner Ballerbrühe und Trigger-Dich-Tot-Geklicker bin. Ganz im Gegenteil, ich möchte einen Menschen spielen hören, denn davon lebt Rock'n'Roll. Beim aktuellen Album von FLYING SKULL fehlt es aber an allen Ecken an Dynamik und Tiefgang. Da klingen 80er Jahre Demoaufnahmen teilweise besser. Wenn ich dann mitbekomme, mit wie wenig Mitteln man heutzutage einen ordentlichen Klang hinbekommen kann, frage ich mich, ob man sich im Hause FLYING SKULL einfach diesen modernen Wegen verweigert? Das wäre schade, denn das Songmaterial ist teilweise wirklich gut.
So geht die Eröffnungsnummer 'Evil Cold' fein nach vorne los und zeigt, dass auch Sänger Björn Geske ganz amtlich singen kann. Schon der nächste Song – 'Lonesome Child' –zeigt, dass die Truppe variantenreich unterwegs sein möchte, denn hier gibt es bei getragenerem Tempo beinahe etwas ausladend-epischen Heavy Rock. Leider fällt hier das Soundproblem noch deutlicher auf, denn mit etwas mehr Dynamik wäre das eine sehr gute Nummer. So fühle ich mich an Übungsraumaufnahmen aus den 80ern erinnert, die zwar charmant, aber eben nicht so richtig toll klangen. Beim flotten 'Battalion Of Steel' plöppelt dann das Schlagzeug wieder eindimensional im Hintergrund herum und nur die viel zu lauten Becken erschrecken den Zuhörer immer wieder. Die ebenfalls viel zu lauten Backing Vocals machen es dann leider auch nicht besser. Erneut schade, denn auch diese Nummer ist eigentlich ein guter Banger.
Richtig fein ist 'Eight-Nine', eine Halb-Ballade, bei der ich mich wohl an das Klangbild gewöhnt habe. Das ist so ein Song, den ich richtig klasse finde, weil hier ein schöner Aufbau stattfindet und die Band zeigt, wozu sie kompositorisch in der Lage ist. So setzt sich das auch in der zweiten Hälfte des Albums weiter fort. Ordentliche Songs, immer schön traditionell, aber leider rhythmisch zumeist etwas hüftsteif. Mit 'We Are Metal' gibt es noch einen amtliche Live-Abräumer, der vor 35 Jahren sicherlich auf jeder Fete ein Bringer gewesen wäre.
Ich bin ja nun schon ein altmodisch veranlagter Kauz und suche bei allen Besprechungen immer die positiven Seiten, aber manchmal frage ich mich, warum man bei ordentlichen Songs nicht ein bisschen mehr Wert auf ebenfalls ordentliche Klangumsetzung achten kann. Wo moderne Bands zu viel sneapen, fehlt es hier an einigen Ecken und Enden leider am Schliff. Wenn ich jetzt auch noch sehe, dass der geschätzte Kollege Raphael bereit vor neun (!) Jahren eine EP hier besprochen hat, auf der fünf der hier vertretenen Nummern enthalten waren, dann macht das die ganze Angelegenheit noch unausgereifter. Ich verstehe, wenn man als Hobby-Band seine Zeit benötigt, aber dann erwarte ich auch ein amtliches Endresultat.
- Note:
- 6.00
- Redakteur:
- Holger Andrae